Thomas Röhrle (links) und seine Mitarbeiter messen, verrücken Geräte und weisen Laufwege mit Bändern aus. Foto: Eva Herschmann

In den Fitnesseinrichtungen wird die Wiedereröffnung mit Hygiene- und Abstandsregeln am 2. Juni vorbereitet. Tanzsportler diskutieren über die Auslegung der Verordnung.

Fellbach - Nicht nur einmal hat sich Thomas Röhrle in den vergangenen Tagen gefragt, ob sich der ganze Aufwand lohnt. Seit drei Wochen bereiten der Inhaber zweier Fitnessstudios in Fellbach und Waiblingen und seine Mitarbeiter die Wiedereröffnung am 2. Juni vor. Das Auseinanderrücken der Trainingsgeräte, um den erforderlichen Mindestabstand zu gewährleisten, ist nur eine von vielen Anordnungen, die befolgt werden müssen.

Den Mitgliedern hat er strikte Verhaltensmaßregeln ins Stammbuch geschrieben

„Ich darf weder Duschen noch Umkleiden öffnen und muss für jede Person im Studio zehn Quadratmeter rechnen. Für die Gruppenkurse mit Bewegungen im Raum sind 40 Quadratmeter pro Person vorgeschrieben, und wir dürfen keine Matten ausleihen“, sagt Thomas Röhrle. Den Mitgliedern hat er strikte Verhaltensmaßregeln ins Stammbuch geschrieben, Waschen und Desinfizieren der Hände vor Trainingsbeginn ist nun Pflicht. Der Fellbacher glaubt, dass der Betrieb nach mehr als zwei Monaten Stillstand wegen des Coronavirus SARS-CoV-2 stockend anlaufen wird. „Das liegt an der Jahreszeit, die Sommermonate sind nicht unsere stärksten, dazu kommt jetzt, dass viele Menschen verunsichert sind, weil man ihnen Angst gemacht hat.“ Thomas Röhrle kann auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Die Studiobetreiber in Nordrhein-Westfalen, die bereits geöffnet haben, meldeten keinen Run auf die Geräte, weiß er. „Sie sprechen von etwa 40 Prozent Auslastung.“ Dennoch nimmt er die Arbeit und die Auflagen auf sich, die in Baden-Württemberg strenger sind als die in Nordrhein-Westfalen, wo Duschen und Umkleiden benutzt werden dürfen und sieben Quadratmeter pro Trainierendem vorgeschrieben sind.

Drinnen wurden die Geräte auseinandergestellt

Gabriel Bieg, der Geschäftsführer des TV Oeffingen, hat es aufgegeben, die Sinnhaftigkeit mancher Hygienevorschrift zu hinterfragen. „Aber die Auflagen sind mach- und umsetzbar.“ Der Fitnesstreff Oefit wird am 2. Juni wieder öffnen, auf Indoor-Kurse verzichtet der Verein vorerst noch. „Wir gehen weiterhin auf den Kunstrasen, da können wir bei der vorgeschriebenen Mindestfläche pro Person fast 20 Leute unterbringen, und am Sonntag hatten wir einen Kurs mit 18 Teilnehmern.“ Drinnen wurden die Geräte auseinandergestellt, Desinfektionsmittel stehen bereit, außerdem hat der TVOe 300 Einwegmasken für die Angestellten besorgt, die diese bei der Arbeit tragen werden. Eingesetzt wird nur festes Personal, auch aus Kostengründen, denn der TVOe hat sich in der Corona-Krise ein sattes Minus eingefangen. „Jetzt tragen wir noch die zusätzlichen Kosten für die ganzen Auflagen, dabei werden uns die Leute sicher nicht überrennen.“ Trainiert werden kann im Oefit nur mit Online-Reservierung. „Dann haben wir gleich die notwendige lückenlose Dokumentation, um mögliche Infektionsketten zu verfolgen“, sagt Gabriel Bieg.

Der TSV Schmiden lässt vorerst die Bewegungslandschaft Schmidolino zu

Im Loop und im Balance des SV Fellbach bereiten sich die Mitarbeiter ebenfalls auf die Wiedereröffnung vor. In den Gerätebereich der Fitnesseinrichtung dürfen in etwa zwölf Menschen, aber nur mit vorheriger Anmeldung, das gilt auch für die Kurse, denn die Reha-Kurse für Rücken, Knie und Hüfte starten wieder. Ungewiss ist noch, ob die Bewegungslandschaft im Loop am 2. Juni wieder öffnen kann. „Wenn die Stadt uns die Entscheidung überlässt, holen wir uns die entsprechenden Einwilligungen von den Nutzern“, sagt Udo Wente, der SVF-Geschäftsführer. Die Dance-Academy jedenfalls macht wieder auf. „Wir haben überwiegend Angebote außerhalb von Paartänzen.“ Aber auch die Rock’n’Roller würden gerne wieder trainieren. „Die Prüfungen laufen derzeit, ob es die Möglichkeit gibt, dass auch sie loslegen dürfen.“

Der TSV Schmiden lässt vorerst die Bewegungslandschaft Schmidolino zu. „Ich kann die Hygienevorschriften nicht einhalten, weil ich die Schnitzelgrube nicht nach jedem Hupfer desinfizieren kann“, sagt Felix Hug, der Abteilungsleiter von „Young Motion“ und Leiter des Sportforums in Schmiden, in dem sich auch was regt. „Wir werden die Türen zum Tanzsaal am 2. Juni öffnen, aber vorerst nur für Einzeltanz. Paartanz wird es bei uns erst mal keinen geben. Wir halten uns strikt an die gesetzlichen Regelungen, und es gilt nach wie vor das Abstandsgebot“, sagt Gerhard Unger, Leiter der TSV-Tanzsportabteilung.

Wilfried Scheible, der Präsident des Tanzsportverbands Baden-Württemberg, sieht das mittlerweile etwas lockerer – und Paartanz als ausführbar. „Explizit steht zum Paartanz in der Landesverordnung nichts drin, aber es heißt, die Abstandsregelung gilt, soweit es im Rahmen des üblichen Trainings möglich ist, und Tanzpaare sind nun mal zu zweit, und wer in häuslicher Gemeinschaft lebt, darf sowieso miteinander Sport treiben“, sagt Wilfried Scheible. Er rät Gerhard Unger, bei der Stadt offiziell nachzufragen, was möglich ist. „Wir haben jedenfalls beim Sozialministerium und beim Ministerium für Kultus, Jugend und Sport eine Anfrage gestellt, ob unsere Auslegung stimmt, nämlich, dass Tanzpaare als Einzelpersonen gezählt werden.“