Hinter dem Haus wäre noch Platz für einen Erweiterungsbau. Foto: Torsten Ströbele

In der Einrichtung der Evangelischen Gesellschaft muss es bis 2019 größere Zimmer geben.

Freiberg - „Das Christoph-Ulrich-Hahn-Haus benötigt einen mehrgeschossigen Erweiterungsbau“, heißt es eher beiläufig im Bebauungsplan Mönchfeld-/Balthasar-Neumann-Straße, der vor der Sommerpause erste Hürden im Bezirksbeirat und im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats genommen hat. Jeweils einstimmig wurde der Aufstellungsbeschluss gefasst.

„Wir haben allerdings erst einmal nur Bedarf angemeldet, damit wir die Option auf eine Erweiterung der Einrichtung auch ziehen können, wenn es soweit kommen sollte“, sagt Thomas Winter, Abteilungsleiter bei der Evangelischen Gesellschaft, auf Nachfrage. Doch dass sich in naher Zukunft etwas im Christoph-Ulrich-Hahn-Haus tun muss, ist unbestritten. Am 1. September 2009 sei nämlich die Landesheimbauverordnung in Kraft getreten, die sich gravierend auf Einrichtungen auswirken könne, die sich um ältere, pflegebedürftige, psychisch kranke oder behinderte Menschen kümmere, heißt es in einem Brief der sogenannten Verbände der Leistungserbringer, in dem unter anderem die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz und der Caritasverband Mitglied sind. Bis zum Jahr 2019 hätten die betroffenen Einrichtungen Zeit, um die neuen Vorschriften umzusetzen, heißt es in dem Schreiben weiter. Unter anderem müssen für jeden Bewohner Einzelzimmer zur Verfügung stehen, die mindestens 14 Quadratmeter groß sind. Zudem müsse auch gewährleistet sein, dass sich maximal zwei Bewohner einen Sanitärbereich mit Waschtisch, Dusche und einer Toilette teilen können. Diese beiden Voraussetzungen erfüllt das Christoph-Ulrich-Hahn-Haus nur teilweise. „Unsere Zimmer sind aktuell elf Quadratmeter groß. Zudem haben wir bislang sanitäre Gemeinschaftsräume“, sagt Hausleiter Hartmut Klemm. „Wir müssen nun erst einmal prüfen, welche Optionen wir haben.“

Der Alkohol spielt eine wichtige Rolle

Das Christoph-Ulrich-Hahn-Haus bietet insgesamt 64 Menschen ein Dach über dem Kopf. „Wir umsorgen hier Wohnungslose, die von psychischen oder chronischen Erkrankungen sowie von Suchtproblemen betroffen sind“, sagt Klemm. „Die Lebenssituation dieser Hilfesuchenden ist von Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und erheblichen Problemen gekennzeichnet, den Alltag zu bewältigen.“ Vor allem der Alkohol habe im Leben dieser Menschen eine wichtige Rolle eingenommen. „Tägliche Beschäftigung ist ein wichtiger Schritt heraus aus der Sucht“, sagt der Leiter des Christoph-Ulrich-Hahn-Hauses.

In der Kreativwerkstatt könne gesägt, gefeilt, gebohren und geschliffen werden. Auch im Garten der Einrichtung gebe es genug zu tun – vom Heckenschneiden über Unkrautjäten bis hin zum Rasenmähen. „Wir finden für jeden etwas“, sagt Klemm. Ziel sei es, die Bewohner in ihren Fähigkeiten zu bestärken, um sich später langsam auch an ihre Schwächen heran wagen zu können.

„Durchschnittlich bleiben die Bewohner etwa drei bis fünf Jahre bei uns“, sagt Klemm. Das komme aber natürlich immer auf den einzelnen Menschen an. Im Jahr 2010 hätten insgesamt 27 Bewohner die Einrichtung verlassen. Vier von ihnen fanden auf dem privaten Wohnungsmarkt ein neues Zuhause. Drei Personen wurden in andere Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe vermittelt. Acht Bewohner kamen in anderen Heimen und Einrichtungen unter, zwei Personen zog es ins Betreute Wohnen und zwei verstarben.