Virtual Reality Labor des Welfenlab der Leibniz Universität in Hannover (Niedersachsen). Im Welfenlab werden neue Wege erforscht, verschiedene Gesundheitsdatenquellen in 3D-Grafiken anzuzeigen und zu bearbeiten. Das Welfenlab stellt dieses Jahr seine Forschungen auf der weltgrößte Computermesse Cebit aus Foto: dpa

Uber mischt die Taxibranche auf, Airbnb lehrt Hoteliers das Fürchten, und Fließbänder vernetzen sich mit Bauteilen: Die Digitalisierung scheint allgegenwärtig. Mit diesem Trend will die Cebit wieder an Relevanz gewinnen.

Hannover - Das Digitale kennt schon viele Opfer. Es raubt der Musikindustrie die CD, den Innenstädten den Einzelhandel, den Taxis ihr Monopol und den Printverlagen die Anzeigen. Als Nächstes könnte die Versicherungsbranche dran sein, wenn Konkurrenten wie Google sie aufmischen. Oder Autohersteller, wenn Apple tatsächlich ein „iCar“ bauen sollte. Für die weltgrößte Computerschau Cebit, die am Sonntagabend eröffnet wird, könnte die Digitalisierung dagegen zur rettenden Insel werden. Nachdem die Messe seit 2001 stetig an Boden verlor und in die Zweitklassigkeit abzurutschen drohte, soll die Digitalisierung der Wirtschaft nun ihre Zukunft sichern.

„Wer heute nicht digitalisiert, kann morgen abgehängt werden“, sagte Cebit-Chef Oliver Frese. Die Cebit-Macher sehen die Messe wieder als die „global wichtigste Veranstaltung der digitalen Welt“. Frese meint, Deutschland erkenne, „dass die Digitalisierung die treibende Kraft der Wirtschaft sein wird“. Und die Daten seien der Treibstoff dafür. „Jedes Unternehmen ist davon betroffen.“

2014 hatte die Cebit ihre erste Auflage nach der Reform, mit der sie sich von der einstigen Publikumsveranstaltung zur gefragten Business-Messe wandeln will. Unter dem Kunstwort-Motto „d!conomy“ rückt diesmal ein reichhaltiges Konferenzprogramm die Herausforderungen des rasanten digitalen Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt. Mit dem neuen Profil will sich die Cebit auch besser gegen Konkurrenzveranstaltungen wie den Mobile World Congress in Barcelona, die CES in Las Vegas oder die Ifa in Berlin abheben. Rund 200 000 Besucher und 3300 Aussteller werden erwartet.

Zu den großen Topthemen gehören Vernetzung und das Internet der Dinge, von dem radikale Umwälzungen erwartet werden. Künftig sollen Dinge und Waren, mit Sensoren und Funkchips ausgestattet, selbstständig miteinander in Kommunikation treten. In Hannover wird das European Telecommunications Standards Institute (ETSI) zum Beispiel einen einheitlichen Vernetzungsstandard zeigen, über den künftig die Maschinen und Dinge miteinander kommunizieren – egal ob es sich um vernetzte Autos, intelligente Stromnetze oder Anwendungen der Telemedizin handelt.

Die stetig wachsenden Datenmengen, die durch die Digitalisierung aller Lebensbereiche anfallen, bieten nicht nur ganz neue Chancen der Datenanalyse, sondern rücken auch das Thema Datensicherheit verstärkt in den Blickpunkt. Zahlreiche Aussteller werden dazu ihre Lösungen und Produkte auf der Messe zeigen.

Mit China hat die Computer-Messe in Hannover dieses Jahr das nach eigenen Angaben stärkste Partnerland in ihrer Geschichte gewonnen. Laut Frese stammt heute jede zweite im Reich der Mitte gegründete Firma aus der IT. „Die Chinesen haben das Potenzial, die globale IT-Karte massiv zu verändern und in Bewegung zu bringen“, sagt Frese.