Besonders in NRW und Berlin ging die Polizei in kurzer Folge mit Razzien gegen Clan-Strukturen vor. Foto: dpa/Paul Zinken

Kriminelle Clans beschränken sich bei ihren Verbrechen keineswegs auf eine Stadt oder ein Bundesland. Die Polizei will sich daher in Deutschland bei dem Thema besser vernetzen. In Berlin treffen sich Fachleute zum Austausch.

Berlin - Hochrangige Experten beraten bei einer Konferenz in Berlin über Strategien gegen kriminelle Mitglieder arabischstämmiger Clans. Dabei geht es am Donnerstag von 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr im Dienstgebäude von Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) sowohl um die Berliner Perspektive als auch um den Blick auf ganz Deutschland und Europa.

Zu Beginn gibt es einen Vortrag des Europol-Chefs für den Bereich der organisierten Kriminalität, Jari Matti Liukku: „Europäischer Austausch als Teil einer erfolgreichen Bekämpfungsstrategie“.

Über die Situation in Berlin diskutieren Polizeipräsidentin Barbara Slowik, Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra, Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) und ein Experte der Senatsfinanzverwaltung.

Die wichtigsten Polizeiführer der am meisten betroffenen Bundesländer und des Bundes kommen dann zur nächsten Runde zusammen: der Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sowie die Leiter der Landeskriminalämter von Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen.

Problematik der Clan-Kriminalität

Zum Abschluss debattieren der Autor und Clan-Experte Ralph Ghadban, zwei Wissenschaftler und ein Journalist über die Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Die Problematik der Clan-Kriminalität, die für die Polizei wegen der abgeschotteten Großfamilien schwer zu bekämpfen ist, rückte erst in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Das lag auch an einigen spektakulären Überfällen, Einbrüchen und Morden besonders in Berlin. Die Polizei betont seitdem, sie habe die Clans schon lange im Blick gehabt, aber erst jetzt gebe es die nötige Unterstützung der Politik.

Besonders in NRW und Berlin ging die Polizei in kurzer Folge mit Razzien gegen Clan-Strukturen vor. Von Januar bis Mitte August dieses Jahres wurden allein in Berlin 157 Polizei-Einsätze gegen kriminelle Clan-Mitglieder verzeichnet. Vor einem Jahr hatte der Senat einen Fünf-Punkte-Plan verabschiedet. Seitdem versuchen Polizei, Steuerfahnder, Sozialämter, Jobcenter und die Gewerbeaufsicht gemeinsam gegen die Kriminellen vorzugehen.

In ganz Deutschland galten im vergangenen Jahr 45 große Ermittlungsverfahren im Bereich der organisierten Kriminalität den Clans. Das ging kürzlich aus dem jüngsten BKA-Lagebild hervor. Dabei ging es nicht nur um Mitglieder arabischstämmiger Familien, sondern auch um Großfamilien aus dem früheren Jugoslawien und der Türkei.