Der Schwimmunterricht in der Schule wird immer wichtiger, weil immer weniger Kinder das Schwimmen privat lernen. Foto: dpa/Georg Wendt

Eigentlich steht Schwimmunterricht trotz des Teil-Lockdowns auf dem Stundenplan, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Betroffen sind vor allem Schüler aus Leinfelden. Auch weil das Hallenbad dort nicht coronakonform ist.

Leinfelden-Echterdingen - Eigentlich sind sämtliche Hallenbäder derzeit in Deutschland wegen Corona geschlossen. Schwimmunterricht soll es aber weiter geben. Schulklassen dürfen weiter Bahnen im kühlen Nass ziehen. In Leinfelden-Echterdingen gilt dieser Satz aber nicht für alle Schulen und nicht für alle Klassen. Insbesondere Jungen und Mädchen, die in Leinfelden zur Schule gehen, müssen ihre Badesachen zu Hause lassen und stattdessen den Turnbeutel in den Ranzen packen. Dies hat mit der besonderen Situation des Gartenhallenbads zu tun. Das Bad ist zu – und bleibt es vorerst auch.

Seit dem 7. Dezember erhalten Besitzer von Geldwertkarten am Automaten des Bades sogar ihr Geld zurück. Auch Schulklassen dürfen das Hallenbad vorerst nicht betreten. Auf die Frage, warum das so ist, erklärt der zuständige Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell unserer Zeitung: „Auch hier stellt sich das Problem mit den Abständen.“ Toiletten, Duschen und Gänge des Leinfelder Bades seien zu eng, die geforderten Mindestabstände könnten nicht eingehalten werden.

Wegen der unzureichenden Lüftungsanlage könnten mögliche Viren nicht rausgelüftet, die Wärme nicht gehalten werden. Filteranlage, Pumpen und Wärmehaushalte des Bades seien bis auf Weiteres heruntergefahren. Das Personal sei in Kurzarbeit oder in anderen Bereichen eingesetzt. „Ein Hochfahren des Betriebes für einzelne Klassen ist technisch und praktisch nicht möglich“, erklärt er. Weil das so ist, können nicht alle Klassen, bei denen eigentlich Schwimmen auf dem Stundenplan stehen würde, ins Wasser hüpfen.

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie in diesem Frühjahr gab es eine klare Aufteilung: Schüler aus Echterdingen und Stetten gehen zum Schwimmen ins Echterdinger Goldäckerbad. Dabei handelt es sich um ein Becken in einer Halle, die zum Sportpark Goldäcker gehört. Es wird sonst von Schwimmvereinen zum Training genutzt. Musberger Schüler schwimmen im Musberger Lehrschwimmbecken. Die Leinfelder Schulen dürfen an eineinhalb Tagen pro Woche ins Gartenhallenbad.

Bad kann nicht öffnen

Seit der Schließung des Leinfelder Gartenhallenbads im Frühjahr ist diese Aufteilung so nicht mehr möglich. „Wenn alle Klassen, die Schwimmunterricht auf den Stundenplan haben, auch schwimmen wollten, kämen wir an unsere Kapazitätsgrenzen“, sagt Manfred Kern, Leiter des städtischen Amtes für Schulen, unserer Zeitung. Denn das sei ein Drittel aller Schüler in Leinfelden-Echterdingen.

Weil der Stundenplan jeder Schule ein hochkomplexes Gebilde sei, wie Kalbfell sagt, hätten einige Schule bestimmte Angebote der Stadt fürs Schulschwimmen nicht wahrgenommen. Anderen sei die Entfernung zum Goldäckerbad zu weit. Zwei Leinfelder Schulen hätten derweil erklärt – zumindest fürs erste Schulhalbjahr – gänzlich auf den Schwimmunterricht zu verzichten.

Die Ludwig-Uhland-Schule ist eine dieser beiden Schulen. Laut Gabriele Roegers, der Leiterin der Schule, war der Verzicht nicht wirklich freiwillig. „Es geht gerade schlichtweg nicht“, sagt sie. Das heiße aber nicht, „dass wir nicht wollten“. Denn: „Unser Ziel ist schon, dass wir baldmöglichst wieder Schwimmunterricht anbieten können.“

Dieser Unterricht werde immer wichtiger, weil viele Kinder heutzutage das Schwimmen privat nicht mehr lernen, sagt sie. Sie könnten es teilweise selbst in der fünften und sechsten Klasse noch nicht richtig.

Verzicht war nicht freiwillig

Weil das Gartenhallenbad aber geschlossen ist, gebe es in Leinfelden gerade keine Möglichkeit, zu schwimmen. Und vor allem mit Grundschülern ergebe es wenig Sinn, für eine Doppelstunde nach Echterdingen oder Musberg zu fahren. Denn abzüglich der Zeit für die Fahrt und das Umziehen bleibe dann nicht mehr viel Zeit im Schwimmbecken.

Beate Moeßner, kommissarische Schulleiterin der Leinfelder Schönbuchschule, sagt Ähnliches. Das Schwimmen stehe weiter auf dem Stundenplan der Dritt- und Viertklässler der Grundschule. Gerade werde Ersatzsportunterricht angeboten. Sobald das Hallenbad wieder geöffnet sei, wollte man wieder Schwimmen anbieten. Das war der Plan. Weil es sich nun aber abzeichne, dass das Bad bis auf Weiteres geschlossen bleibe, hat Moeßner bei der Stadt angefragt, zumindest ab dem zweiten Schulhalbjahr Schwimmzeiten im Goldäckerbad zu bekommen. Die Stadt hat versprochen, die Anfrage zu prüfen.

Unklar bleibt, wie es mit dem Leinfelder Hallenbad weitergeht, auch wenn die Hoffnung besteht, dass es noch mal vor seinem geplanten Neubau öffnen kann. Für Amtsleiter Kern wird dies auch davon abhängen, wann ein Corona-Impfstoff auf den Markt kommt und wie viele Menschen sich impfen lassen..