Thomas Ebinger (rechts) und Elena Roth zeigen Flüchtlingen, wie sie die Laptops richtig und sicher nutzen. Foto: Ralf Recklies

Mehr als 200 Laptops hat die Computerwerkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Plieningen-Birkach bereits an Geflüchtete vermittelt. Die Helfer statten die Flüchtlinge nicht nur mit Technik aus, sie zeigen auch, wie man diese sinnvoll nutzt.

Birkach - Djibril zückt seine Bankkarte. Der Versuch, die Bestellung eines neuen Akkus für einen betagten Laptop bei einem Online-Anbieter abzuschließen, scheitert aber. Der Versender bietet dem aus Kamerun stammenden 30-jährigen Flüchtling nicht die gewünschte Bezahlmöglichkeit. Was dort nicht klappt, gelingt bei einem anderen Online-Händler. Mit der Hilfe von Thomas Ebinger, der die Computerwerkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Plieningen-Birkach vor mehr als zwei Jahren gegründet hat, schließt Djibril die Bestellung letztlich ab. Am Ende des Vorgangs erhält er die Info, dass der knapp 25 Euro teure Akku bis zum 26. Februar geliefert werden soll. Mit diesem kann dann sein aus dem Sudan stammender Freund Rahamah (26) das ältere Notebook, dass er über die Computerwerkstatt erhalten hat, auch wieder mobil nutzen.

Projekt wurde vor mehr als zwei Jahren begonnen

Mehr als 200 Laptops hat die Computerwerkstatt seit dem Beginn des Projekts Anfang 2016 bereits an Flüchtlinge vergeben. Darunter auch 80 von Google gespendete neuwertige Chromebooks. Wer ein solches Gerät haben wollte, musste sich verpflichten, regelmäßige Schreibaufgaben zu erledigen. Schließlich sollen die Laptops vor allem dabei helfen, die deutsche Sprache zu erlernen – und die Kommunikation mit anderen zu erleichtern. Mit Freunden und Familienangehörigen in der Heimat sowie mit Freunden, Bekannten, Institutionen und Behörden in Deutschland.

„Es ist kaum zu fassen, wie viel funktionierende Hardware in Deutschland entsorgt wird“, sagt Thomas Ebinger. Dabei seien selbst ältere Laptops oft noch gut zu gebrauchen. Das größte Handicap ist meist das Betriebssystem. Daher spielt die Computerwerkstatt auf die Rechner zumeist ein Linux-Betriebssystem, „denn alte Rechner gehen mit neueren Windows-Betriebssystemen oft schnell in die Knie“, erklärt Ebinger. Ubuntu von Linux sei da meist eine gute Lösung: schneller und auch sicherer. Zudem gebe es alle Programme, die für Windows verfügbar seien, auch für Linux – und kostenlos: Officepakete ebenso wie Grafik- oder Bildbearbeitungsprogramme.

Auch Programme zum Deutschlernen werden vorinstalliert

Ebinger hilft mit Elena Roth und Jutta Nowottny – die mit ihm das Projekt leiten – nicht nur bei der Optimierung von Hardware und Betriebssystem. Die Drei erläutern auch, wie die Software richtig und ohne große Sicherheitsrisiken eingesetzt werden kann. Beim jüngsten Treffen in der Flüchtlingsunterkunft an der Ohnholdstraße wurde so beispielsweise einem Geschwisterpaar gezeigt, wie es die überlassenen Laptops in der Schule nutzen kann – aber auch wie man sie zum Spielen nutzen kann. „Denn auch dabei lernt man was“, sagt Ebinger. Auf allen Rechnern wird aber auch eine Software zum leichteren Deutschlernen vorinstalliert – „und diese wird auch gerne genutzt“, weiß Ebinger.

Roth war durch eine Kleinanzeige auf die Computerwerkstatt aufmerksam geworden und überzeugte ihren Chef, ein halbes Dutzend alter Mobilcomputer zu spenden. Seither steht sie Ebinger zur Seite. Jutta Nowottny, die sich vielfältig in der Flüchtlingshilfe engagiert, hat indes erkannt, „dass Computer eine Art Türöffner sind“, um Zugang zu den Geflüchteten zu bekommen. Seither ist auch sie bei den regelmäßigen Treffen dabei.

Nach wie vor werden weitere Geräte gesucht

„Anfangs kamen bis zu 70 Flüchtlinge“, sagt Ebinger. Obwohl der Bedarf an Laptops und der Zuspruch bei den Treffen inzwischen etwas zurückgegangen ist, werden weitere Altgeräte, aber auch Komponenten und Netzgeräte gesucht. „Es gibt immer wieder neue Anfragen, und es geht auch mal was kaputt“, erklärt Ebinger.