Foto: Leonhard Kaufmann

Der Regisseur Andreas Kessler über seinen Film „Nakam“ und über den Filmabend der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Stuttgart - Herr Kessler, Sie sind Absolvent der Filmakademie in Ludwigsburg, „Nakam“ ist Ihre Abschlussarbeit. Sie sind aber schon durch fünf weitere Filme bekannt und haben für „Sinkende Schiffe“ beim Bundesfestival den Regiepreis gewonnen. Darüber hinaus lief der Film beim 41. Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken. Welche Anliegen vermitteln Sie mit Ihren Filmen?

 

In „Nakam“ und auch einigen meiner anderen Filme ist es mir wichtig, die Komplexität eines Konfliktes nachvollziehbar zu machen. Denn es gibt keine einfachen Antworten. Eine große Rolle spielt für mich die Musik, sie schafft Empathie für die Figuren.

Der Protagonist in „Nakam“ ist ein zwölfjähriger jüdischer Geigenspieler. Sie spielen selbst Geige?

Ich bin in einem sehr musikalischen Umfeld aufgewachsen und habe gelernt, wie verbindend dieser Zugang für die unterschiedlichsten Menschen sein kann.

„Nakam“ soll auf eine auf eine wahre Geschichte in der Ukraine während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg zurückgehen?

Der Film basiert auf der wahren Geschichte des zwölfjährigen Geigers Motele Schlein, der mit einer ukrainisch-jüdischen Partisanenbewegung gegen die Nazis gekämpft hat.

„Furchtbarer Gewissenskonflikt“

Als er einen Anschlag auf SS-Offiziere verüben soll, gerät er in einen furchtbaren Gewissenskonflikt. Seit ich die Geschichte vor acht Jahren gelesen habe, hat sie mich nicht mehr losgelassen.

Jetzt hat der Film durch den Überfall auf die Ukraine eine schreckliche Aktualität erhalten. Sie haben auch mit Ukrainern gedreht?

Ich habe mit ukrainischen und russischen Schauspielern gedreht und eine harmonische Zusammenarbeit erlebt. Jetzt bekam ich eine Nachricht von einem der Schauspieler aus der Ukraine, mit der Bitte um Unterstützung. Ich bin bestürzt und in großer Sorge.

Wann wird der Film vorgestellt?

Der Film wird seine Weltpremiere am 1. April auf dem 46th Cleveland International Festival und seine Deutschland-Premiere auf dem Sehsüchte-Festival in Berlin.

An die Filme schließt sich eine Podiumsdiskussion mit Andreas Kessler, dem Produzenten Max Breuer und Arkadij Khaet, Regisseur von „Mazel Tov“ an. Die Eröffnung findet am Montag, 7. März, 18 Uhr, im Filmtheater Atelier am Bollwerk, Hohe Straße 26, statt. Anmeldung erforderlich. Weitere Veranstaltungen zur Woche der Brüderlichkeit sind unter folgender Adresse abrufbar; Anmeldungen ebenfalls unter dieser Adresse: gcjz-stg@gmx.net