Wegen Corona verzögert sich die Eröffnung der Moschee um etwa ein Jahr – 2023 soll es soweit sein. Foto: Horst Dömötör,

Die Teilnehmerinnen sind froh, sich nach dem Corona-Lockdown wieder treffen zu dürfen. Recep Aydin, der Ehrenvorsitzende des türkisch-islamischen Kulturverein, führt die Besucherinnen durch den Neubau der Moschee.

Kornwestheim - Es war anders, aber dennoch irgendwie gleich. Am Samstagvormittag traf man sich nach langer Coronapause endlich wieder zum traditionellen christlich-muslimischen Frauenfrühstück an der Moschee in der Sigelstraße. Gastgeber war der türkisch-islamische Kulturverein.

Fast 30 Frauen kamen zum Treffen

„Wir sind so froh, dass wir endlich wieder zusammenkommen können“, sagte Hümeyra Aydin und freute sich. Dennoch blickte er etwas nachdenklich in die lockere Runde: Obwohl man sich bewusst war, dass wohl weniger Leute kommen würden, hatte Aydin gleichermaßen gehofft. damit falsch zu liegen. In Zeiten vor der Pandemie kamen regelmäßig 50 bis 80 Frauen zum Frühstück. Am Samstag waren es immerhin fast 30 Frauen. „Wir müssen es alle erst wieder lernen, unter Leute zu gehen“, kommentierte Stefanie Henger, die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde der Heilig-Geist-Kirche in Pattonville. Für Henger war es seit ihrem Amtsantritt im September 2020 das erste christlich-muslimische Frühstück. „Ich hatte aber schon viel Tolles von den Treffen gehört und freue mich sehr, endlich bei diesem Gesprächstag dabei zu sein.“ Dennoch hofft auch sie, dass sich bald noch mehr trauen wieder zusammenzukommen.

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Die, die dabei waren, genossen den bekannten Austausch jedenfalls sichtlich. Die gute und freudige Stimmung war trotz Treffen im Freien und an kleinen Tischen sofort da. Es wurde gelacht, geplaudert – natürlich viel über das Virus – und eben gefrühstückt. Wenn auch nicht so viel wie sonst. „Das war ehrlich gesagt das größte Problem vorab“, sagte Hümeyra Aydin und ergänzte: „Die Frauen konnten nicht glauben, dass sie wirklich nur Brötchen belegen sollten.“ Denn um das ganze coronakonform zu gestalten, durfte kein großes Buffet hergerichtet werden.

Am Neubau der Moschee wird kräftig gearbeitet

Wo sich sonst also etliche Platten mit allerlei Köstlichkeiten ausbreiteten, standen dieses Mal nur Tabletts mit belegten Brötchen. Die waren dafür umso ordentlicher dekoriert: Käse, Wurst, Frischkäse, Tomaten, Gurken und Salatblätter. Es zeigte sich mal wieder: eine gewisse Vielfalt ist auch mit weniger möglich.

Nebenan wurde währenddessen trotz Samstagvormittag fleißig am Moschee-Neubau gearbeitet. So schweiften nicht nur die Blicke immer wieder zum Neubau, sondern es tauchten auch immer wieder Fragen dazu auf. Diese wurden dann im Rundgang im Anschluss an das Frühstück geklärt.

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„Vor 21 Jahren, als wir die erste Moschee hier wollten, da kamen auch die Fragen ,Wer sind die, und was wollen die?’ auf“, erinnerte sich Recep Aydin, der Ehrenvorsitzende des türkisch-islamischen Kulturvereins und führte einen Teil der Gruppe in den Rohbau. Auf 855 Quadratmeter Grundfläche entsteht derzeit die insgesamt über 2000 Quadratmeter große Moschee. Eigentlich sollte der rund vier Millionen Euro teure Bau nächstes Jahr abgeschlossen werden. Aufgrund von Corona rechnet Aydin nun aber damit, dass es sich auf Frühjahr 2023 verschiebt.

In der Moschee gibt es sogar eine Dusche

Der Ehrenvorsitzende führte die Damen gemächlich durch die Moschee. 100 Quadratmeter Küche im Untergeschoss, 300 Quadratmeter Konferenzräume, die ebenso riesigen Gebetsräume für Männer und Frauen auf zwei Ebenen voneinander getrennt, Jugendräume, eine Wohnung für den Imam und ein Gästezimmer, ein Brunnen im Foyer unter einer Glaskuppel – das ließ wirklich alle Frauen staunen. Sogar eine Dusche wird es geben, berichtete Aydin. „Wir sind hier mitten im Industriegebiet. Ich habe oft erlebt, dass Lastwagenfahrer hier herkommen, Wasser holen und damit hinter dem Laster duschen. Jetzt laden wir sie ein, hier direkt zu duschen.“ Bis es soweit ist, wird es aber noch dauern. Dennoch: „Man kann sich schon sehr gut vorstellen, wie schön es wird“, sagte Stefanie Henger beeindruckt und auch die anderen Frauen staunten: „Ein riesen Ding.“ Und in diesem Sinne hoffen die Frauen, dass auch das traditionelle Frauenfrühstück bald wieder was ganz Großes wird.