Leere Schalter am Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv. Foto: AP/Ariel Schalit

Auch Israel greift im Kampf gegen das Corona-Virus zu drastischen Mitteln: Wer einreist, muss zwei Wochen in Quarantäne. Das kommt faktisch einem Stopp des Tourismus gleich.

Tel Aviv - Der sonst so belebte Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv wirkt am Dienstag wie ausgestorben. Fotos, die Flughafenmitarbeiter in sozialen Netzwerken teilen, zeigen gespenstisch leere Hallen. Eine drastische Entscheidung der israelischen Regierung zeigt Wirkung: Seit Montagabend müssen sämtliche Reisende nach der Ankunft in Israel für zwei Wochen in Quarantäne – egal, ob das Land, aus dem sie kommen, vom Corona-Virus betroffen ist oder nicht.

Dramatische Folgen für Tourismusbranche

Ausländer müssen am Flughafen nachweisen, dass sie die Möglichkeit einer zweiwöchigen Heimquarantäne haben. Hotels gelten nicht. Die Vorschrift kommt einem Einreisestopp für ausländische Besucher gleich – mit dramatischen Folgen für die lokale Tourismusindustrie.

„Zweifellos verstärkt die Entscheidung die Unsicherheit und Angst der Menschen“, sagt der Ökonom Dan Galai von der Hebräischen Universität in Jerusalem. „Selbst in Kriegszeiten hat Israel den Flugverkehr aufrechterhalten. Das ist das erste Mal, dass Israel seine Tore schließt. Der Effekt wird erheblich sein.“

Offiziell soll die neue Regelung zunächst für zwei Wochen gelten. Ob sie anschließend verlängert wird, ist noch nicht absehbar. Doch schon jetzt leidet der Tourismussektor. Nicht nur Ausländer stornieren Flüge und Hotelzimmer, auch der Inlandstourismus bricht ein. „Israelis annullieren ihre Besuche am Toten Meer und in Eilat“, schreibt Mark Feldman, Geschäftsführer des israelischen Reiseveranstalters Ziontours, in der „Jerusalem Post“. Bis Dienstagnachmittag gab es in Israel 58 bekannte Corona-Fälle.

Fluggesellschaft El Al entlässt viele Mitarbeiter

Etliche ausländische Fluggesellschaften, darunter Lufthansa, haben alle Flüge nach Israel in den nächsten Wochen abgesagt. Israels größte Fluggesellschaft El Al hat ein Zehntel ihrer 6000 Angestellten entlassen. Auch der Präsident des israelischen Hotelverbandes, Amir Hayek, warnte vor einer massiven Kündigungswelle. Israels Finanzministerium hat einen Hilfsfonds in Höhe von vier Milliarden Schekel, umgerechnet etwa 990 Millionen Euro, angekündigt, um betroffene Unternehmen zu unterstützen.

Auch die Unterhaltungsbranche dürfte leiden, meint der Ökonom Dan Galai, da viele Menschen aus Furcht vor Ansteckung belebte Orte wie Restaurants und Einkaufszentren meiden. Allein Lieferdienste für Essen aller Art freuen sich über eine erhöhte Nachfrage – dank der rund 70 000 Israelis, die sich in häuslicher Quarantäne befinden.

Furcht vor Trumps Ärger

Zvi Bentwich, Direktor des Zentrums für neue und tropische Krankheiten sowie AIDS an der Ben-Gurion-Universität in Beersheva, hält die strikten Maßnahmen der Regierung für „zu extrem“. Manche Analysten vermuten wiederum, Israels Premierminister Benjamin Netanjahu habe die Einreisebeschränkung für sämtliche Länder nur durchgesetzt, um nicht explizit Reisende aus den USA zur Quarantäne zu zwingen – und damit seinen Busenfreund, den US-Präsidenten Donald Trump, zu verärgern.

Der Premier verteidigt derweil die Verschärfung der Maßnahmen. „Das ist eine schwierige Entscheidung“, sagte er am Montagabend, „aber sie ist essenziell zur Erhaltung der öffentliche Gesundheit, die Vorrang vor allem anderen hat.“