Manche Gastronomen in Stuttgart-Vaihingen haben in der Krise einen Lieferservice aufgezogen, weil die Bewirtung stark eingeschränkt war und ist. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der BdS-Vorsitzende Matthias Filbinger aus Stuttgart-Vaihingen spricht über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die lokale Wirtschaft, wer aktuell am meisten leidet und was dagegen getan werden soll.

Vaihingen - Am Donnerstag, 24. September, finden die sechsten Vaihinger Wirtschaftsgespräche des Bundes der Selbstständigen (BdS) statt. Dabei tauschen sich Mitglieder des örtlichen Gewerbe- und Handelsvereins aus, wie sie das Beste aus der Corona-Krise machen können. Wir sprechen darüber mit dem BdS-Vorsitzenden Matthias Filbinger.

Ist der BdS unvorbereitet von der Corona-Krise und dem Lockdown getroffen worden?

Vor genau sechs Monaten hatten wir die BdS-Jahreshauptversammlung. Wir saßen mit einem mulmigen Gefühl zusammen, denn wir alle wussten noch nicht, was alles auf uns zukommen wird. Aber wir ahnten, dass wir mit ganz neuen Problemen und Herausforderungen konfrontiert werden sollten.

Wie hat der BdS in der Krise agiert?

Als der Lockdown verkündet wurde, musste der BdS die Mitglieder rasch über die Maßnahmen informieren und die Unternehmen in der Krise begleiten. Von Anfang an haben wir unsere Mitglieder abgefragt, ob es veränderte Öffnungszeiten gibt oder ob zum Beispiel die Gastronomen Liefer- und Abholservice einführen. Das haben wir dann auf unserer Homepage veröffentlicht und außerdem in zwei Newslettern pro Woche an unsere Mitglieder versandt. Wir haben die Aktion „Mitglieder helfen Mitgliedern“ gestartet. Dabei haben zum Beispiel unsere Mitglieder an Ostern den Gastronomen beim Lieferservice geholfen. Ferner haben wir uns an der Aktion der städtischen Wirtschaftsförderung „Bleiben Sie uns treu“ beteiligt und beim Besuch der Unternehmen Erfahrungen gesammelt, wo wir im Einzelnen helfen können. Ein Schwerpunkt lag darauf, die Mitglieder bei Maßnahmen während des Lockdowns zu beraten um ihnen über Corona-Soforthilfen von Bund und Land Liquidität zuzuführen. Die Treffen des Vorstands, die für all dies nötig waren, fanden per Telefon- oder Videokonferenz statt.

Konnten Sie Ihren Mitgliedern dabei helfen, rasch an staatliche Corona-Hilfen zu kommen?

Wir haben jetzt über 100 Mitglieder. Fünf davon konnten wir während der Krise dazugewinnen, weil sie von unserem Einsatz begeistert waren. Wir haben alle unserer Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen absagen müssen. Die erste Veranstaltung nach dem Lockdown fand erst wieder am 24. August statt. Dabei sind wir bei unserem „kulinarischen Rundgang“ mit einer auf 20 Personen begrenzten Teilnehmerzahl durch fünf Lokale gegangen, haben dort wie immer bei diesen Rundgängen Speisen und Getränke genossen, und wir haben den Gastronomen damit gezeigt, dass wir sie unterstützen. Einen Monat später, am 24. September, waren die 6. Vaihinger Wirtschaftsgespräche bei unserem Mitgliedsunternehmen, dem Nierenzentrum Stuttgart, geplant. Diese Veranstaltung mussten wir aber, der Hygienesicherheit wegen der dort behandelten Patienten, absagen. Stattdessen werden wir die Veranstaltung nun an anderer Stelle zum Thema Corona-Auswirkungen abhalten.

Welche Branchen waren hauptsächlich von der Krise betroffen?

Vor allem betroffen waren die Gastronomie, Heilberufe und natürlich auch der Handel. Am härtesten hat aber die Gastronomie gelitten. Ansonsten sind jetzt alle Unternehmen wieder auf dem Markt, allerdings wegen der Krise immer noch mit zum Teil deutlichen Umsatzeinbrüchen.

Welches Ziel verfolgen die sechsten Vaihinger Wirtschaftsgespräche?

Die BdS-Mitglieder sollten sich zum Erfahrungsaustausch an einen Tisch setzen. Dabei soll aber nicht nur Negatives thematisiert werden. Einige Unternehmen haben aus der Not eine Tugend machen können, und sie sollen diese Erfahrungen an andere weitergeben. So haben einzelne Unternehmen zum Beispiel durch Kunden, welche im Homeoffice arbeiten, profitieren können. Durch Essen to go und andere Lieferdienste hat eine Verschiebung des Konsums nach Vaihingen hinein stattgefunden. Wir sind der Meinung, dass solche positiven Prozesse unbedingt kommuniziert werden müssen.

Wissen denn genug Bürger davon?

Wir haben ja unsere Mitglieder und auch die Bevölkerung bereits im Bezirksbeirat dazu aufgerufen, gerade jetzt vermehrt im Bezirk einzukaufen, damit die Vaihinger Wirtschaft unterstützt wird. Auf der Veranstaltung am 24. September werden außer unseren Mitgliedern auch ein Vertreter der Automobilindustrie in der Region und Herr Thomas Bürkle von der Elektrofirma Bürkle und Schöck im Synergiepark über die Situation in ihren Betrieben und Branchen berichten. Wenn es uns gelingt, Ideen aufzugreifen, wie Unternehmer von Unternehmern lernen und profitieren können, dann bewerten wir dies schon als einen Erfolg.