Der Kinderbeauftragte Tobias Frey (links) und der Medienpädagoge Timo Steiss betreuen die Kinder beim Computerspielen. Foto: Nina Ayerle

Vor drei Jahren hat die Stadtteilbibliothek Ost ein neues Projekt gestartet. Bei GiGames treffen sich jede Woche Kinder und Jugendliche, um gemeinsam am Computer zu spielen – unter der Aufsicht von erfahrenen Pädagogen. Gewalt ist tabu.

S-Ost - Autorennen spielt er am liebsten. Jeden Dienstagnachmittag kommt Muhammed dafür in die Stadtteilbücherei Ost. Am liebsten spielt er dort das Computerspiel Grids. „Da bin ich schon richtig gut drin“, sagt er. Manchmal spiele er auch mit anderen zusammen. Deswegen kommt er auch so gerne zu GiGames, wie die Veranstaltung in der Stadtteilbücherei Ost heißt. Hier spiele er nicht alleine, sondern mit vielen anderen Kindern zusammen, erzählt der Elfjährige.

Zwölf Computer und drei Spielkonsolen stehen im Lernstudio im Untergeschoss der Stadteilbücherei Ost bereit. Fast jeder Platz ist am Dienstagnachmittag zwischen 15 und 17 Uhr belegt. Während die Jungs am liebsten zusammen Fußball an der Konsole spielen oder allein am PC ein Autorennen fahren, haben die Mädchen ganz andere Interessen. Rosa funkeln die Bildschirme von zwei Mädchen, die in der ersten Reihe sitzen. Das eine Spiel nennt sich „My perfect Hair Day“, wo die Mädchen den Figuren eine schönere Frisur verpassen können.

Die Kinder bekommen keine brutalen Spiele

Die Jugendlichen dürfen dort ihrem Alter entsprechende Spiele spielen. „Allerdings geben wir keine gewaltverherrlichenden Spiele raus“, erklärt Timo Steiss. Dies sei dann auch unabhängig von der Altersfreigabe. In dem Konzept für den GiGames-Nachmittag sei festgelegt, dass die Kinder keine Spiele bekommen, die gewaltlastig oder militaristisch sind.

Der Sozialpädagoge hat sich auf Medienpädagogik spezialisiert und arbeitet eigentlich im Jugendhaus Mitte. Vor drei Jahren hat die Stadtteilbücherei Ost das Computerspiele-Projekt gestartet und deshalb bei ihm angefragt. Seitdem kommt der 37-Jährige einmal in der Woche am Dienstagnachmittag in den Osten und betreut die Kinder. Das Konzept hat Steiss mit dem Kinderbeauftragten und stellvertretenden Zweigstellenleiter der Stadtteilbücherei Ost, Tobias Frey, ausgearbeitet. „Ich halte nichts davon, Spiele zu dämonisieren“, ist die Auffassung des Medienpädagogen. Aus seiner Sicht sollte mit diesem Thema offen umgegangen werden.

Das Projekt ist bei Kinder und Jugendlichen sehr beliebt

Das Angebot kommt bei den jungen Menschen an. „Wir werden regelrecht überlaufen“, erzählt Steiss. Vor allem in den Ferien seien oft bis zu 30 Kindern da. Den Medienpädagogen hat sich die Stadtteilbücherei Ost sozusagen vom Jugendhaus Mitte ausgeliehen. Dort ist er zuständig für Computer und Internet. Weil das Publikum im Osten jünger ist, sei er dort jedoch strenger als im Jugendhaus Mitte. „Älteren Jungs kann ich keine Computerspiele verbieten. Die zeigen mir ja den Vogel“, sagt der 37-Jährige.

Ende vergangenen Jahres ist der offizielle Projektzeitraum abgelaufen. Bis dahin lief die Finanzierung über die Projektmittelunterstützung des Fonds „Zukunft der Jugend“ vom Stuttgarter Jugendamt. Die Eduard-Pfeiffer-Stiftung hat zusätzlich Geld für den Kauf von Hardware gestiftet. Nun hat sich die Stadtteilbücherei entschieden, den Spielenachmittag aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Das ist so beliebt bei den Kindern und Jugendlichen“, begründet Tobias Frey diese Entscheidung. Viele Stadtteilbüchereien hätten sich im Osten nach dem Konzept erkundigt. „Was wir machen, ist etwas Besonderes“, sagt er. In dieser Form und Größe habe dies bisher keine der anderen Stadtteilbüchereien.

Willkommen ist jeder beim Computerspiele-Nachmittag. Die einzige Voraussetzung: Die Kinder müssen vorher den Internetführerschein machen. Dazu bietet die Stadtteilbücherei einmal die Woche einen Kurs an. Dieser informiert über die Grundlagen des Internets. Zudem lernen die Teilnehmer, wie sie richtig recherchieren. „Der Umgang mit unseren PCs ist ebenfalls Thema“, sagt Frey. Danach kann es losgehen mit dem Spielen oder dem Surfen.

Angebote für Kinder

Hausaufgaben
Von Dienstag bis Freitag bietet die Bücherei von 15 bis 17 Uhr eine Hausaufgabenhilfe an. Vier Ehrenamtliche helfen Kindern bei den Aufgaben, am Donnerstag betreut Mustafa Akciauf Türkisch.

Vorlesen
Neben Vorleserunden für Grundschulen aus dem Stadtbezirk gibt es einmal in der Woche am Donnerstagnachmittag einen offenen Termin von 16 bis 17 Uhr für jeden, der gerne vorgelesen bekommt.

Projekte
Die Stadtteilbücherei beteiligt sich an größeren Veranstaltungen mit eigenen Projekten wie dem Weltkindertag und dem Klingenbachfest. Zudem veranstaltet sie den Musiknachmittag „Time for Songs and Singing“.