Es gibt Pflegeheime im Landkreis Esslingen, wo nicht einmal die Hälfte der Bewohner die Grundimmunisierung erhalten hat. Foto: dpa/Tom Weller

Die SPD kritisiert die Boosterquote in Pflegeeinrichtungen im Land. In einem Heim im Kreis Esslingen liegt sie bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sogar bei null Prozent. Woran liegt das?

Kreis Esslingen - Im Kreis Esslingen gibt es ein Pflegeheim, in dem kein Bewohner und keine Bewohnerin eine Auffrischungsimpfung erhalten hat – das geht aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der SPD hervor, über die die Deutsche Presseagentur und der SWR berichteten.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Impfquote von 20 Prozent – Heim droht das Aus

„Uns hat die Berichterstattung eher verwundert“, sagt Alexandra Heizereder, die Sprecherin der Evangelischen Heimstiftung, die im Landkreis Esslingen mehrere Pflegeeinrichtungen betreibt. In vielen Heimen der Stiftung seien bereits über 90 Prozent der Bewohner geboostert. Einige davon hätten sogar schon ihre vierte Impfung erhalten. „Wir sehen bei unseren Bewohnern keine Impfmüdigkeit“, sagt Heizereder. Ähnliches berichtet auch das diakonische Unternehmen „die Zieglerschen“ über seine Pflegeeinrichtungen im Kreis Esslingen. Die Impfbereitschaft unter den Bewohnern allgemein, aber vor allem auch für die Auffrischungsimpfung, sei hoch, sagt Stefan Wieland, der Sprecher des Unternehmens.

Gründe für Boosterquote sind vielfältig

Um welche Pflegeeinrichtung im Kreis genau es sich bei der Mitteilung handelt, können weder Pascal Murmann, stellvertretender Pressesprecher des Landessozialministeriums, noch die Landratsamtssprecherin Andrea Wangner sagen. „Es gibt zwei Pflegeheime im Landkreis Esslingen, in denen die Heimleitung den Besuch mobiler Impfteams ablehnt“, teilt Wangner jedoch mit. In diesen beiden Einrichtung sei die Boosterquote bei null beziehungsweise sieben Prozent; die Zweitimpfungsquote bei 35 beziehungsweise 38 Prozent. „Im Vergleich zu anderen Heimen im Landkreis, wo sich die Auffrischungsquoten zwischen 53 und 100 Prozent befinden, liegen diese beiden Heime deutlich unter dem Durchschnitt“, sagt Wangner. Für Heimbewohnerinnen und -bewohner sei das niederschwellige Angebot der mobilen Impfteams essenziell, da sie andere Angebote nicht so leicht wahrnehmen könnten. Die Heimaufsichten des Landkreises haben dieses Problem in den beiden Einrichtungen laut Wangner wahrgenommen; es hätten auch Beratungen stattgefunden. Der erwünschte Effekt sei nicht eingetreten.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Politik behindert die Umsetzung der Impfpflicht

Andere Gründe dafür, weshalb die Boosterquoten in einigen Einrichtungen des Landes und auch des Kreises so niedrig sind, sind nach Angaben von Pascal Murmann vielfältig. Längere Krankenhausaufenthalte, Impfdurchbrüche, persönliche Bedenken, eine noch nicht abgeschlossene Grundimmunisierung oder ein im Vergleich zu den Vorimpfungen verschlechterter allgemeiner Gesundheitszustand seien genannt worden. Zudem müsse man die Meldungen in Relation setzen. „93 Prozent der Bewohner in Pflegeheimen im Land sind geimpft, 81 Prozent geboostert. Das sind sehr gute Zahlen“, sagt der Pressesprecher.

Coronalage in Kliniken entspannt sich

Die sinkenden Infektionszahlen im Land machen sich derweil auch in den Kliniken im Kreis bemerkbar: Seit Mitte Februar verzeichnen die drei Medius Kliniken im Landkreis einen langsamen, aber stetigen Rückgang der Coronapatienten, die im Krankenhaus stationär behandelt werden müssen, teilt Iris Weichsel, die Sprecherin der Medius-Kliniken, mit. Auch im Klinikum Esslingen „entspannt sich die Coronalage“, sagt Anja Dietze, die Sprecherin des Klinikums. Inzwischen befinde sich kein Coronapatient mehr auf der Intensivstation und auch die Mitarbeitenden, die wegen Corona in Quarantäne seien, kämen langsam wieder zurück, berichtet Dietze. „Es ist in jedem Fall eine Entwicklung in die richtige Richtung.“