Rock'n'Roll aus nächster Nähe: Der amerikanische Songwriter Chuck Ragan war am Donnerstag im Pressehaus Stuttgart zu Gast Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Chuck Ragan und Jon Gaunt können es auch aus dem Stand: Der Stau auf Stuttgarts Straßen hat sie aufgehalten, aber gegen 17.30 Uhr packen die beiden Musiker aus Florida in der Cafeteria des Stuttgarter Pressehauses schließlich ihre Instrumente aus und geben einen Vorgeschmack auf das Konzert, das sie nur wenige Stunden später im LKA spielen wollen. Der Radiosender Antenne 1 hat sie geladen, die Zeit ist knapp, aber Ragan und Gaunt bauen Stimmung auf, in Sekundenschnelle – der Sänger schnallt sich die akustische Gitarre um, sein Begleiter zupft an seiner Country-Fiddel, der Mini-Gig kann beginnen.

Hot Water Music hieß die Band, mit der Gaunt Ende der1990er Jahre bekannt wurde – vom Hardcorepunk hat er sich seither verabschiedet, die heisere Stimme ist ihm geblieben. Nun spielt er kantigen, wilden und emotionalen Country-Rock: „Good enough for Rock 'n Roll“, sagt er, laute ein Sprichwort der Musikszene - „Close enough for Country“. Und nah ist er seinem Publikum in der Tat, im Pressehaus.

Chuck Ragan und Jon Gaunt sind Männer mit Bart, sie tragen Flanellhemden, sie spielen ungestüm drauf los. Ragans Stimme klingt wie ein Steinbruch, kratzig und rau, Gaunts Fiddel legt sich mit lebhafter Schwermut auf die Schläge der Gitarre. Später dann, im LKA, werden Schlagzeug, Bass und eine Pedal-Steel-Guitar den beiden den Rücken stärken. Zwei Vorbands werden spielen, bevor Chuck Ragan and The Cameraderie auf de Bühne kommen. „We have time for one more Song“, sagt Ragan rund drei Stunden zuvor, spielt ihn mit Inbrunst, packt seine Gitarre wieder ein und zieht von dannen: Die Fans warten schon fast auf ihn.