Claus Seyfried aus Birkach im italienischen Bergamo Foto: privat

Claus Seyfried spielte leidenschaftlich gern Schach. Von heute auf morgen erlosch das Feuer allerdings. Erst nach einer 34 Jahre langen Pause begann der Birkacher wieder.

Birkach - Er hat sogar Briefmarken von einem seiner Schachzüge, „von einem stillen Matt“, sagt Claus Seyfried. Dabei zeigt er stolz die Marken mit den schwarz-weißen Schachfiguren. Auf die Idee für die eigenen Briefmarken kam er bei einem Schach-Open in Gibraltar. Dort werden jedes Jahr die besten Partien des Vorjahres auf Briefmarken verewigt. „Die Idee hat mir so gut gefallen, dass ich mir auch welche gedruckt habe“, sagt Seyfried.

Angefangen hat er mit dem Schachspiel während eines Urlaubs. Er war damals 13 Jahre alt, und eigentlich hatte sein Vater mit seinem älteren Bruder Schach gespielt. „Aber ich wollte es auch wissen. Mein Vater wollte mir das Spiel erst nicht erklären, weil er fand, dass ich noch zu jung dafür war. Aber dann habe ich ihn doch erweicht“, sagt Seyfried. Von diesem Zeitpunkt an hatte der junge Claus Seyfried Feuer gefangen: Er besuchte einen Verein und spielte sich mehrere Jahre Erfolge ein. Beispielsweise wurde Seyfried mit 17 Jahren hessischer Jugendmeister. „Für mich war das eine gute Knobelei. Ich wollte gewinnen“, sagt Seyfried. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr gehörte er sogar zu den Soldaten, die wegen ihres Sports besonders gefördert wurden. „Meine Freunde konnten das damals nicht glauben, schließlich ist Schach nicht die Sportart, an die man als Erstes denkt“, sagt Seyfried. Aber selbst das Magazin Stern berichtete 1975 von seiner Förderung bei der Bundeswehr.

Er begann erneut, sich ins Spiel der Könige zu fuchsen

Mit 20 Jahren war dann Schluss, erst einmal, aber doch für lange Zeit. „Einfach so. Ich hatte das Interesse am Schach verloren, und mir brauchte niemand mit diesem Spiel kommen. Es interessierte mich einfach nicht mehr“, sagt Seyfried. Dies blieb 34 Jahre so. Das Interesse am Schach erlosch von einem Tag auf den anderen. Seyfried studierte Mathematik und arbeitete als Ingenieur. Erst bei einer Firma und schließlich selbstständig. Er war oftmals der Älteste und seine Kollegen mehr als zehn Jahre jünger. Das war für ihn der Ansporn, das Schachbrett wieder auszupacken. „Ich wollte meinen Kollegen mal zeigen, dass ich nicht so alt bin, wie ich aussehe“, sagt Seyfried und lacht.

So begann Seyfried mit 54 Jahren, sich erneut ins Spiel der Könige zu fuchsen, so ziemlich von vorne. Am Anfang steigerte sich sein Können schnell. Im Jahr 2012 war er auf Platz zwei bis vier beim württembergischen Einzelmeister und im Jahr darauf der zweite Vertreter aus Baden-Württemberg bei den deutschen Einzelmeistern. „Das war schon ein komischer Wettkampf. Da waren richtig gute Spieler und Anfänger wie ich“, sagt Seyfried.

Inzwischen bleibt seine Leistung auf dem gleichen Niveau. „Mein Ziel ist es, mich noch ein bisschen mehr zu steigern, was bei meiner Altersklasse schwer ist“, sagt Seyfried. Als Spielpartner hat er einen Großmeister aus Berlin gefunden. Sie spielen im Internet und haben sich auch schon einmal getroffen.

Der Schachverrückte will wieder nach Gibraltar

Im Moment hat Seyfried aber nicht viel Zeit, um zu trainieren. Denn er hat auch ansonsten noch einiges um die Ohren. Er arbeitet den ganzen Tag, hat aber noch einige Pflichten, um die er sich kümmern muss. Er engagiert sich für die Pressearbeit des Schachvereins in Stuttgart-Mitte. Dort gibt er eine Mitgliederzeitschrift heraus und pflegt die Internetseite. Immer mehr junge Leute interessieren sich für den Verein, Leute wie er damals. Einen Aufschwung erlebte der Schachverein, als Vera Nebolsika, eine berühmte Schachspielerin, für kurze Zeit Mitglied war. Außerdem ist Seyfried der Pressesprecher des Schachverbandes Baden-Württemberg. Bei seiner Arbeit im Verband habe er viele Freiheiten, sagt er.

Bei all diesen Aufgaben kommt das Schachspiel sogar im Leben eines passionierten Schachspielers manchmal etwas zu kurz. „Mein Trainer in Berlin beschwert sich da schon bei mir, obwohl er nur die Hälfte weiß, was ich alles mache“, sagt Seyfried und lächelt vergnügt. Schließlich weiß er es besser.

Voller Terminkalender hin oder her, zum Schach-Open in Gibraltar will er wieder reisen. „Da herrscht einfach eine gute Stimmung“, sagt Seyfried. „Nur Briefmarken werde ich mir nicht noch mal drucken.“