Sara Zor hat für ihren Comic außerdem eine 1,0 in Geschichte bekommen.Foto: Jürgen Bach Foto:  

Die Schülerin Sara Zor aus Höpfigheim hat beim Comic-Wettbewerb des Volksbunds den zweiten Platz gewonnen. Sie beschäftigte sich mit dem Leben von Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Sie ist 18 Jahre alt, Enkelin eines sogenannten Gastarbeiters aus der Türkei, in Ludwigsburg geborgen, vielseitig interessiert – und sie kann zeichnen. Und wie diese Zwölftklässlerin zeichnen kann! Schon vor einiger Zeit hat sich Sara Zor am Tablet in die App Ibis Paint X reingefuchst. Zunächst mal nur für sich. Am liebsten, so Sara Zor, zeichne sie Menschen.

Eine Extranote in Geschichte gibt’s obendrauf

Die Schülerin des Wirtschaftsgymnasium Ludwigsburg hat beim Comic-Wettbewerb des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge nun den zweiten Platz geholt. Das Motto: unsere Straßen, Schulen, Denkmäler. Als ihr eine Freundin davon erzählt hat, war die Teenagerin gleich begeistert. Zumal sie mit der Arbeit auch noch eine Extranote in Geschichte abgreifen konnte.

Saras Comic erzählt auf wenigen Seiten die Geschichte des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der erst ein glühender Nationalsozialist war, „und wohl auch ein Antisemit“, so die Schülerin. Im Unterricht hatte sie bis dato noch nichts von Stauffenberg und dessen schlussendlich tragisch gescheitertem Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 gehört. Sara hatte mit ihm ein Thema für ihren Comic gefunden: Stauffenberg verbrachte seine Kindheit und Jugend in Stuttgart.

Widerstandskämpfer oder lebenslanger Nazi?

Sara Zor hatte sich schnell und akribisch eingelesen. Klar, erklärt die Preisträgerin, sie wisse auch, dass Stauffenberg heute nicht unumstritten sei. War er ja nie. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Stauffenberg für viele Deutsche als Verräter. Heute sagen manche Kritiker, Claus Schenk Graf von Stauffenberg sei zeitlebens Nazi gewesen, er habe mit dem Attentat den Krieg „nur“ beenden wollen, um Leid von deutschen Volk zu nehmen. Das sofortige Ende der Verfolgung der Juden sei nie sein Hauptmotiv gewesen.

Sara Zor erzählt in ihrem bunten Comic, dessen knallige Bilder manch einen Betrachter vermutlich an Pop-Art erinnern dürften, Stauffenbergs Geschichte: Von seiner Verehrung für Hitler. Aber auch von seiner schweren Kriegsverletzung und seiner Aussage über das „sinnlose Menschenopfer“ – gemeint waren damit wohl die vielen toten deutschen Zivilisten und Soldaten. In Sara Zors ausgezeichnetem Comic geht es dann weiter mit Stauffenbergs Entschluss, ein Attentat zu verüben, mit seiner Exekution und der Rundfunkansprache, die Hitler am Tag danach gehalten hat. Der faschistische Diktator sprach mit Blick auf Stauffenberg und seine Mitstreiter von einer „ganz kleinen Clique verbrecherischer Offiziere“. Der Krieg dauerte danach noch gut ein Jahr, weitere Millionen Menschen mussten sterben. Die Bilder auf den hinteren Seiten von Saras Comicstrips sind dunkel . . .

Ihr Wunsch: Berthold Schenk Graf von Stauffenberg treffen

Die Schülerin zieht ihre eigene Bilanz: Ja, Stauffenberg sei wohl ein Mann seiner Zeit gewesen – ein Nazi eben. Aber er habe offenbar auch erkannt, dass viele schlimme Dinge passierten. Sara Zor sagt weiter: „Stauffenberg hat sich geopfert, er hatte wohl einen guten Charakter.“

Für ihre Arbeit hat die Abiturientin die Note 1,0 bekommen. Nach ihrem Abschluss im Sommer 2024 wird Sara aber trotzdem nicht Geschichte studieren und auch nicht Kunst – sondern entweder Wirtschaft oder Mathematik.

Wenn die junge Frau, die in Höpfigheim wohnt, nicht zeichnet oder lernt, liest sie gerne Romane und Bücher über Psychologie, „weil ich die Menschen besser verstehen will und wissen möchte, was im Gehirn passiert“. Zudem engagiert sie sich in ihrer Moschee in Pleidelsheim, wo sie Kinder unterrichtet. Für den Volkstrauertag hat Sara Zor übrigens einen besonderen Plan gefasst: Sie möchte den Sohn das Hitler-Attentäters treffen und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, der in Oppenweiler bei Backnang lebt, gerne ihren Comic überreichen.