Stuttgart erstrahlt am Samstag in den Farben des Regenbogens. Foto: Heiko Rebsch/dpa

Mehr Formationen als je zuvor, erhöhte Sicherheitsmaßnahmen: Die Pride-Demo will am Samstag in Stuttgart ein starkes Signal setzen. Alles, was man über den CSD wissen muss.

Sich nicht kleinmachen und sich den wachsenden Anfeindungen in großer Stärke selbstbewusst widersetzen: Unter dem Motto „Nie wieder still! Laut für Freiheit, stark für Vielfalt“ zieht der Christopher Street Day (CSD) mit einer Rekordzahl von 160 Formationen (vor einem Jahr waren es 150) am Samstag, 26. Juli, durch die Innenstadt.

 

Nach dem Generationswechsel an der Spitze der ehrenamtlichen Organisation engagieren sich nach eigenen Angaben „vermehrt jüngere Menschen“ in dem Verein dafür, dass Stuttgart „ein kraftvolles Zeichen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit“ erlebt. Laut Stadt gibt es bisher keine Anmeldung für eine Gegendemonstration. Dennoch, erklären die Veranstalter, sei man „für alle Eventualitäten“ gerüstet.

Wann und wo geht es los?

Gegen 13.30 Uhr starten die bunten Lkw und Fußgruppen unweit des Feuersees auf der Rotebühlstraße. Der regenbogenfarbene Zug führt über den Rotebühlplatz und die Eberhardstraße, biegt dann in die Marktstraße ein, streift den Marktplatz mit dem CSD-Straßenfest und erreicht über die Münzstraße den Karlsplatz. Von dort geht es auf die Planie zur Abschlusskundgebung, die laut Plan um 17 Uhr beginnen soll.

Die Route der Parade Foto: Stuttgart/Biwer

Um was geht es?

Der bunte Marsch soll mehr sein als eine große Party. Die Veranstalter sprechen deshalb nicht von einer Parade, sondern von einer Politdemo. Sie fürchten, dass sich die Gesellschaft „zurückbewegt“, weil sich die Fälle von Hasskriminalität gegen queere Menschen in Deutschland häuften und der „Gegenwind von rechts“ stärker geworden sei.

Wer ist dabei?

Während aus anderen Städten berichtet wird, dass sich große Firmen vom CSD zurückziehen, ist dies in Stuttgart nicht der Fall. Mit 160 Formationen melden die Organisatoren einen Anmelderekord. Bosch, Porsche, Mercedes, der VfB, Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, Hitradio Antenne 1, die Stadt Stuttgart, Hewlett Packard, die LBBW, der SWR, die Volks- und Raiffeisenbanken, Vodafone, das Württembergische Staatstheater, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) – die „Big Player“ der Stadt sind wieder dabei, aber auch kleinere Gruppen reihen sich in großer Zahl ein. Die Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg ist ebenfalls dabei.

Erstmals seit etwa zehn Jahren fährt allerdings die CDU nicht mit, beteiligt sich auch nicht als Fußgruppe, was für heftige Debatten sorgt. Offizieller Grund sind die hohen Kosten für einen Wagen. Unstimmigkeiten gibt es wohl seit dem Neujahresempfang des CSD, worauf CDU-Kreischef Max Mörseburg hinweist. Damals hätten die Organisatoren nicht sehr freundlich über die CDU gesprochen. Mit Ausnahme von CDU und AfD sind alle anderen Parteien wie FDP, SPD, Grüne, Freie Wähler und Linke bei der CSD-Demo dabei.

Welche Promis fahren mit?

Beim VfB fahren mit: OB Frank Nopper (er beteiligt sich aber auch an einer Fußgruppe der Stadt) und Cem Özdemir, der Ministerpräsidentenkandidat der Grünen. CDU-Landeschef Manuel Hagel ist beim CSD diesmal nicht dabei. Auf dem Dehoga-Truck will der in Spanien lebende Musicalstar Uwe Kröger erleben, wie Stuttgart den Pride feiert. TV-Promi Bruce Darnell wird erneut mitfahren auf dem Truck der Outletcity Metzingen. TV-Moderator und Beauty-Experte Andreas Wendt hat sich für den Wagen des Pressehauses Stuttgart angekündigt.

Wie steht es um die Sicherheit?

Entlang der Demostrecke werden viele Poller und Gitter aufgestellt, um Störungen zu verhindern. Die Stadt Stuttgart erklärt, mit der Branddirektion, dem Polizeipräsidium und dem Deutschen Roten Kreuz eine „umfassendes Sicherheitskonzept“ erarbeitet zu haben. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Behörden funktioniert hervorragend“, sagt Betina Starzmann vom CSD-Vorstand. Die Veranstalter rufen zur Achtsamkeit auf: „Wir empfehlen allen Besuchenden und Teilnehmenden, in Gruppen anzureisen und möglichst nicht allein unterwegs zu sein.“ Das Awareness-Konzept wurde weiterentwickelt. Ein Team geschulter Volunteers – leicht erkennbar an ihren T-Shirts – stehe für Hilfe und Gespräche zur Verfügung. Wer sich unwohl fühle oder Hilfe benötige, könne das Codewort „Wo geht’s hier nach Panama?“ verwenden.

Erstmals arbeitet der CSD Stuttgart zudem mit der „Eve-App“ zusammen – einer digitalen Begleitung für den sicheren Heimweg. Die App ermöglicht es, Notfallkontakte oder direkt die Polizei zu verständigen und den Standort live zu teilen.

Wo wird gefeiert?

Am 26. und 27. Juli heißt es „Bühnen frei“ auf dem Markt- und Schillerplatz. Zusätzlich entsteht in der Kirchstraße die CSD-Infomeile mit Informationen und Angeboten aus der Community für die Community. Die offizielle Party zum CSD findet im White Noise und im Breitengrad 17 auf mehreren Floors und auf einer großen Open-Air-Area statt. Das queere Studio Gaga feiert zum CSD ein letztes Mal in den Pop-up-Räumen im Hotel am Schlossgarten.