Auf einer Leinwand im Apple-Store Berlin wird die Präsentation von Tim Cook übertragen: Der Apple-Chef präsentierte in San Francisco auch die mindestens 11 000 Euro teure Apple Watch Edition aus 18 Karat Gold Foto: dpa

Jetzt ist es raus: Mindestens 11 000 Euro kostet Apples teuerste Smartwatch. Damit wildern die Kalifornier im Markt der Luxusuhren.

San Francisco/Stuttgart - Die Spannung war groß, als sich Apple-Chef Tim Cook am Montagabend (MEZ) in San Francisco Details zu Apples Computeruhr präsentierte. Wie viel würde sie kosten? Wie lange würde die Batterie halten? Fragen wie diese wurden in den vergangenen Monaten ausgiebig von Bloggern, Analysten und natürlich der Konkurrenz diskutiert. Die Ergebnisse sind eher nüchtern: Der Akku der Uhr soll 18 Stunden halten – das ist Durchschnitt. Die Preise dagegen sind teilweise exorbitant: Die Apple Watch Edition – aus 18 Karat Gold hergestellt – kostet mindestens 11 000 Euro und soll nur in ausgewählten Läden zu kaufen sein. Die Edelstahl-Variante ist je nach Größe und Verarbeitung für 649 bis 1249 Euro zu haben. Das ist der Preis eines Spitzen-Smartphones. Am günstigsten ist die Sport-Version, die es für eine Größe von 38 Millimetern ab 399 Euro gibt. Alle Modelle sollen in Deutschland ab dem 24. April zu kaufen sein.

Was bietet Apple damit im umkämpften Markt der Computeruhren? Mit der Apple Watch lassen sich wie bei anderen Herstellern Anrufe annehmen, E-Mails beantworten und Termine organisieren. Auch bei Apple sind Gesundheitsfunktionen wie Schrittezählen, Puls und Kalorienverbrauch integriert. Eine Besonderheit ist der Bezahldienst Apple Pay, mit der sich an der Supermarktkasse der Griff zum Geldbeutel erübrigt. Für diese Woche hat allerdings auch die Swatch Group, die Sensoren und Chips selbst produziert, eine Computeruhr mit Bezahlfunktion angekündigt. Auch die aktuelle Smartwatch von LG ist bereits mit der nötigen Technik ausgestattet. Mit der Technik lässt sich auch eine entsprechend ausgerüstete Hotelzimmertür oder das Garagentor öffnen.

Auch die Konkurrenz bietet schönes Design und schlaue Funktionen

So hochwertig wie das teuerste Apple-Modell wirken die Computeruhren anderer Hersteller allerdings nicht. Doch auch sie können bei Design und Funktionalität punkten. Samsungs Gear S bietet für einen Preis ab 300 Euro zum Beispiel einen gebogenen Bildschirm und ermöglicht – ebenso wie die LG Urbane Watch – das Telefonieren auch ohne Smartphone-Kontakt, da ein Mobilfunkchip eingebaut ist. Apples Uhr dagegen funktioniert nur im Zusammenspiel mit einem neueren iPhone. Mit einem klassischen Design und einem hochwertigen Edelstahlgehäuse punktet die vergangene Woche präsentierte chinesische Huawei Watch, die um die 1000 Euro kosten könnte. Und auch traditionelle Uhrenhersteller spielen künftig mit. So kooperiert laut einem Bericht der „NZZ“ der US-Hersteller Fossil für seine Computeruhren mit Intel und Google.

In puncto Funktionen bietet Apple also nicht viel mehr. Experten trauen Apple dennoch zu, schon im ersten Jahr die Verkaufszahlen aller Rivalen zu übertreffen. So rechnet die Marktforschungsfirma Strategy Analytics damit, dass über die Hälfte der in diesem Jahr geschätzt verkauften 28 Millionen Smartwatches von Apple kommen werden. Marktführer ist derzeit allerdings Apples größter Smartphone-Konkurrent Samsung. Die Südkoreaner haben im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Smartwatches verkauft. Pebble setzte seit 2013 rund eine Million Computeruhren ab.

Wie stark Apple dem Markt der Computeruhren Aufschwung verleiht, bleibt also abzuwarten. Eins ist allerdings schon sicher. Zumindest laut den Berechnungen von Brand Finance hat Apple die komplette Konkurrenz auf die Plätze verwiesen. Eine im Februar veröffentlichte Studie sieht die Gründe für Apples Erfolg nicht nur im höchsten Quartalsgewinn der Wirtschaftsgeschichte, den Apple Ende des vergangenen Jahres einfahren konnte: Die Marke werde auch durch die Computeruhr weiter Auftrieb bekommen.