Der Globus hat seinen Stammplatz auf Winfried Maier-Revoredos Bürotisch. Foto: Alexandra Kratz

Winfried Maier-Revoredo ist seit kurzem Pfarrer der Christuskirche in der Kolbäckersiedlung.

Stuttgart-Möhringen - Winfried Maier-Revoredo hat noch längst nicht alle Umzugskartons ausgepackt. Aber sein Globus steht schon wieder dort, wo er hingehört, nämlich auf seinem Schreibtisch. „Ich schaue mir gern die Welt an und reise gedanklich durch die Länder“, verrät der evangelische Pfarrer. Er ist schon an vielen Orten der Erde gewesen, bevor er nach Möhringen kam. Seit kurzem ist der 57-jährige Pfarrer der Christuskirche in der Kolbäckersiedlung. Am 10. Februar wurde er offiziell in sein neues Amt eingeführt.

„Meine Familie und ich sind hier außerordentlich freundlich aufgenommen worden. Viele Menschen sind schon auf uns zugekommen“, sagt Maier-Revoredo. Das mache den Start leichter. Der ein oder andere habe auch einen netten Brief in den Postkasten geworfen. „Das alles sind schöne Gesten“, sagt der evangelische Pfarrer.

Seine erste Pfarrstelle hatte Maier-Revoredo in Winnenden

Maier-Revoredo wurde 1955 in Tübingen geboren. Er machte in Schorndorf Abitur und studierte anschließend Theologie in Tübingen, in der österreichischen Hauptstadt Wien und im schottischen Edinburgh. Nach dem Abschluss tourte der junge Theologe ein halbes Jahr lang durch die Vereinigten Staaten. „Ich habe Freunde und Bekannte besucht, die ich größtenteils während des Studiums kennengelernt hatte“, sagt Maier-Revoredo.

Anschließend war er Vikar in Ulm-Söflingen. Und schon damals war er an einer Christuskirche tätig. „Es war eine bewegte Zeit. Sie war geprägt von der Diskussion um die Nachrüstung“, erinnert sich der 57-Jährige. Die Ulmer seien in der Friedensbewegung sehr aktiv gewesen, und auch er habe sich daran beteiligt. Seine erste Pfarrstelle hatte Winfried Maier-Revoredo in Winnenden.

Von 1984 bis 85 war Maier-Revoredo als Beauftragter des Lutherischen Weltbunds in Peru. Er machte bei einem Studienprojekt mit und untersuchte die „Umsetzung der Befreiungstheologie in Basisgemeinden“. „Seit dem Ende der 60er-Jahre gab es in Lateinamerika eine neue theologische Richtung. Diese war der Auffassung, dass die Kirche auf der Seite der ärmeren Bevölkerung stehen sollte“, erklärt Maier-Revoredo. Doch wie konnte so etwas in der Praxis aussehen? Diese Frage galt es zu klären. In dieser Zeit lernte Maier-Revoredo auch seine Frau Sara kennen. Und er entdeckte das „Christsein als eine fröhliche Sache, die auch etwas Befreiendes hat“.

Ziel ist eine „offene und bunte Gemeinde“

Die gleiche Erfahrung machte er bei seinem sogenannten Kontaktsemester an der Makumira University in Tansania. Dort war Maier-Revoredo für ein halbes Jahr, bevor er nach Möhringen kam. „Jeder Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche darf noch einmal ein Semester auf Kosten der Kirche studieren“, sagt Maier-Revoredo. Er hatte Fernweh und ging nach Afrika.

Maier-Revoredo hat versucht, ein Stück weit das afrikanische und lateinamerikanische Lebensgefühl nach Deutschland zu bringen. Hierzulande werde Religion oft mit einer strengen Ordnung, mit Regeln und dem erhobenen Zeigefinger in Verbindung gebracht. Maier-Revoredos Ziel ist eine „offene und bunte Gemeinde“, in der es nicht nur einen Frömmigkeitsstil gibt.

In seiner neuen Gemeinde will der 57-Jährige vor allem als Theologe wirken. „Ich sehe meinen Schwerpunkt in der Verkündigung und der Seelsorge. Das habe ich studiert. Ich bin auf keiner Managerschule gewesen“, sagt der Pfarrer. Und dennoch weiß auch er, dass das „Managen“ heute ebenso zum Aufgabengebiet eines Geistlichen gehört. Doch für Maier-Revoredo ist es Mittel zum Zweck. Zudem wird sich der neue Möhringer Pfarrer in der Erwachsenenbildung engagieren. Künftig zeichnet er für das Programm Treff am Turm mitverantwortlich. Und er wird sich um die Kindergärten der Gemeinde kümmern. Diese gelte es in Zeiten immer neuer Qualitätsanforderungen zukunftsfähig zu gestalten.