Der neue Amtsleiter in Filderstadt, Christos Slavoudis, hat selbst eine Migrationsgeschichte. Foto: Caroline Holowiecki

Christos Slavoudis ist seit Kurzem der Leiter des Amts für Integration, Migration und Soziales in Filderstadt. Ein Gespräch über Prioritäten und mögliche Türöffner.

Flotten Schrittes marschiert Christos Slavoudis durch die Flure, ruft im Vorbeigehen ins eine oder andere Zimmer. Wer mithalten will, muss sich sputen. Hier ist einer mit Energie. Der Mann mit dem dunklen Dutt – oder Man Bun, wie man heute sagt – ist seit Januar in Filderstadt der Leiter des Amts für Integration, Migration und Soziales. Zuvor war er in Nürtingen Integrationsbeauftragter, Leiter des Bürgertreffs und zuständiger Abteilungsleiter für den Sozialen Dienst gewesen. Nun also wieder eine ganz ähnliche Funktion für den 46-Jährigen, nur eben eine Karrierestufe höher und in einem Amt, dass es in diesem Zuschnitt nicht in allen Kommunen gibt.

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Christos Slavoudis hat selbst eine Migrationsgeschichte. „Meine Eltern waren klassische Gastarbeiter.“ Obwohl er in Düsseldorf geboren wurde, ist er Grieche, hat also den griechischen Pass. „Das war nie ein Hemmnis.“ In seiner jetzigen Position könnte seine Herkunft vielleicht sogar ein „Türöffner“ sein, sagt er. Seine Empathie für Menschen, die versuchten, in Deutschland Fuß zu fassen, sei groß, und „ich glaube, dass ich weiß, wie man Teilhabe erreichen kann“.

Ungewöhnliche Laufbahn des neuen Amtsleiters

Der Neue im Rathaus ist verheiratet, hat zwei kleine Söhne und lebt in Bad Cannstatt. Seine berufliche Laufbahn: ungewöhnlich. Zunächst habe er eine handwerkliche Ausbildung gemacht und als Raumausstatter gearbeitet. „Das hat mich nicht erfüllt“, daher habe er noch mal bei null angefangen und studiert. Als Diplom-Sozialpädagoge und -Sozialarbeiter hat Christos Slavoudis schließlich viele Bereiche gestreift – Suchthilfe, Jugendamt, Schulsozialarbeit. An Filderstadt habe ihn unter anderem das Vielfältigkeitskonzept gereizt. „Der Begriff Integration ist zu kurz gedacht“, findet er, heute gehe es in der Gesellschaft um die Inklusion aller, und „der Gemeinderat steht geschlossen dahinter“. Eine seiner Prioritäten werde daher sein, in der Quartiersentwicklung das Zusammenleben von Älteren, Jüngeren, Menschen mit Handicap und Migranten zu fördern.

Herausforderung durch steigende Flüchtlingszahlen

Zunächst aber stehen große Herausforderungen an. Die Zahl der Geflüchteten, die in Deutschland ankommen, hat bereits vor dem Krieg in der Ukraine wieder angezogen. Dieses Jahr hatte man in Filderstadt ursprünglich mit etwa 70 Menschen gerechnet, im kommenden nochmals so viele, sagt Christos Slavoudis. Durch den Krieg in der Ukraine habe sich freilich alles noch mal verändert. Wie viele Ukrainer hierzulande letztlich genau Schutz suchen würden, auch aus der Partnerstadt Poltawa, sei derzeit noch unklar. Krisenstäbe tagten, checkten die Kapazitäten in den kommunalen Unterkünften. „Wir planen gut und gezielt, wir wollen nicht überrascht werden“, sagt Christos Slavoudis. Auch zahlreiche Bürger meldeten sich, böten Hilfe an, auch Wohnraum. „Bei uns klingeln die Telefone ununterbrochen.“

Es gibt viel zu tun, doch Corona bremst Christos Slavoudis im neuen Job etwas aus. Vieles sei aktuell nur über Video möglich, er sei aber einer, der den direkten Kontakt suche, der Aufgaben gern im Zwiegespräch löse. „Gerade im sozialen Bereich ist das nicht anders möglich“, findet er. Vor allem auch die Ehrenamtlichen wolle er mitnehmen. Deren Arbeit sei sehr wichtig. „Ich bin überzeugt, wenn der Ansturm aus der Ukraine kommt, schaffen wir das nur mit Ehrenamtlichen.“