Gedrängel am Bengelplatz während des Citytreffs 2016. Das beliebte Straßenfest ist immer sehr gut besucht. Foto: Stadt Winnenden

Im Gemeinderat wird während der Bilanzvorstellung des Citytreffs die Zahl von 70 000 Gästen bezweifelt – und auch der städtische Zuschuss als noch zu hoch kritisiert.

Winnenden - Das ist immer so eine Sache mit den Besucherzahlen von Volks- und Straßenfesten. Bis auf den letzten Kopf genau lässt sich das natürlich nicht zählen, in den meisten Fällen beruhen die Zahlen auf Schätzungen. So hatte etwa der Wasenwirt Walter Weitmann jahrelang die Zahlen des Oktoberfestes kritisiert, die ihm im Vergleich zum Cannstatter Volksfest viel zu hoch erschienen. Dass da dem einen oder anderen Veranstalter vor Euphorie der Gaul nach oben durchgeht – ein Schelm, der Böses dabei denkt.

70 000 in Winnenden, 200 000 in Backnang?

Dennoch hat Erich Pfleiderer, Stadtrat der Freien Wähler im Winnender Gemeinderat, während der jüngsten Sitzung das Wort ergriffen, als die Bilanz des Citytreffs 2017 vorgestellt wurde. „Das Fest war super, das freut mich. Aber wie kommt man auf die Zahl von 70 000 Besuchern“, fragte der Chef des Küchenstudios Pfleiderer im Teilort Hertmannsweiler. Durch Besuche auf Messen wie der „Familie & Heim“ in Stuttgart , die immerhin 180 000 Besucher zählt, habe er einen Vergleichsmöglichkeit. „Da kann man sich schon überschätzen“, meinte er augenzwinkernd.

Die Kosten für die Stadt, die den Citytreff mit rund 74 000 Euro bezuschusst, seien ihm doch noch zu hoch, auch wenn sie gegenüber dem ersten Fest nach der Umstrukturierung weit geringer ausgefallen seien. Christoph Mohr (ALI) schüttete dann noch zusätzlich „Wasser in den Wein“: In Backnang seien beim Straßenfest rund 200 000 Besucher gezählt worden, der städtische Zuschuss belaufe sich dort jedoch nur auf 51 000 Euro, berichtete dieser. „Vielleicht gibt es bei uns ja auch noch eine Stellschraube, mit der sich der Betrag noch ein bisschen mehr minimieren lässt“, so Pfleiderer.

Über Erfolg des Citytreffs herrscht Konsens

Andreas Hein, als Kulturamtsleiter verantwortlich für den Citytreff, erklärte, dass die Besucherzahl nicht aus der Luft gegriffen sei. „Die Zahl entsteht durch Beobachtungen unter anderem der Veranstalter und der Sicherheitsfirma“, sagte er. Außerdem sei mit 70 000 die Zahl aller Besucher über den gesamten Festverlauf hinweg gemeint. Mit 74 000 Euro war der Zuschuss im Sommer 2017 sogar unter dem Planansatz von kalkulierten 87 000 Euro geblieben.

Die FDP-Stadträtin Nicole Steiger sprang der Verwaltung bei, was die Höhe der Besucherzahl anging.. „Man kann ruhig ein bisschen angeben für so ein Fest“, sagte sie. Schließlich trage der Citytreff zu einem guten Image der Stadt bei, meinte sie.

Dass der Citytreff ein Erfolg gewesen sei, darüber herrschte im Gemeinderat Konsens. Vor zwei Jahren war das Straßenfest, das wie viele anderen im Land in den 70er-Jahren entstanden ist, neu konzipiert worden. Um den verschiedenen Altersgruppen gerecht zu werden, wurden unter anderem die Musikangebote örtlich neu gebündelt. Im Jahr 2016 hatte dieser neue Citytreff – der Namen war trotz einer Diskussion darüber beibehalten worden – nach intensiver Vorbereitung Premiere.

Anregung zur Nachbesprechung

Das Ergebnis war, was den Zuspruch anging, durchaus erfreulich. Die Besucherzahl hatte sich gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt. Der Wermutstropfen waren die Kosten: mit 140 000 Euro waren es die höchsten, seit es den Citytreff gibt. Der Gemeinderat hatte deshalb darauf gedrängt, dass sich hier im Jahr 2017 etwas ändern müsse.

Martina Häußer (Freie Wähler) regte zudem an, beim nächsten Citytreff neben den Vereinen auch die teilnehmenden Gastronomen und Weingüter zur Nachbesprechung einzuladen. „Da gibt es sicher auch Anregungen für die weiteren Citytreffs und der eine oder andere könnte sagen, wenn ihm der Schuh drückt.“