Weltmeister im Wartestand: Maximilian Stilz weiß im Moment nicht, wann er wieder in ein Motorboot klettern kann. Foto: Privat

Maximilian Stilz aus Rommelshausen, in die Formel 2 aufgestiegen, kann aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht davon ausgehen, dass er Mitte Juni in Portugal ein Gefährt zu Wasser lassen wird.

Rommelshausen - Wer als Fan schneller Motorboote momentan viel Zeit hat, sich zu Hause am Computer der Recherche zu seiner Lieblingssportart zu widmen, der kann sich beim Blick auf die Powerboot-Formel-2-Weltmeisterschaft zumindest noch in Vorfreude üben. Denn auf der Homepage des Weltverbands UIM (Union Internationale Motonautique) gibt es eine rückwärts laufende Uhr, auf der wird die Anzahl der Tage, Stunden und Minuten bis zum Start des ersten Rennens im Jahr 2020 angezeigt.

Die Betonung dabei liegt auf dem Wörtchen „soll“

84 Tage sind es also noch, das ist da jetzt zu lesen, dann soll am 13. Juni der Saisonauftakt auf dem Fluss Tajo, nahe der portugiesischen Kleinstadt Vila Velha de Rodao, nicht weit von der spanischen Grenze gelegen, erfolgen. Die Betonung dabei liegt auf dem Wörtchen „soll“. Offiziell abgesagt ist zwar noch nichts, allerdings geht der Rommelshausener Motorboot-Pilot Maximilian Stilz aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht davon aus, dass er selbst und die Sportkollegen in knapp drei Monaten die Boliden zu Wasser lassen werden. „Momentan kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass es eine reguläre Saison mit mehreren Rennen geben wird. Wenn alles optimal läuft, dann werden wir vielleicht im August oder September irgendwo in der Welt den einen oder anderen Start absolvieren können“, sagt Maximilian Stilz.

Im Dezember 2019 hatte sich der 22-Jährige aus Kernen – nach der Vize-Weltmeisterschaft im Premierenjahr 2018 – in Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) in überlegener Manier den Titel in der Formel 4 gesichert. Und nun wollte der hauptberufliche Industriemechaniker, der vor kurzem von einem Waiblinger Arbeitgeber nach Leonberg gewechselt ist, in der Formel 2 der Motorbootfahrer durchstarten. „Die Gesamtwertung hätte mich in diesem Jahr noch nicht interessiert. Ich wollte mich mit ein paar Testläufen an das neue Gefährt gewöhnen und dann zwei oder drei Meisterschaftsrennen in der Welt- und der Europameisterschaft absolvieren“, sagt Maximilian Stilz.

Am Firmensitz in Mailand (Italien) stehen freilich aufgrund der in Norditalien heftig grassierenden Virus-Pandemie schon seit mehreren Wochen alle Räder still

So weit zur theoretischen Planung. Tatsächlich gibt es das neue, deutlich größere und schnellere Formel-2-Boot für den Rennfahrer aus Rommelshausen auch schon. Allerdings bisher nur in Form einer Zeichnung auf dem Papier in den Räumlichkeiten der Firma Blaze Performance, deren Besitzer Francesco Cantando seit zwei Jahren der Teamchef des Schwaben ist. Am Firmensitz in Mailand (Italien) stehen freilich aufgrund der in Norditalien heftig grassierenden Virus-Pandemie schon seit mehreren Wochen alle Räder still, die Angestellten von Francesco Catando sind zu Hause. „Ich war im Dezember zuletzt dort, als wir meinen Titelgewinn gefeiert haben. Seither gibt es nur Kontakt über Telefon und Skype“, sagt Maximilian Stilz, der in Gedanken bei seinen Freunden, den Mechanikern und seinem Teamchef sowie deren Familien ist.

Etwa sechs bis acht Wochen würde es im Normalfall dauern, ehe das auf Papier konstruierte Wassersport-Gefährt auch tatsächlich für eine Trainingseinheit oder für ein Rennen einsatzbereit wäre. Momentan ist allerdings nicht absehbar, wann und ob Blaze Performance in diesem Jahr überhaupt noch seine Tore für Arbeit an den bis zu einer halben Million Euro teuren Sportgeräten öffnet. „Auf mein bisheriges Boot könnte ich nicht zurückgreifen, das ist schon an den nächsten jungen Formel-4-Piloten vergeben“, sagt Maximilian Stilz. Und auch der Wechsel zu einem anderen Rennstall würde kurzfristig keinen Sinn machen, da zurzeit in der Sportart weltweit der Betrieb eingestellt ist. „Ich kann mich im Moment nur mit Joggen und Fahrradfahren fit halten und hoffen, dass es irgendwann grünes Licht für ein paar Testläufe gibt“, sagt der Motorsportler aus Rommelshausen.

Eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt weiter starten zu können, hat Maximilian Stilz am vergangenen Wochenende erfüllt: In Lorch am Rhein, nahe der Loreley, absolvierte er mit Erfolg den „Turtle-Test“. Motorbootsportler aller Klassen müssen jedes Jahr aufs Neue beweisen, dass sie sich beim Kentern ihres Bootes schnell zur Rettung an die Wasseroberfläche manövrieren können. Zwar will Maximilian Stilz einen Ernstfall vermeiden. Ins Nass gehen, um seine Sportart auszuüben, würde der Weltmeister des vergangenen Jahres aber gerne auch 2020 noch das eine oder andere Mal.