An der Lindenschule in Murr ist kein Durchkommen mehr zum Spielplatz. Foto: Oliver Bürkle

Kommunen haben Anlagen geschlossen. Verbot wird kontrolliert, aber nicht immer eingehalten.

Marbach/Bottwartal - Das Bild mutet schon fast gespenstisch an. Die Sonne hat am Freitagmittag die Spendierhosen an und liefert perfektes Frühlingswetter, doch auf dem sonst so beliebten Spielplatz auf der Marbacher Schillerhöhe ist tote Hose: kein fröhliches Lachen, keine begeisterten Rufe, kein einziges herumtollendes Kind. Das ist auch so gewollt. Das Land hat Anfang der Woche verordnet, dass der Betrieb von öffentlichen Spiel- und Bolzplätzen untersagt ist. Daran haben sich die Kommunen orientiert und die Anlagen geschlossen.

In Marbach sind davon genau 29 Spielplätze betroffen, dazu kommen noch die verschiedenen Flächen, auf denen sonst gekickt werden kann, erklärt der Bürgermeister Jan Trost. „Wir kontrollieren das auch, soweit das personell möglich ist“, fügt er hinzu. Die einzelnen Anlagen wurden auf unterschiedliche Art und Weise dichtgemacht. Bei dem umzäunten Sportplatz am Schulzentrum habe es zum Beispiel genügt, die Tür zuzuschließen, ansonsten wurde, wie beim Spielplatz auf der Schillerhöhe, rot-weißes Trassierband verwendet. Außerdem wurden schriftliche Hinweise angebracht, mit denen erläutert wurde, warum die Fläche nicht betreten werden darf.

Jan Trost kann nachvollziehen, dass das Land die Verordnung erlassen hat. Spielplätze seien in diesen Zeiten ein Infektionsherd. Und es würden sich leider auch nicht alle an die Empfehlungen halten, wonach man nur im Ausnahmefall die eigenen vier Wände verlassen sollte. „Ich kann nur an die Leute appellieren, zuhause zu bleiben“, sagt Trost.

Diesem Aufruf schließt sich sein Murrer Amtskollege Torsten Bartzsch an. Es sei natürlich gerade jetzt, wo das Wetter die Kinder ins Freie lockt, bitter, die Spielplätze zur Tabuzone zu erklären. „Aber das ist notwendig“, betont der Rathauschef. Insofern hofft er auch, dass die Vorgaben nicht missachtet werden. Gleichwohl wolle man in den ersten Tagen noch recht kulant mit den Verbot in Sachen Spielplätze umgehen. „Man kann aber auch ein Bußgeld verhängen, wenn jemand sich nicht daran hält. Die Verordnung soll schließlich umgesetzt werden“, betont Torsten Bartzsch.

Betroffen sind in Murr rund 15 Freizeitanlagen. Dazu zählen neben den Spielplätzen auch der Bouleplatz oder die Skateranlage. Die Flächen sind auf unterschiedlichen Wegen abgeriegelt. „Der Bauhof hat dafür sämtliche Materialien genutzt“, berichtet Bartzsch. Teilweise habe man Maschendrahtzaun verwendet, manchmal Bauzäune, zudem auch weiß-rotes Flatterband. Es habe überdies Fälle gegeben, da habe man nur eine Tür abschließen müssen. All das sei schon am Dienstag geschehen, nachdem der Bund entsprechende Signale gesendet hatte. „Da war es ja nur eine Frage Zeit, bis eine Verordnung kommt“, sagt Torsten Bartzsch.

Ebenfalls seit Dienstag kann im Prinzip auf den Steinheimer Spielplätzen nicht mehr gerutscht, gewippt und geklettert werden. An diesem Tag habe der Bauhof Schilder aufgestellt und die Anlagen mit Flatterband abgesperrt, berichtet die Ordnungsamtsleiterin Tanja Glück. Hält sich entgegen jeder Vernunft doch jemand auf den Plätzen auf, werde derjenige natürlich weggeschickt, betont Glück. „Wir kontrollieren das täglich“, erklärt sie. Und das aus gutem Grund: „Manche halten sich nicht an die Vorgaben.“ Außerdem komme es immer wieder vor, dass die Hinweisschilder abgerissen und in der Folge erneuert werden müssen. Um den Zutritt zu erschweren, seien mittlerweile teilweise Bauzäune aufgestellt worden.

Das Zwischenfazit von Torsten Bartzsch fällt ebenfalls gemischt aus. „Wir haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, stellt er fest. Teils würden die Vorschriften befolgt, teils nicht. „Manche haben den Ernst der Lage nicht erkannt“, konstatiert er. Das kann der Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl nur bestätigen, wo die Spiel- und Bolzplätze selbstverständlich ebenfalls geschlossen sind. „Wir haben einzelne Verstöße registriert“, sagt der Rathauschef der Langhansstadt. Andererseits sei es auch nicht so, dass die Regelung komplett ignoriert werde. Die Karte Bußgeld habe man wie die Kollegen noch nicht ausgespielt. „Der Vollzugsdienst versucht, die Leute zu sensibilisieren“, sagt Holl.