Benjamin Koppel (Links) und Scott Colley Foto: Veranstalter

Wenn es einen Preis fürs intensivste Zusammenspiel gäbe, käme man an dem dänischen Saxofonisten und dem US-Kontrabassisten Scott Colleynicht vorbei. Das haben die beiden bei einem grandiosen Konzert im Stuttgarter Jazzclub Bix bewiesen.

Stuttgart - Wenn zwei etwas besonders gut können, und das auch noch miteinander, dann drängen sich große Begriffe auf wie die Augenhöhe oder die Summe, die größer ist als ihre einzelnen Teile. Exemplarisch führen all dies am Mittwochabend im Stuttgarter Jazzclub Bix der dänische Saxofonist Benjamin Koppel und der US-Kontrabassist Scott Colley vor beim Auftakt ihrer Duo-Tour: intensiv ist ihr Austausch, organisch ihr Zusammenwirken. Da haben sich zwei gefunden.

Sie sind ständig in Bewegung, verharren nie lange, während sie Eigenkompositionen intonieren wie eine verspielte „Fugue“ von Koppel oder Klassiker wie „Turnaround“ von Ornette Coleman und „Nardis“ von Miles Davis. Bruchlos wechseln sie die Rollen, einer begleitet, der andere greift weit aus in einen Quell überbordender Inspiration. Colley lässt flink die Finger laufen, hat einen Geistesblitz nach dem nächsten, und bisweilen kristallisieren sich markante Riffs heraus, über die mancher Rockgitarrist froh wäre. Koppel ist ein Lyriker, der wie ein Schlangenbeschwörer ein betörendes Thema nach dem nächsten erblühen lässt mit wunderbar singendem Ton.

Sie spielen das Publikum schwindlig

Auch ohne Schlagzeug – das Duo ist aus einem Trio mit Brian Blade hervorgegangen – bricht der Groove nie ab an diesem Abend. Koppel und Colley swingen geschmeidig, und ohne Trommeln kommen die Klänge ihrer Instrumente zu voller Entfaltung. Einen starken Sog entwickelt dieses Duo, das schwindlig gespielte Publikum lauscht andächtig – abgesehen von ganz wenigen, die auch hier noch laut mit dem Besteck klappern müssen, während sie sich Schnitzel ins Gesicht stopfen.

Zum großen Spannungsbogen in Superzeitlupe gerät Colley und Koppel Duke Ellingtons „In a Sentimental Mood“. Ein letztes Mal kann sich da die Seele aufs Gewebe der Basstöne betten und umhüllt vom berückenden Klang des Saxofons geborgen fühlen in der Welt. Die beiden unprätentiösen Virtuosen haben ihren donnernden Schlussapplaus redlich verdient.