Herbst im Doppelpack: Einmal als spießiger Lehrer, einmal als verkrachter Schauspieler Foto: ARD

Die Rolle als Bürotyrann Stromberg hat Christoph Maria Herbst berühmt gemacht. In der Verwechslungskomödie „Besser als Du“ spielt er nun einen biederen Familienvater und dessen lässigen Zwillingsbruder.

Herr Herbst, in Ihrer ersten Doppelrolle spielen Sie Zwillingsbrüder – der eine cool, der andere spießig. Wer war denn bei Ihnen daheim lässiger, Sie oder Ihre Schwestern?
Bei uns Geschwistern gab es immer ein ganz gutes Kräfteverhältnis. Wenn da einer schwach war, haben die anderen beiden ausgeholfen. Bei uns herrscht bis heute ein sehr guter familiärer Zusammenhalt, der auch für meine recht gut gelungene Bodenhaftung sorgt. Ich bin nur froh, dass ich keinen Zwillingsbruder hatte und habe, da hat die Evolution mal was richtig gemacht (lacht).
Haben Sie für die Doppelrolle auch das doppelte Geld bekommen?
Ich habe nur die einfache Gage bekommen, was ja im Grunde eine Ungerechtigkeit ist (lacht). Andererseits: Dann hätte ich ja in „Ladykracher“ die vier- bis achtfache Gage bekommen müssen. Nein, man wird nach Drehtag bezahlt, und ich glaube, das ist ein ganz gutes System.
Ist es ein Ritterschlag, so eine Rolle spielen zu dürfen?
Dass die ARD-Degeto mir das erste Mal in meiner Karriere ein Buch anbietet und mir dann gleich so was zutraut, das war schon eine große Freude. Meinetwegen auch ein Ritterschlag. Ich freue mich, dass sich anscheinend immer mehr herumspricht, dass ich von Beruf nicht Stromberg-Darsteller bin, sondern Schauspieler. Stromberg ist zwar eine Schublade aus Edelholz und mit Brokat ausgeschmückt, aber eben doch eine Schublade. Ich versuche da eine Neujustierung.
Also ist mit dieser Figur wirklich endgültig Schluss?
Ja, da haben wir den Kinofilm gemacht, und ein besserer Abschluss ist nach fünf Staffeln nicht denkbar. Es waren gute zehn Jahre, und da geht man mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich habe der Serie eine Menge zu verdanken, auch wenn ich immer wieder sage, Leute, ich bin doch mehr als Stromberg. Es ist Fluch und Segen, aber letztlich natürlich doch mehr Segen.
Ist eine vergleichbare neue Comedyserie in Aussicht?
Nein, ich stehe dafür nicht zur Verfügung. Ich will mich nicht kopieren. Nach meiner Rolle in „Ladykracher“ wurden mir auch eigene Sketchformate angeboten, das war schmeichelhaft, aber warum sollte ich mich wiederholen? Ich will nicht stehen bleiben. Es ist halt nicht nur ein Job für mich, es geht mir nicht nur darum, Geld zu verdienen oder im Mittelpunkt zu stehen. Ich will diesen merkwürdigen, aber auch tollen Beruf des Schauspielers in seiner Vielfalt ausloten.
Warum sieht man Sie in letzter Zeit fast nur noch im Kino und kaum mehr im Fernsehen?
Das ist eine Entwicklung, die ich selber mit hochgezogenen Augenbrauen verfolge. Ich weiß gar nicht, wie das kommt. Ich sage das ohne jedes Lamento, denn es ist ja total schön, für das Kino zu arbeiten, aber mir ist die Mischung schon wichtig. Ich wollte nie nur fürs Kino oder nur fürs Fernsehen arbeiten. Ich bin froh, in der ARD mit „Besser als Du“ laufen zu dürfen. Ich hoffe, dass diese Komödie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit den Öffentlich-Rechtlichen ist.
Sind vielleicht auch die Drehbücher zu schlecht, die Ihnen angeboten werden?
Es sind schon Sachen dabei, bei denen ich denke: „Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein“, oder es ist zu nah an dem, was ich schon gemacht habe. Ich bin sicherlich auch wählerisch, aber das ist doch auch gut so. Man muss sich in der Kunst üben, Nein zu sagen.
Und wenn man Ihnen eine Rolle als „Tatort“-Kommissar anbieten würde?
Würde ich mittlerweile Jein sagen. Vor ein paar Monaten wäre es noch ein klares Nein gewesen, aber ich war gerade Jurymitglied beim TV-Krimi-Festival in Wiesbaden und hatte die Freude, mir die zehn nominierten Filme anzusehen. Das Ganze innerhalb von zwei Tagen, ich hatte abends quadratische Augen. Aber was ich da gesehen habe, unter anderem an „Polizeiruf 110“ und „Tatort“, hatte sehr hohes Niveau. Der deutsche Krimi muss den Vergleich mit dem großen skandinavischen Bruder nicht scheuen.
Meistens sieht man Sie ja in Komödien. Verstehen Sie sich selbst als komischer Schauspieler?
Den Begriff komisch finde ich merkwürdig. Komisch ist manchmal mein Steuerberater, aber nicht im Sinne von lustig, sondern weil er mit komischen Fachbegriffen um sich wirft und ich ihn nicht verstehe. Zugegeben, ich habe einen Hang zur Komödie, aber auch da bin ich irgendwie reingerutscht. Ich bin nicht als Komödiant geboren, früher beim Theater habe ich jedes Genre gespielt. Im Fernsehen hat sich das über „Ladykracher“ so ergeben, aber ich habe auch andere Rollen in mir. Es fehlt den Verantwortlichen nur an Mut, Leute wie mich auch mal konträr zu besetzen. Ich wünsche mir da mehr Fantasie.
War die Doppelrolle in „Besser als Du“ denn eine große schauspielerische Herausforderung für Sie?
Irgendwie schon, im positiven Sinne. Die Herausforderung und der Spaß überwogen die Anstrengung und meine Verzagtheit, dem vielleicht nicht gewachsen zu sein.
Und wie stellt man das an, zwei Brüder zu spielen, die identisch aussehen, aber völlig anders auftreten?
Ich habe mir Dinge gesucht, die den Tom einerseits und den Matthias andererseits auszeichnen, habe das daheim dann auch richtig geübt. Die gehen und sprechen ja unterschiedlich, die Stimmlage von Matthias ist eine kleine Terz höher, weil er ein dauergestresster Typ ist, der immer alles richtig machen will. Es war eine große Geburtstagsparty, zwei so unterschiedliche Typen gebären zu dürfen.

„Besser als Du“, ARD, Freitag, 20.15 Uhr