Die Geschäftsführerin des Haushaltswarengeschäfts, Susanne Zerweck-Locher (rechts), zählt bei der Wahlkampf-Tour in Fellbach von der CDU-Bundestagsabgeordneten Christina Stumpp viele Faktoren auf, die den stationären Einzelhandel belasten Foto: Heinz Heiss

Was erwarten Einzelhändler von der Bundespolitik? Bei einer Wahlkampf-Tour der CDU-Bundestagsabgeordneten Christina Stumpp zeigen Fellbacher Betriebsinhaber unterschiedlicher Branchen viele Themen auf, mit denen sie im Alltag kämpfen.

Susanne Zerweck-Locher hat eine lange Liste von Stichpunkten zusammengestellt, mit der sie bei der Wahlkampf-Tour der CDU-Bundespolitikerin Christina Stumpp durch lokale Betriebe anschaulich berichtet, was aus ihrer Sicht für den inhabergeführten Einzelhandel belastend ist. Dabei blickt die Geschäftsfrau auch auf die Coronaphase zurück, mit den monatelangen Schließungen der Fachgeschäfte, die dem Trend zum Online-Shopping einen weiteren Schub gegeben haben. „Die langen Schließungen waren überzogen“, sagt sie aus heutiger Sicht. „In einer bestimmten Phase durften die Kunden hier nicht mal mehr die Waren abholen“, so die Geschäftsfrau.

 

Natürlich bietet das Haushaltswarengeschäft einen Online-Shop. „Doch unsere Stärke ist der Service und die persönliche Beratung als stationärer Einzelhandel“, macht Zerweck-Locher deutlich. Begleitet von einem Tross von Mitgliedern der CDU-Fraktion im Fellbacher Gemeinderat besuchte die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Waiblingen und stellvertretende Generalsekretärin der CDU Deutschlands Einzelhändler unterschiedlicher Branchen.

Gestiegene Energie- und Personalkosten und stagnierende Umsätze

Eine Station ist das Haushaltswarengeschäft, das in dem Fachwerkhaus im Rathaus-Carrée auf rund 350 Quadratmetern Verkaufsfläche ansässig ist und im vergangenen Jahr sein 125-Jahr-Jubiläum gefeiert hat. In dem historischen Gewölbekeller des Ladens nennt die Geschäftsführerin weitere Faktoren, die der Handel stemmen müsse: Gestiegene Energie- und Personalkosten, gleichzeitig würden die Umsätze stagnieren. „Das ist eine Schere, die da aufgeht“, sagt Susanne Zerweck-Locher.

Auf ihrer eng getimten Rundtour mit fünf Stationen in Fellbach verweist Christina Stumpp immer wieder auf die „Agenda 2030“ der CDU. Die CDU will im Fall einer Regierungsübernahme nach der Bundestagswahl die Mittelschicht steuerlich entlasten, außerdem soll Bürokratie abgebaut werden. Und die Union will überprüfen lassen, ob die drei abgeschalteten deutschen Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen können .

Zerweck-Locher appelliert, dass öffentliche Auftraggeber den lokalen Handel unterstützen sollten. Grundsätzlich sei Planungssicherheit eine entscheidende Voraussetzung. „Wenn diese fehlt, gibt man kein Geld aus“, sagt sie. Eine gute Nachricht hat sie noch im Gepäck. So konnte die ehemalige Auszubildende Rebecca Hochmuth in ihren Betrieb übernommen werden.

Die Personalsituation treibt die Inhaber der Betriebe um

Die Personalsituation treibt viele Betriebe um. Beispiel: Mihriban Ciftki hat ihre Stelle, in der sie als Diplombetriebswirtin arbeitet, auf 60 Prozent reduziert, um ihre Eltern in dem etablierten Feinkostgeschäft in der Markthalle zu unterstützen. Steigende Einkaufs-, Import- und Lohnkosten machten das Geschäft immer schwieriger. Die Frage sei: Wie attraktiv ist dann eine Nachfolge?

Auch bei Metzgermeister Thomas Klingler und Dominic Welz vom gleichnamigen Obst- und Gemüsebaubetrieb ist die Personalsituation ein großes Thema. „Arbeit muss sich lohnen“, sagt Welz. Wenn man durch das Steuersystem in Teilzeit mehr Nettolohn pro Stunde als in Vollzeit bekomme, fehle der Anreiz. „Wir brauchen die Leistungsträger aus verschiedenen Ländern“, sagt Klingler, „wir sind ein Multi-Kulti-Betrieb mit 13 Nationen“. Die Traditionsmetzgerei mit Hauptsitz am Cannstatter Platz und einer Filiale in der Markthalle wird in vierter Generation geführt. Sohn Timo (31) steigt nun in den Familienbetrieb mit ein. Klingler hebt hervor, dass es wichtig sei, im Gespräch zu bleiben und Dinge gemeinsam abzustimmen. So sei bei der technischen Sanierung der Markthalle im Frühjahr ausschlaggebend gewesen, dass die Arbeiten zu einem großen Teil bei laufendem Betrieb erledigt wurden und so die Kundenbindung weiter gepflegt werden konnte.

Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie ist auch Thema

Stumpp spricht auch die Mehrwertsteuer in der Gastronomie an. Speisen, die im Lokal verzehrt werden, werden seit 1. Januar wieder mit 19 Prozent besteuert. Speisen, die geliefert werden, unterliegen dagegen weiterhin einer Umsatzsteuer von 7 Prozent. Sie berichtet, dass sich die CDU für eine generelle Regelung wie während der Coronapandemie mit 7 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastrobranche starkmachen wolle.

Uhrmachermeister Frank Hajek im Gespräch mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Christina Stumpp Foto: /Heinz Heiss

„Die Politik darf nicht zu stark eingreifen“, sagt Uhrmachermeister Frank Hajek. So sollten die Tarifparteien das Lohnniveau regeln und die Politik dabei nur eine beratende Funktion einnehmen. „Planbarkeit und Verlässlichkeit sind für uns wichtig“, sagt der Inhaber des Fachgeschäfts, der unter anderem mit dem Förderpreis des Uhrmacherhandwerks ausgezeichnet wurde. Mit Blick auf den US-Wahlkampf und die Wiederwahl Trumps sagt Stumpp: „Die demokratische Mitte hat ein Interesse an einem fairen Wahlkampf.“ Sonst steige die Gefahr eines „blauen Wunders“.

Station macht Stumpp auch im Hofladen des Sonnenbühlhofs der Familie Heß und in der Winnender Messerfabrik Giesser. Manfred Heß sagt, dass es immer aufwendiger sei, Saisonarbeitskräfte einzusetzen, der Mindestlohn sei aus seiner Sicht hoch, dazu komme, dass Saisonarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden müssten. So rechne es sich für viele Betriebe nicht mehr, weitere Flächen zu bewirtschaften, was sich an aufgegebenen Weinbergen zeige.

Und was sagen Händler der Bahnhofstraße? Diese seien aus Termingründen nicht besucht worden. Man plane, sich auch in dieser Einkaufsmeile ein Bild einzuholen.

„Bildung und Kultur fördern und nicht kürzen, man darf an dem Thema Bildung nicht sparen“, das ist die Botschaft von Buchhändlerin Gudrun Lack an die Bundespolitik. Ein brennendes Thema für den Buchhandel sei der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und der Frage nach dem Urheberrecht sowie der Kennzeichnung der Quellen. Als Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rathaus-Carrée würde sie sich in Fellbach stärkere Unterstützung dabei wünschen, mehr junge Menschen in den Einzelhandel zu bekommen. Bücher-Lack organisiert mit verschiedensten Kooperationspartnern viele Veranstaltungen in der Stadt und trägt damit zur Belebung der Innenstadt bei.