Im White Noise an der Haltestelle Rathaus sind Kulturveranstaltungen und Nachtleben gleichsam zuhause. Das findet auch im Gemeinderat Beachtung. (Archivbild) Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Eine große Mehrheit im Gemeinderat will die besonders von Corona gebeutelten Clubs und Livespielstätten mit etwa einer halben Million Euro unterstützen. Manche sehen darin einen wichtigen Schritt, das Nachtleben als förderungswürdiges Kulturgut zu betrachten.

Stuttgart - Kaum eine Branche ist von Corona so hart getroffen wie das Nachtleben. Und während hier selbst Kneipenwirte immerhin wieder etwas Umsatz generieren, steht da bei den meisten Clubbetreibern und denjenigen, die Livebühnen bespielen, nach wie vor eine glatte Null. Wer sich umhört, hört vor allem von Existenzängsten. Diese könnten sich durch einen interfraktionellen Antrag des Stuttgarter Gemeinderats schon bald zumindest fürs Erste zerschlagen haben. Ungefähr eine halbe Million Euro sollen Clubs und Livespielstätten zugute kommen. Diese Förderung mit öffentlichen Geldern könnte nachhaltig Wirkung zeigen, Clubs auch langfristig zu unterstützen, hofft man.

Der Antrag, den alle Fraktionen außer die AfD – die nicht gefragt wurde – unterschrieben haben, fordert die Verwaltung auf, bis zur letzten Sitzung vor der Sommerpause eine Vorlage auszuarbeiten, wie das Geld fair im Nachtleben verteilt werden kann. Wenn man sich nicht in Details verstreitet, ist der Beschluss also eher Formsache. Das Club Kollektiv Stuttgart soll in beratender Funktion mitwirken.

Die Eckdaten des Rettungsplans sind: Die Clubs sollen für die drei Monate Totalausfall jeweils 130.000 Euro erhalten, also insgesamt 390.000 Euro; zusätzlich soll es Ausfallbürgschaften für die größeren Livespielstätten sowie bis zu 150.000 Euro für den Konzertveranstalter SKS Erwin Russ geben, der viele Künstler an die Livebühnen vermittelt.

CDU-Politiker federführend

Federführend bei dem Antrag war Jürgen Sauer, der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion: „Wir müssen der Clubszene unserer Stadt jetzt schnell und wirksam helfen. Deshalb bin ich froh, dass wir gemeinsam unseren Antrag auf den Weg gebracht haben, mit dem wir noch vor der Sommerpause die dafür notwendigen Entscheidungen im Gemeinderat treffen werden“, sagt er.

Der Stadtisten-Stadtrat Thorsten Puttenat, der sich ebenfalls stark für das Stuttgarter Nachtleben engagiert, sieht dadurch Clubs ein Stückweit aus der Schmuddelecke gerückt. „Oft werden Clubs von der Verwaltung ähnlich wie Casinos oder Bordelle behandelt. Jetzt haben wir ein Zeichen gesetzt, dass auch Clubkultur Kultur und unterstützenswert ist“, sagt er.

Auch das Club Kollektiv Stuttgart, das die Interessen von Clubbetreibern bündelt, atmet auf. „Wir sind sehr zufrieden, dass nach sehr langen Verhandlungen unser Konzept nun aufgegriffen wird“, sagt Colyn Heinze vom Vorstand. Es sei bitter nötig, die Betriebe in unserer Stadt, „die Nachtkultur“, zu retten. Womöglich ist es für manche die Rettung in letzter Sekunde.