14 Tage vor der Teileröffnung: das Hochhaus Cloud No. 7 Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Zwei Wochen vor der Teileröffnung des neuen Hochhauses im Europaviertel hat das Baurechtsamt dem Investor Fragen zum Brandschutz gestellt. Die geplante Hoteleröffnung soll aber stattfinden.

Stuttgart - Der Countdown läuft. In 14 Tagen soll im neuen Steigenberger-Hotel Jaz in the City im Cloud No.7 der Betrieb beginnen. Dabei ist das Luxushochhaus noch weithin eine Baustelle – und auf der könnte es noch Probleme geben. In Rathauskreisen kursiert die Information, die Baustelle sei vorerst eingestellt worden, was allerdings weniger das fast fertige Hotel betrifft. Möglicherweise seien Dinge verbaut worden, die den Brandschutzstandards für Hochhäuser nicht entsprechen, heißt es in informierten Kreisen. Der Investor dementiert die Einstellung.

Rainer Grund, stellvertretender Leiter des Baurechtsamts, nimmt Wörter wie Baustopp nicht in den Mund. Man mache den üblichen Job und kontrolliere. „Und was heißt schon Probleme? Die gibt es auf jeder Großbaustelle“, sagt er. Grund räumt aber ein, man befinde sich „im Prozess der Klärung“, ob verwendete Materialien mit den Anforderungen und mit der erteilten Baugenehmigung zusammenpassen – und wie man verfährt, wenn es nicht der Fall wäre. Man wisse aber noch nicht, ob man Grund zu einer Beanstandung habe. Gewissheit müsse man in den nächsten Tagen bekommen, sagte Grund. „Es muss ja weitergehen in dem Gebäude.“

Terminplanung ist aus dem Ruder gelaufen

Das Gebäude ist ein 61-Meter-Hochhaus, mit dem Tobias Fischer, Vorstand der Schwäbischen Wohnungs AG und Geschäftsführer der Projektgesellschaft Cloud No. 7, Stuttgart in die Luxusklasse bringen will. In das Segment, in dem betuchte Käufer und Mieter viel Geld ausgeben für Dauer- oder Kurzzeitwohnungen mit sehr viel Service. Dafür sollen Käufer Quadratmeterpreise zwischen 8500 und mehr als 14 000 Euro bezahlt haben.

Das Konzept finde er immer noch überzeugend, meint einer der Käufer, aber nicht die Ausführungsplanung. Ein anderer Betroffener meint, die Verzögerungen rührten wahrscheinlich daher, dass auf einen Generalunternehmer verzichtet worden sei. Was immer die Ursache war: Der Hochhausbau zu Stuttgart lief zeitlich aus dem Ruder. Zuerst hatte die von Fischer an Land gezogene Steigenberger-Hotel AG einen Betriebsstart im Frühjahr 2016 geplant – und dies nach erfolgreicher Bauabnahme und in einem funktionierenden Umfeld. Bald zeichnete sich ab, dass sich dieser Termin nicht würde halten lassen. Die Fertigstellung des Wohnturms wurde nun für Ende 2016 angekündigt, danach für den 30. März 2017. Zuletzt wurde die Hoteleröffnung auf Anfang Dezember 2017 terminiert. Wird wenigstens das klappen?

Steigenberger-Team ist für Eröffnung gerüstet

„Wir sind optimistisch und gerüstet“, sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation von Steigenberger, Christopher Holschier. Kernbereiche wie die Hotellobby und die Konferenzräume seien ja auch so gut wie fertig. Dass im Internet Zimmer erst für Januar-Termine zu buchen sind, widerspreche der Planung nicht. Man habe für Dezember nur eine Handvoll Buchungen am Markt angenommen. Wie in der Branche üblich, setze man auf „soft opening“ – also einen sanften Auftakt und ein langsames Herauffahren des Betriebs.

Sollte es zum 1. Dezember doch nicht klappen, würde ein ebenfalls übliches Verfahren greifen: Den Gästen, die buchten, würden dann gleichwertige Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt angeboten. Über etwaige Folgen im Geschäftsverhältnis zum Herrn des Hochhauses spricht Holschier nicht. Man darf aber annehmen, dass es teuer würde. Etwa seit Oktober, sagen Beobachter des Geschehens, sei das Hotelteam voll in den Vorbereitungen.

Sprecherin des Investors gibt Entwarnung

Für die sicherheitsrelevanten Fragen sei für den Hotelbereich die Bauabnahme erfolgreich erledigt, sagt die Sprecherin des Investors. Die Übergabe des Hotelbereichs könne am 1. Dezember erfolgen. Für die insgesamt 36 Businessapartments sei dies für Ende Dezember geplant. Auch über die ersten der 20 Dauerdomizile könnten die Käufer möglicherweise zum Jahresende verfügen.

Leute, die sich im Hochhaus umschauen konnten, sehen die Lage , was den Baustand angeht, nicht ganz so rosig. Bei den meisten der insgesamt 20 Dauerwohnungen gebe es noch viel zu tun. „Der Bauzustand ist komplett unterschiedlich“, sagt auch Rainer Grund vom Baurechtsamt.

Manche Käufer haben ihr neues Domizil im sogenannten veredelten Rohbauzustand erworben und lassen es von Handwerkern ihrer Wahl nun vollenden. Das setzt allerdings auch funktionierende Innereien des Hochhausbaus voraus.

Tobias Fischer (56) braucht jetzt grünes Licht vom Baurechtsamt für alle Einheiten. Am Donnerstagabend sah er offenbar keine nennenswerten Probleme: Es werde auf allen Etagen gebaut, sagte er. Es müssten nur einzelne bauchtechnische Fragen noch gutachterlich abgeklärt werden. Das Ergebnis sei nächste Woche zu erwarten.