Mit diesem Foto bittet der Stuttgarter Club Romantica in den sozialen Medien um Spenden der Stammgäste. Foto: Romantica

Alle Zeichen stehen auf Verlängerung des Teil-Lockdowns. Damit wird der Kampf ums Überleben noch härter. Können Stammgäste Betriebe retten? Zwei Beispiele aus Stuttgart: Der Club Romantica und die Viva-Sauna bitten um Spenden.

Stuttgart - Der Club heißt Romantica – doch das Corona-Virus schert sich nicht um Romantik. Vor fünf Jahren hat Femke Bürkle, die Tochter von Entertainer Monty Bürkle, mit ihrem Freund Marco Bastone eine ehemalige Bar an der Hauptstätter Straße in einen brummenden Partyclub verwandelt. Seit März bleibt ihr gemeinsames „Baby“ wie alle anderen Tanzorte der Stadt geschlossen – und die Luft wird immer knapper. Der Teil-Lockdown, der eigentlich nach vier Wochen enden sollte, wird möglicherweise bis Januar verlängert. Ist die Romantica dann noch zu retten?

„Mit dem Vermieter haben wir den Deal, dass wir einen Teil der Miete stunden können“, sagt Femke Bürkle, „aber wir müssen natürlich trotzdem alles zahlen.“ Die Fixkosten seien höher als das, was bisher an staatliche Hilfe gekommen sei. Ihre Mitarbeiter konnte sie nicht einmal in Kurzarbeit schicken. Es sind Aushilfen auf 450-Euro-Basis, die darauf kein Recht haben und nun ganz leer ausgehen. Einmal in der Woche postet die Clubchefin einen Spendenaufruf via Facebook. „Wir wissen nicht, was wir sonst tun sollen“, sagt sie. In den ersten Monaten, bis die „Soforthilfe“ verspätet kam, habe die Unterstützung der Stammgäste das Schlimmste, die Insolvenz, verhindert.

„Mit dieser Liebe und Resonanz hätte ich nicht gerechnet“

„Natürlich werden keine Reichtümer gespendet“, berichtet Femke Bürkle, „aber auch kleine Spenden tun gut – und vor allem die lieben Worte dazu.“ Das Motto lautet: „Support your locals“ – unterstütze deine lokalen Betriebe! Die Community hält zusammen. Die Clubbetreiberin freut sich: „Mit dieser Liebe und Resonanz hätte ich nicht gerechnet. Da geht mir echt das Herz auf.“

Es gibt wohl viele, die um die Zukunft des Clublebens in Stuttgart fürchten, und deshalb kleine finanzielle Zeichen setzen wollen. Verständnis für die Corona-Maßnahmen hat die Wirtin durchaus. Die Politik müsse aber dafür sorgen, dass in der Pandemie nicht immer mehr Gastronomen auf der Strecke bleiben. Eine Stadt ohne pulsierendem Nachtleben sei tot und verliere ihre Seele. Femke Bürkle hofft auf baldige Lösungen. Eine davon könnten Schnelltests sein, die immer besser und billiger werden sollen. Clubbesucher zahlen für einen Test am Eingang vielleicht zehn Euro extra, verpflichten sich, im Laufe des Abends nicht rauszugehen, um etwa was zum Essen zu holen. Und dann darf wieder ohne Angst gestanzt, das Leben wieder genossen werden!

Die Viva-Sauna ist am Ende, wenn nicht bald Geld kommt

Auch die Viva-Sauna unweit des Olga-Ecks in Stuttgart hat einen Spendenaufruf auf ihre Homepage gestellt. „Wir waren ein gesundes Unternehmen“, sagt Martin Binder, einer der beiden Inhaber, „und jetzt wissen wir nicht, wie lange wir noch durchhalten.“ Der Vermieter sei nicht bereit, die Miete zu erlassen. Als staatliche Hilfe seien bisher 15 000 Euro angekommen, was nicht ausreiche, um die Einnahmenausfälle seit März und die starken Umsatzrückgänge in der kurzen Zeit der Wiedereröffnung bis zum erneuten Lockdown auszugleichen. Binder: „Als wir im Sommer aufmachen durften unter strengen Hygieneregeln und bei Schließung des Dampfbades, sind 75 Prozent weniger Besucher gekommen. Die Verunsicherung und Angst sind groß. Bei uns geht es jetzt ums Eingemachte.“

Der 58-jährige Binder und sein 62-jähriger Geschäftspartner Christoph Hegetschweiler haben vor 23 Jahren die Sauna für Schwule eröffnet. In den guten Zeiten kamen bis zu 100 Gäste an einem Tag. Doch nun seien die Rücklagen aufgebraucht, sagt Binder, er habe wie sein Mitinhaber in der Pandemie die privaten Ersparnisse zum Decken der Unkosten reingesteckt. „Jetzt ist nichts mehr da“, betont er. Wenn der Betrieb nicht rasch Fördergelder bekäme, müssten sie Insolvenz anmelden. Langes Warten könne man sich nicht leisten. „Die November-Hilfe muss auch im November ausgezahlt werden“, sagt Martin Binder, „sonst ist es bald zu spät.“