„60 ist das neue 40“, sagt der Kabarettist Christoph Sonntag, der einen runden Geburtstag gefeiert hat. Foto: dpa/Christoph Schmidt

In der Sexismus-Debatte in Stuttgart schlagen die Emotionen hoch – eine Steilvorlage für einen Kabarettisten. Wir sprachen mit Christoph Sonntag zu seinem 60. Geburtstag über Späße mit dem Ehepaar Nopper, das Frühlingsfest und diskriminierende Belustigung.

Der SWR „schenkt“ ihm zum 60. Geburtstag eine Fernsehsendung: Am 13. und 14. Mai wird im Theaterhaus das Programm „Wörldwaid“ von Christoph Sonntag aufgezeichnet – kaum, dass sich der Kabarettist als Fastenprediger Bruder Christopherus vor den SWR-Kameras vor allem das Ehepaar Nopper vorgeknöpft hat.

 

Die Emotionen, die wegen halbnackten Frauen auf Budenkulissen des Frühlingsfestes hochkochen, sind eine Steilvorlage für einen in Stuttgart beheimateten Kabarettisten. Wem sind Sie besonders dankbar?

Ich frage mich, wem diese allgemeine Aufgeregtheit immer nützt und was sie bringen soll. Danken tue ich allerdings dem lieben Gott, dass er auch schöne Körper erschaffen hat. So hat mir der Pirelli-Kalender gut über die Pubertät geholfen. Viele Frauen übrigens danken dem lieben Gott genauso wie ich gerade, wenn sie bei den Chippendales auf Show sind.

War es klug von OB Frank Nopper, sich öffentlich zu äußern in dieser Frage und dem Gemeinderat Zensur vorzuwerfen? Oder sollten Politiker auch mal die Klappe halten?

Ich gebe Politikern keine Ratschläge. Ich warte ab, was sie tun und bring sie dann auf die Kabarettbühne - das sind sie ja gewohnt von mir.

„Sympathie mit dem Opfer ist für den Kabarettisten ein Problem“

Die Rede ist davon, dass Frauen zur diskriminierender Belustigung herhalten müssen. Dürfen zur Belustigung auch mal Grenzen überschritten werden?

Ich weiß als Schwabe seit ich in München und Berlin studiert habe, was echte Diskriminierung bedeutet. Nein, im Ernst: ich glaube, das muss jeder auch für sich selbst entscheiden, wo die Grenzen sind, auch ich als Kabarettist. Wenn wir mit mehr Barmherzigkeit aufeinander zugehen würden, dann wären viele Gesetze und Verbote gar nicht notwendig.

Sie verstehen sich mit Herrn Nopper privat gut. Wird es dadurch leichter oder schwerer, ihn auf der Bühne zu attackieren?

Sympathie mit dem Opfer ist für den Kabarettisten ein großes Problem. Zum Glück sind wir Kabarettisten psychisch so stabil, dass wir uns bei aller Zuneigung zu den Akteuren nie von unserer sozialhygienischen Arbeit ablenken lassen.

„Stuttgart hat nun ein hochaktives Promi-Paar“

Frau Nopper war not amused, dass sie in Ihrer Fastenpredigt zum bevorzugten Satireopfer geworden ist. Fast hat man den Eindruck, dass Ihnen zu Ihr besonders böse Gags einfallen. Muss der Ministerpräsident fürchten, dass er die Nummer eins beim Spot abgeben muss?

Wir haben mit Gudrun und Frank Nopper ein leuchtendes und hochaktives Promi-Paar an der Spitze der Stadt, das deshalb natürlich auch von Bruder Christophorus beachtet wird und wurde. Meine Fans waren begeistert, wie Gudrun und Frank sich geschlagen haben. Beide haben genug Größe und Humor, solchen Spott zu ertragen. Das Schlimmste bei der Fastenpredigt ist immer, wenn man gar nicht dran kommt. Dann sollte man sich wirklich Gedanken machen!

Am Mittwoch sind Sie 60 Jahre alt geworden. Alles Gute nachträglich! Wie fühlt sich Ihr neues Alter an?

Die Zeit rast an uns vorbei, und wir werden älter, ohne es zu merken. 60 ist das neue 40, und 40 war vor zehn Jahren bereits das neue 30. Deshalb befinde ich mich nun auf dem Weg in die zweite Hälfte. Bin also 34 plus, wenn ich richtig rechnen kann.

TV-Aufzeichnung im Theaterhaus

Im Theaterhaus
findet am 13. und 14. Mai ein Fernsehmitschnitt des Programms „Wörldwaid“ von Christoph Sonntag statt, Beginn jeweils um 20 Uhr. Für beide Tage gibt es noch Restkarten im Theaterhaus, bei ReserviX und den üblichen Vorverkaufsstellen. https://www.theaterhaus.com/theaterhaus/