Charles Schumann (Mitte) und Rocio Osborne (rechts) beäugen kritisch die Arbeit der Bartender. Foto: Lichtgut/Willikonsky

In der Cloud No. 7 Bar haben sich in einem Cocktailwettbewerb Mixer aus ganz Deutschland gemessen. Mit in der Jury sitzt die Münchner Barlegende Charles Schumann.

Stuttgart - Gute Drinks zu mixen ist eine Wissenschaft für sich, auch wenn der Beruf dazu kein geschützter ist, ob man sich nun Barkeeper, Bartender oder – ganz arriviert – Mixologe nennt. Nach wie vor weit vorn in der Gunst der Genießer ist die Ingredienz Gin, mit der sich eine Menge anstellen lässt. Aber auch mit Brandy kann man viel anfangen – wenn man es denn muss, wie bei einem Cocktailwettbewerb, der im Hotel Jaz in the City über die Bühne gegangen ist.

Stuttgart ist neben Köln und Berlin einer der drei Austragungsorte der Carlos I Colegio & Competición 2018 mit je 30 Teilnehmern. Schirmherr ist kein Geringerer als die Münchner Barlegende Charles Schumann. In der Jury sitzt auch Rocio Osborne vom Familienunternehmen Osborne, dessen Geschichte 1772 mit Sherry begonnen hat und heute im Zeichen des Stiers viele Spirituosen wie den Brandy Carlos Primero, so spricht sich’s, und auch Weine im Programm hat. Rocio Osborne ist die Urururenkelin des Firmengründers Thomas Osborne und PR-Direktorin der Dynastie. Als solche jettet die temperamentvolle Frau und Mutter von zwei Söhnen (ein und vier Jahre) viel um die Welt.

In Stuttgart traten zum Wettbewerb Bartender aus ganz Deutschland an. Die Landeshauptstadt war mit nur einem Teilnehmer vertreten: Mario Wirth aus der Schwarz-Weiß-Bar. Er bildete – so das Reglement – ein Dreierteam mit Erim Türkmen vom 47 Grad in Konstanz und Seher Caglar vom Berliner Provocateur. „Ich glaub, ich hab’s vergeigt“, sagte Wirth nach seiner Präsentation. Er hatte zu viel seiner Singapore-Sling-Variante ins Glas getan.

In fünf Kategorien wird bewertet

Ja, die Kriterien der Jury, in der noch Uwe Christiansen, auch so eine Barlegende, allerdings aus St. Pauli, der Spirituosen-Consulter Jürgen Deibel und die Vorjahressiegerin Peggy Knuth sitzen, sind streng. Punkte gibt es in fünf Kategorien: Aussehen, Aromen und Harmonie, Geschmack, Kreativität sowie technische Stimmigkeit. Wenn man Mäuschen in der Juryrunde spielt, hört man: „Ich hatte gerade viel Tonka“ und „Orange wäre besser“ hier oder „zu viel Vanille“ und „zu viel Eis“ da.

Die fünfköpfige Jury teilt sich zwar je Probe zwei Cocktails, dennoch kommt im Laufe der Stunden einiges zusammen – aber Rocio Osborne ist hart im Nehmen: „Kürzlich hatte ich bei einem Tasting 240 Drinks in anderthalb Tagen.“ Also hochprozentiges Zeug, das zwar auch ausgespuckt werde, sich aber dennoch in die Backen eingrabe.

Und Charles Schuman ist sowieso einiges gewohnt. So erzählte er, dass er seinen ersten Carajillo, ein Brandy-Espresso-Mix, der auch in Stuttgart am Start war, vor vielen Jahren in Frankreich hatte – morgens als der Reinigungstrupp kam.

Kein Stuttgarter steht im Finale

Für Mario Wirth hat es am Ende nicht für einen Platz im Finale gereicht, das im Oktober in Andalusien ansteht. Aber er freute sich über die vielen Kontakte – denen er danach noch was von Stuttgart zeigen wollte: die Bars Jigger & Spoon, Paul & George und zum Absacker natürlich die Schwarz-Weiß-Bar.

Die Cloud No. 7 Bar, in der der Wettbewerb stattfand, ist übrigens auch nicht ohne. Charles Schumann, der nach der späten Urkundenübergabe in einen Zug nach irgendwo musste, sagte, dass seine erste „Impression“ gut sei, auch wenn ihm das Jaz-Hotel etwas „gewollt easy“ vorkomme und der Direktor in zerrissenen Hosen rumlaufe. Klar, Schumann, das ehemalige Boss-Model, ist eben ein großer Klassiker, an diesem Tag in Sommeranzug und Lederschnürern ohne Socken.

Aber das braucht Stefan Schär, Direktor eines Hotels, in dem man das Du pflegt, nicht weiter zu kümmern. Der freut sich, dass die Bar, die zur Eröffnung des Hauses Anfang des Jahres noch nicht abgenommen war, nun bespielt werden kann. Und dass dieser Tage endlich auch der Außenbereich offiziell eröffnet wird. „Alles ist bereit“, sagt Schär, auch die balinesischen Betten auf Stuttgarts einziger großer Rooftop-Hotelterrasse. Höchste Zeit, steht doch nach dem meteorologischen Sommer, der schon längst da ist, bald auch der kalendarische vor der Tür.