Beim Friseurbesuch gibt es in Zeiten von Corona einiges zu beachten. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Friseure schaffen seit Montag wieder Ordnung auf den Köpfen ihrer Kunden. Aber nicht alle Haarexperten freuen sich uneingeschränkt über den Start nach wochenlanger Abstinenz.

Stuttgart - Die Zwangspause für die 11 500 Friseurbetriebe im Südwesten war hart - für die Haarexperten wie für die Kunden. Finanzielle Einbußen hier, Wildwuchs dort. Am Montag durften die Friseure erstmals nach sieben Wochen wieder ihre Scheren schwingen. Manch eine Kundin fieberte dem Termin entgegen. „Ich bin froh, dass ich die Matte loswerde“, sagt etwa eine Kundin in einem Stuttgarter Salon, den sie mit einem schicken grauen Pagenkopf verlässt. „Es ist Zeit gewesen“, findet eine weitere Kundin, die Strähnchen verpasst bekommt.

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Friseurin Vera allerdings treiben zu dem Start gemischte Gefühle um. „Ich habe ein bisschen Angst“, sagt sie mit Blick auf die Ansteckungsgefahr. Sie arbeitet in einem Beruf, bei dem Dienstleister und Kunde eng zusammen kommen. Ihr Mann sei nach einer Lungenentzündung sehr empfindlich, erzählt die 49-Jährige; nicht auszudenken, wenn sie jetzt das Coronavirus, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, mit nach Hause brächte.

Strenge Hygiene- und Abstandsregeln

Allerdings sind die Hygiene- und Abstandsregeln der Corona-Verordnung des Landes streng. Am Eingang des Betriebes informiert ein Aushang darüber, was alles zu vermeiden oder zu beherzigen ist - zwölf Punkte vom Verzicht auf Umarmung beim Begrüßen über die Maskenpflicht bis hin zum Verbot von Trockenhaarschnitten. Ein Schwerpunkt ist die Desinfektion, beginnend mit der Handreinigung für die Kunden. Nach jedem Kundenbesuch müssen der Frisierstuhl, die Werkzeuge und Bürsten gesäubert werden. Vera wischt auch nach jedem einzelnen Kunden die Türklinke ab. „Das ist viel mehr Arbeit für uns“, sagt sie. Wegen des fehlenden Mindestabstands von 1,5 Metern zwischen den Arbeitsplätzen kann sie weniger Kunden bedienen, derzeit höchstens acht pro Tag statt wie sonst zwölf.

Die von Gesundheits- und Wirtschaftsministerium auferlegten Sicherheitsvorkehrungen sind auch mit Kosten verbunden, etwa für Masken, wenn die Kundschaft diese vergessen haben sollte. „Früher kosteten 50 Stück noch 13 Euro, heute müssen wir 30 Euro bezahlen“, erzählt Vera. Hinzu kommen Desinfektionsmittel, die schwer zu beschaffen sind. Eigentlich sollten Vera und ihre Chefin Einmalumhänge anschaffen. Aber der Markt ist leer gefegt. So landen die Umhänge nach einem Mal Tragen in der Waschmaschine. Auf so manche lieb gewordene Tradition wie das Genießen einer Tasse Kaffee beim Schmökern in den ausliegenden Zeitschriften müssen Veras Kunden verzichten. Selbst der persönliche Plausch zwischen Friseurin und Kundin soll auf ein Minimum reduziert werden.

Einige Behandlungen sind tabu

Beim benachbarten Coiffeur llker Cibo ist der Wartebereich mit rotem Flatterband abgetrennt. Das Geschäft mit Laufkundschaft ist erst einmal vom Tisch; jeder muss sich telefonisch oder online anmelden. Auch Gesichtsbehandlungen - Bartpflege und Rasur sowie das Färben von Augenbrauen und Wimpern - sind tabu. Die Soforthilfe und die Kurzarbeit für die Angestellten haben zwar geholfen, erzählt Cibo. „Wir sind aber trotzdem in die roten Zahlen gerutscht.“

Bei den Friseuren wie den Gastronomen kann ausgefallener Umsatz nicht wieder hereingeholt werden. In der Branche werden Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen. Auch Cibo erwägt diesen Schritt, je nachdem wie sich die Kundenzahlen entwickeln. Doch diese Woche ist der Terminkalender erst einmal voll.