Das Staatsorchester unter Cornelius Meister hat in der Liederhalle Tschaikowsky gespielt – und für Beifallsstürme gesorgt.
Die Frage nach der Substanz von Musik ist so alt wie die Musik selbst. Die Antworten darauf bewegen sich zwischen zwei extremen Positionen. Den einen ist sie, wie es der Musikwissenschaftler Eduard Hanslick einst ausdrückte, „tönend bewegte Form“ – objektives thematisches Material also, das vom Komponisten in eine wie immer geartete künstlerische Gestalt gebracht wird. Seine extremste Ausprägung hat diese Haltung in den abstrakten Kompositionen der Serialisten gefunden, aber auch die Sinfonik von Anton Bruckner weist schon in diese Richtung. Andere dagegen begreifen Musik in erster Linie subjektiv, als Ausdruck von Emotionen, und das trifft auf wenige Komponisten so stark zu wie auf Peter Tschaikowsky. Obwohl seine Sinfonien rein formal stringent gearbeitet sind, wird man ihrem Gehalt durch pure Analyse nicht nahekommen. Man muss die großen Gefühle schon nachempfinden – den Schmerz, die Verzweiflung, aber auch die Freude und den Jubel.