Ein kleiner Schnupfen ist eigentlich noch kein Grund, zu Hause zu bleiben. Doch in Corona-Zeiten ist besondere Vorsicht geboten. Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke

In den Kindergärten herrscht fast so etwas wie Normalität. Doch insbesondere an vereinsgeführten Einrichtungen sind die vergangenen Monate nicht spurlos vorbeigegangen. Die Verunsicherung bei Eltern, Erziehern und Vorständen ist groß.

Möhringen/Sillenbuch - Die Vorteile eines Naturkindergartens in der Corona-Krise liegen auf der Hand: Das regelmäßige Lüften erledigt sich von selbst, weil die Kinder in aller Regel draußen sind. Es muss nur wenig Spielzeug desinfiziert werden, denn die Mädchen und Jungen beschäftigen sich vor allem mit dem, was die Natur hergibt. Und Platz gibt es meist auch genug, zumindest im Naturkindergarten Möhringen, der an das Gelände der Jugendfarm angeschlossen ist. Diese Vorteile zählt Antje Fydrich auf. Sie ist in der Einrichtung für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

Dennoch waren die vergangenen Wochen und Monate für den ehrenamtlichen Vorstand, die Erzieher und natürlich auch die Eltern und Kinder eine Herausforderung. Lockdown, Notbetreuung, langsame Wiedereröffnung bis hin zum Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen – diese Stationen hat auch der Naturkindergarten Möhringen hinter sich. Ständig habe es neue Ankündigungen und Vorgaben gegeben, die binnen kürzester Zeit umgesetzt werden mussten. Das habe Zeit und Kraft gekostet. „Aber der Vorstand hat das gern gemacht, und das Team war maximal flexibel. Uns allen war es wichtig, die Familien so gut wie möglich zu unterstützen, indem möglichst viele Kinder zu uns kommen konnten“, sagt Fydrich.

Was passiert bei der nächsten Erkältungswelle?

Aktuell herrscht schon fast wieder Normalität auf dem Gelände an der Balinger Straße. Der Naturkindergarten bietet wieder die gewohnten Öffnungszeiten an. „Das können wir aber nur, so lange alle Erzieher gesund sind“, warnt Fydrich. Natürlich gibt es einen Hygieneplan. Die sanitären Anlagen, die Küche und Türen müssen häufiger als sonst gereinigt und gründlich desinfiziert werden. Die Eltern sind dazu angehalten, dass Gelände nur kurz zu betreten, um ihren Nachwuchs abzugeben beziehungsweise abzuholen. Die Kinder bekommen wieder jeden Tag ein frisch gekochtes Mittagessen. Aber sie dürfen sich nicht selbst schöpfen – und sie müssen nicht abwaschen. „Eigentlich gehört es zu unserem pädagogischen Konzept, dass die Mädchen und Jungen ihr Geschirr selbst spülen, abtrocknen und wegräumen. Aber im Moment geht das nicht“, sagt Antje Fydrich. Stattdessen kommt alles in die Maschine und wird bei hohen Temperaturen gereinigt.

Auch vor dem Winterhalbjahr ist dem Team des Naturkindergartens nicht bange. Wenn es richtig kalt und ungemütlich ist, ziehen sich die Kinder in ihre Bauwagen zurück. Dort ist es eng, und das darf in Corona-Zeiten so nicht sein. „Dann müssen wir die Gruppen teilen. Aber zum Glück können wir auf die Farmgebäude ausweichen“, sagt Antje Fydrich.

Im Herbst ist dann mit der nächsten Erkältungswelle zu rechnen. Wie gehen die Verantwortlichen damit um, wenn ein Kind eine Rotznase hat? Im Naturkindergarten gilt, dass wer „respiratorische Symptome“ hat, also Symptome, welche die Atemwege betreffen, zu Hause bleiben muss. „Dazu gehören auch Schnupfennasen“, so Fydrich. Das werde aktuell schon so gehandhabt und habe teilweise zu „verschnupften“ Eltern geführt. „Aber wir wollen besonders vorsichtig und sensibel sein.“ Immerhin: Erfahrungsgemäß seien die Naturkindergarten-Kinder abgehärtet und die Einrichtung darum nicht zu stark von gewöhnlichen Erkältungen gebeutelt.

Bald gibt es auch wieder ein warmes Mittagessen

Das Kinderhaus Heuschrecken in Sillenbuch ist ebenfalls auf dem Weg in die Normalität. Der Kindergarten hat wieder wie gewohnt geöffnet. Für die 20 Hortkinder gibt es jedoch noch Einschränkungen. Sie dürfen maximal vier Tage in der Woche kommen, damit es nicht zu eng wird, und sie sind entsprechend ihrer Klassenzugehörigkeit in zwei Gruppen aufgeteilt. Mit Ferienbeginn werden diese Restriktionen aber aufgehoben.

Dann wird in der Einrichtung auch wieder gekocht, statt lediglich das selbst mitgebrachte Vesper gegessen. Zuständig für das warme Mittagessen in der Eltern-Kind-Gruppe sind die Mütter und Väter. Unter Pandemiebedingungen dürfen die Großeltern nicht einspringen, weil sie zur Risikogruppe gehören. Es gilt ein strenges Corona-Hygienekonzept, insbesondere für die Küche und die Sanitärräume. „Wir halten uns da an die Empfehlungen des Landesgesundheitsamts“, sagt Corinna Minten. Sie ist Vorstandsmitglied im Trägerverein des Kinderhauses.

Wie werden die freiwilligen Corona-Tests organisiert?

Die Eltern hätten bisher in der Krise gut mitgezogen, sagt sie. Doch für manche ist der Druck im Job mittlerweile wieder hoch. Das könnte theoretisch dazu führen, dass auch Kinder mit leichten Krankheitssymptomen in den Kindergarten gebracht werden. „In Corona-Zeiten ist das schwierig. Wir haben die Eltern vorsorglich in E-Mails noch einmal darüber informiert. Schnupfen ist zwar kein typisches Corona-Symptom. Aber das Kind sollte auch dann wenigstens einen Tag zu Hause bleiben und beobachtet werden“, sagt Minten. Zudem mussten die Eltern für ihr Kind eine Gesundheitsbestätigung vorlegen. Das gleiche gilt für Urlaubsrückkehrer. Der Vorstand hat die Eltern zudem über aktuelle Risikogebiete unterrichtet. „Damit sie nach der Rückkehr aus den Ferien auf entsprechende Maßnahmen eingerichtet sind, die eventuell erfolgen könnten – Stichwort Quarantäne“, sagt Minten.

Das Kultusministerium hat angekündigt, dass das Personal an Schulen und Kitas sich von Mitte August bis Ende September zweimal freiwillig testen lassen kann. Ein freiwilliger Test ist auch möglich, falls es in einer Einrichtung zu einer Corona-Infektion kommt. „Bisher ist aber zu uns noch nicht durchgedrungen, wie das Ganze organisiert wird und wer die Kosten für die Tests für das Erzieher-Team übernimmt“, sagt Minten.