Hochkonzentriert unter der Zeltkuppel: Akrobaten im aktuellen Krone-Programm Foto: Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Pferde, Löwen, Clowns und Artisten: Der Circus Krone spielt bis Montag auf dem Böblinger Flugfeld sein Programm mit dem Titel „Mandana“. Mehr als 3000 Zuschauer fasst das Zelt, das auch Gegner anlockt.

Über den Köpfen des Publikums drehen sich die Artisten, die Clowns ziehen feixend durch die Manege, die Zirkuskapelle spielt auf, und Raubtiere gehen wenige Meter vor den Zuschauernasen vorbei: Der Zirkus besitzt einen Zauber, der mehr ist als nur Nostalgie. In einer Zeit, die von Fernsehen und Internet geprägt ist, bietet er ein Live-Erlebnis, Exotik, Atmosphäre, Kitzel.

 

Der Circus Krone nennt sich selbst den größten Zirkus der Welt. Er ist fast 120 Jahre alt, er reist mit vielen Künstlern, vielen Tieren durch das Land und ist nun zu Gast in Böblingen, hat sein Zelt auf dem Flugfeld aufgeschlagen, bleibt dort bis Pfingstmontag, gibt täglich zwei Vorstellungen: Werktags um 15.30 und 19.30 Uhr, sonn- und feiertags um 10.30 und 14.30 Uhr.

33 Artisten, Tierlehrer und Clowns sind im Einsatz

Das Zirkuszelt wird getragen von Masten, die 22 Meter messen, und fasst 3400 Zuschauer. Auf ihm sitzt eine Kuppel von nochmals 14 Metern Höhe. Am Donnerstagmittag, am ersten Böblinger Zirkustag, ist das Zelt knapp bis zur Hälfte gefüllt. „Mandana“ heißt das Programm, 33 Artisten, Tierlehrer und Clowns sind beteiligt.

Der Zirkus ist ein Hofstaat und Jana Mandana Lacey-Krone, Adoptivtochter der Zirkuserbin Christel Sembach-Krone, verheiratet mit Löwendompteur Martin Lacey Jr, ist die Prinzessin. Sie zeigt mit ihrem Vertreter Hans Ludwig Suppmeier ihre „Show der schönen Pferde“ – Pferde, die in präzise einstudierten Schrittfolgen die Manege umrunden, innehalten, die Beine heben, Pirouetten vollführen, in den Galopp wechseln.

Das Duo Stipka verbindet Tanz, Akrobatik und Reitkunst. Mister Lorenz aus Italien tritt auf als Clown und Harlekin, auch gemeinsam mit dem Toni Alexis Trio. Das Zirkustheater Bingo aus der Ukraine turnt unter der Kuppel. Die Truppe um Mustafa Danguir steigt ins mitgebrachte Riesenrad und balanciert auf dem Hochseil. Das Duo Flash of the Splash umgarnt sich inmitten der Luft – ein Paar, das sich an Zähnen hält und dreht, im Zirkuslicht. Beim Team Non Stop sieht man Menschen, die lässig vom Gerüst fallen, um elastisch wieder hinauf geschleudert zu werden und dort stehen wie eine Eins.

Es gibt einen starken Mann, der Ketten sprengen möchte, doch Klopapier vorzieht, einen Nachtwächter, der auf seine Leiter klettert, und Clowns, die sich gegenseitig mit Gummigeigen schlagen. Thomas Lacey hat Hunde dressiert. Die kläffenden Vierbeiner, die tanzen und umherfliegen, sind nicht weniger hinreißend, als die großen Raubtiere, die sich von Martin Lacey Jr. kraulen lassen.

Peta ist auch dabei

Vor dem Zirkuszelt gibt es eine Demonstration. Einige Anhänger der Tierrechtsorganisation Peta haben sich dort versammelt. Manche der Demonstranten stammen aus dem Stuttgarter Raum, Pascal Engelhardt ist zuhause im Landkreis Karlsruhe, hat auch schon vor dem Krone-Zelt dort und in Pforzheim protestiert, wird dem Zirkus auch zum nächsten Standort folgen. „Löwen und Tiger“, sagt Engelhardt, „sind Wildtiere. Sie gehören nicht in Gefangenschaft. Sie sind in viel zu kleinen Käfigen untergebracht. Sie werden jede Woche in eine andere Stadt gefahren, erleben deshalb Stress, und werden gezwungen, Kunststücke aufzuführen, die sie so in Freiheit nicht machen würden.“

Auf den Transparenten der Tierschützer steht: „Zirkus ja. Aber ohne Tiere“ und „Tiere raus aus dem Zirkus“. Wie reagieren die Zirkusleute auf sie? „Sie drehen ihre Musik lauter, wenn wir mit unserem Protest anfangen“, sagt Pascal Engelhardt. „Die Besucher sollen nichts von uns mitbekommen. Dass wir hier stehen und ihnen das nicht gefällt, ist schon ein gewisser Erfolg.“ Eine Zirkusfrau zuckt derweil die Schultern: „Die kommen an jeden Platz, auf dem wir sind“, sagt sie über die Tierschützer. „Wir müssen sie machen lassen.“

Jeder urteile selbst

Tatsächlich reist der Circus Krone mit einer Vielzahl an Tieren. Er hat über 39 Pferde, mehrere Ponys, viele Hunde und 16 Löwen und Tiger. Die Kritik daran ist nicht neu. Der Zirkus hat seine Tierhaltung verbessert, hat Klagen der Tierschützer abgewiesen, mehr Transparenz geschaffen. Dass Hunde minutenlang auf den Hinterbeinen gehen, kommt in Freiheit nicht vor, dass Menschen durch die Luft wirbeln, auch nicht.

Die Zirkuswelt fasziniert, noch immer – und jeder Besucher, jeder Leser darf sich dazu eine eigene Meinung bilden.