Eine Kfz-Mechanikerin wechselt in einer Werkstatt die Bremsscheibe eines Range Rover Evoque. Die berufliche Arbeitszeit von Frauen ist in der Corona-Krise im Schnitt stärker gesunken als die von Männern. Foto: Marijan Murat

Frauen in Kurzarbeit müssen in der Corona-Krise mit weniger Geld auskommen als Männer. Auch bei der beruflichen Arbeitszeit stecken sie zurück.

Stuttgart - Ob die Corona-Krise alte Rollenmuster zwischen Frauen und Männern verstärkt oder aufbricht, darüber gibt es unterschiedliche Studien. Besser messbar ist die Befragung nach der tatsächlichen Arbeitszeit und dem Gehalt in der Krise. Hier ist laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die Arbeitszeit von Frauen infolge der Krise stärker gesunken als die von Männern.

Vor Ausbruch der Pandemie arbeiteten Frauen im Schnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job, im Herbst dieses Jahres betrug die Differenz sechs Stunden. Die Stiftung hatte jeweils im April, Juni und November mehr als 6000 Erwerbstätige und Arbeitssuchende online befragt.

Frauen kümmern sich verstärkt um die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen

Als eine Ursache gelte, dass in der Krise Frauen mehr als Männer sich um Kinderbetreuung oder um die Pflege von Angehörigen gekümmert hätten, heißt es. „Durch den aktuell verschärften Lockdown Zwei dürfte der Rückstand der Frauen bei der bezahlten Arbeitszeit noch einmal wachsen“, sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Stiftung. Durch die verlängerten Weihnachtsferien von Schulen und Kitas entstehe erneut erheblicher zusätzlicher Betreuungsbedarf.

Kohlrausch befürchtet, dass ein Teil der Frauen, die in der Krise ihre Arbeitszeit reduzieren musste, nicht so leicht wieder ihre Arbeitszeit aufstocken könnte. „Es besteht die Gefahr, dass manche Arbeitgeber sagen: Einmal reduziert, immer reduziert.“

Frauen in Kurzarbeit müssen mit weniger Geld auskommen

Eine Gefahr sehen die Studienautorinnen und -autoren auch darin, dass Frauen in Kurzarbeit mit weniger Geld auskommen müssen als Männer. Zwar waren sie im November fast im gleichen Umfang von Kurzarbeit betroffen, doch erhielten Frauen seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes über das gesetzliche Niveau hinaus. Hiervon profitierten im November 46 Prozent der kurzarbeitenden Männer, aber nur 36 Prozent der kurzarbeitenden Frauen.

Ein Grund sei, dass Frauen seltener nach Tarifvertrag bezahlt würden und damit seltener von einer tariflich vereinbarten Aufstockung des Kurzarbeitergeldes profitierte, so Kohlrausch. Von den Befragten, die in tariflich gebunden Betrieben arbeiteten, erhielten im November 52 Prozent eine Aufstockung, in Betrieben ohne Tarifvertrag dagegen nur 27 Prozent.