Ein junger Mann wird mit einer Booster-Dosis eines Corona-Impfstoffs in einem Impfzentrum in Potsdam gegen das Coronavirus geimpft. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Das Herbstwetter drängt die Menschen wieder verstärkt in die Innenräume. Dort verteilen sich Corona-Viren leichter und lassen so auch die Infektionszahlen wieder steigen. Wie effektiv ist da eine Booster-Impfung?

Seit Mitte September steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg wieder. Zuletzt haben die Ansteckungszahlen sogar deutlich an Fahrt aufgenommen. Auch die Zahl der Infizierten in den Kliniken und auf den Intensivstationen nimmt wieder zu. Es dominiert weiter die Omikron-Variante BA.5 des Coronavirus.

Wie wirksam ist angesichts dieser Situation die Booster-Impfung? Und wie lange hält der Impfschutz an?

Wie lange ist das digitale Impfzertifikat gültig?

Nach Angaben des Bundesamtes für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hat das digitale Impfzertifikat hat vorerst eine Gültigkeitsdauer von zwölf Monaten. Je nach beobachteter Wirkungsdauer der Impfstoffe soll dieser Zeitraum angepasst, beziehungsweise eine Auffrischimpfung angeboten werden.

In der Europäischen Union gibt es noch kein Ende der Gültigkeit für die Booster-Impfung. Aktuell sind sie also unbegrenzt gültig.

Wie lange ist man nach einer Booster-Impfung geschützt?

Die aktuellen Daten zeigen, dass man deutlich länger als drei Monate geschützt ist.

Die dritte Impfung sorgt nachweislich für eine verstärkte Antikörper- und T-Zell-Antwort, die mit einem immunologischen Gedächtnis verknüpft ist.

Dieser Schutz hält länger als drei Monate. Einige Experten gehen derzeit davon aus, dass die meisten Geimpften – ausgenommen ältere und immungeschwächte Personen – nach der dritten Impfung nicht zwingend eine vierte – also einen zweiten Booster – benötigen.

Zur Info: T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die einen Teil des menschlichen Immunsystems ausmachen.

Unter dem Begriff immunologisches Gedächtnis versteht man die Kommunikation von verschiedenen „Gedächtnis-Zellen“. Auch nach Abklingen einer Erkrankung – wie etwa Corona – bleiben sie jahrelang im Körper und speichern wie eine Datenbank alle Informationen über den abgewehrten Erreger, wie das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) erklärt.

Was sagt das RKI?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) und das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin machen relativ genaue Angaben dazu, wie lange die Booster ihre Wirkung gegen das Corona-Virus behalten. Allerdings wird die Effektivität der Impfstoffe durch die inzwischen kursierenden verschiedenen Virus-Varianten beeinträchtigt.

Hält der Impfschutz ein Leben lang?

Nein, das auf keinen Fall. Für einen effektiven Impfschutz sind zwei Impfungen (Grundimmunisierung) und eine dritte Auffrischungsimpfung (Booster) erforderlich.

Allerdings schützt selbst diese Kombination nicht ein ganzes Leben vor Corona – und schon gar nicht vor den noch nicht bekannten, möglicherweise in der Zukunft auftretenden Virus-Varianten.

Warum empfiehlt das RKI dann überhaupt einen Booster?

Die Stiko und das RKI empfehlen die generelle Auffrischimpfung aller Personen ab 12 Jahren nach der Grundimmunisierung mit zwei Impfungen (Stand: 22. Aktualisierung der Stiko-Impfempfehlung vom 7. Oktober). So könnten schwere Covid-19-Verläufe verhindert werden.

Das RKI betont, dass die Auffrischungsimpfung einen „längerfristigen robusten Impfschutz“ bewirkt. Studien belegen, dass der Impfschutz – sowohl die zweimalige Grundimmunisierung als auch die Booster-Auffrischungsimpfungen – mit der Zeit nachlässt. Eine Auffrischungsimpfung erhöht demnach den Impfschutz wieder deutlich.

Der Grund: Der Körper bildet mehr Antikörper und kann sich besser vor dem Virus schützen. Die Auffrischungsimpfung bewirkt einen Booster (Verstärker)-Effekt für das Immunsystem. Der zweite Booster soll sechs Monate nach der ersten Auffrischimpfung beziehungsweise der Sars-CoV-2-Infektion gegeben werden.

Wie effektiv ist der Booster?

Die Immunologin Christine Falk vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung erklärt: „Die dritte Impfung sorgt für eine verstärkte Antikörper- und T-Zellantwort, die mit einem immunologischen Gedächtnis verknüpft ist. Dies hält länger als drei Monate.“

Wie ist die wissenschaftliche Datenlage?

Eine US-Studie, die im Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass drei Impfungen innerhalb der ersten drei Monate nach der letzten Dosis einen hohen Schutz vor Krankenhauseinweisungen (Hospitalisierungen) gewähren. Nach dieser Zeit schwächt sich der Schutz vor der Omikron-Variante ab.

Eine weitere Studie, publiziert im „New England Journal of Medicine“ hat die Wirksamkeit von Comirnaty (Biontech/Pfizer) mit Fokus auf die vierte Dosis (zweiter Booster) untersucht. Das Ergebnis: Der zweite Booster erhöht den Schutz vor Infektion gegenüber der dritten Dosis. Allerdings baut sich dieser zusätzliche Schutz nach nur sechs Wochen wieder abgebaut. Der Schutz vor schweren Verläufen bleibt aber über einen weit längeren Zeitraum erhalten.

Eine Analyse des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA zeigt, dass die dritte Impfdosis den Schutz vor symptomatischen Infektionen, schweren Erkrankungen und Todesfällen erhöhen kann. Nach einigen Monaten nimmt aber auch diese Wirkung wieder ab.

Der CDC-Studie zufolge beträgt die Wirksamkeit einer dritten Covid-19-Impfung – dem sogenannten Booster - gegen Behandlungen in der Notaufnahme nach zwei Monaten rund 97 Prozent und ging nach vier Monaten auf 89 Prozent zurück. Der Schutz vor Krankenhausaufenthalten liegt zwei Monate nach der dritten Impfung bei 96 Prozent; nach vier Monaten sind es 76 Prozent.