Den Weg ins Impfzentrum findet man leichter als einen Impftermin. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Viele sind frustriert von der digitalen Impftermin-Buchung. Die von einem Ulmer Entwickler gesammelten Daten dokumentieren das Ausmaß des Problems – und zeigen, wann die Chancen vergleichsweise gut stehen.

Stuttgart - Die Vergabe von Impfterminen sorgt seit Wochen für Ärger – vor allem bei denen, die sich impfen lassen wollen, aber nicht zum Zuge kommen. Weil Impfstoff weiterhin knapp ist, gibt es relativ wenige Termine in den Impfzentren. Vergeben werden sie per Telefon und über die Website impfterminservice.de. Der Illertissener Softwareentwickler Joshua Jung hat ein Programm geschrieben, das auf dieser Website alle sechs Minuten für alle Impfzentren digital anfragt und protokolliert, ob Termine verfügbar sind. Die Daten liegen unserer Zeitung vor, lassen sich aber auch über Jungs Website impfterminmonitor.de abrufen.

Zwar ist eine umfassende Auswertung müßig, weil die Daten kein vollständiges Bild aller verfügbaren Impftermine bieten. Dennoch dürfte der Sechs-Minuten-Takt bei der Terminabfrage einigermaßen dem Nutzungsverhalten von Impfwilligen entsprechen. Zudem lassen sich aus den Daten Muster ableiten, wann Impftermine verfügbar sind und wie lange.

Freie Termine sind die Ausnahme

Impfwillige müssen vor allem schnell sein. 138 Mal waren in den vergangenen sieben Tagen an einzelnen Impfzentren länger als sechs Minuten am Stück Termine frei. Mehr als dreimal so oft kam es dagegen vor, dass ein Impfzentrum einen Termin anbot – der bei der nächsten Abfrage sechs Minuten später weg war.

Es hat sich herumgesprochen, dass gegen Mitternacht oftmals neue Termine freigeschaltet werden. Tatsächlich zeigt sich in Joshua Jungs Daten, dass oftmals nach 0 Uhr Termine verfügbar waren – auch für einen längeren Zeitraum. Das galt aber eher für Impfzentren in Offenburg (Ortenaukreis) oder Altensteig (Kreis Calw) und seltener für zentral gelegene Einrichtungen wie das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart, wo die Termine nach Mitternacht schnell weg waren.

Meiste freie Termine nach Mitternacht

Insgesamt zeigt die Verteilung der gefundenen freien Termine, dass tatsächlich nach Mitternacht die meisten Termine frei sind – aber auch zu anderen Tageszeiten, vor allem zwischen 9 und 19 Uhr.

In mehr als 300 Fällen zumeist nach 20 Uhr wurden dagegen innerhalb des Abfrageturnus bis in den Folgetag gar keine freien Termine angezeigt – oder aber zwischen Joshua Jungs Abfrageturnus weggebucht.

Die Landesregierung hat auf den Ärger um die digitale Terminvergabe mittlerweile reagiert. Seit Montagvormittag können sich Impfwillige auf eine Warteliste setzen lassen. Bis Dienstagmittag war die Liste laut Sozialministerium auf 26 800 Einträge angewachsen. Die Pointe: Auf die Warteliste kommt man nur telefonisch, auf eine digitale Lösung wurde verzichtet.