Boris Palmer erntete für seinen Vorschlag harsche Kritik. Foto: imago images/Eibner/Eibner-Pressefoto

Sollen Ältere und Kranke isoliert werden, damit die Gesellschaft schneller wieder aus der Corona-Krise kommt? Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer bleibt trotz Kritik an seinem Vorschlag.

Tübingen - Trotz harscher Kritik vor allem aus der eigenen Partei bleibt Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) bei seinem Vorschlag, die Corona-Risikogruppe kranker und älterer Menschen von anderen zu trennen. „Es wäre ein neuer Generationenvertrag, bei dem die Jüngeren arbeiten gehen, die Infektion auf sich nehmen, während die Älteren und Kranken auf soziale Kontakte verzichten“, sagte Palmer im Interview der Zeitung „taz“ (Montag/Berlin). Eine optimale Versorgung für die Alten und Kranken sei bereits für zehn Prozent der Kosten zu erreichen, die für die derzeit ruhende Wirtschaft nötig seien.

Palmer hält sein umstrittenes Konzept auch für ethisch vertretbar, selbst wenn auch einzelne Gesunde durch eine Infektion in Lebensgefahr geraten könnten. Das geltende Kontaktverbot stellte der Kommunalpolitiker zwar derzeit nicht in Frage. Aber es sei der richtige Zeitpunkt, Wege aus der Krise zu suchen, sagte der Rathauschef der „taz“.

Für alle, die nicht zur Risikogruppe gehörten, könne man die Einschränkungen dann schrittweise lockern. „Natürlich nicht zurück zur völligen Normalität mit Bundesligaspielen und verschwitzten Disco-Partys“, sagte Palmer. „Das Ziel wäre, das Wirtschaftsleben halbwegs zu normalisieren, sodass die Leute wieder arbeiten gehen können, aber keinen ungeschützten Kontakt mehr mit der Risikogruppe haben.“

Palmer gilt in seiner Partei als Außenseiter. Mit seinem Vorschlag widerspricht er seinem Parteifreund, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der sich vehement gegen eine Diskussion um die Isolierung einzelner Gruppen ausspricht.