Christiane Hörbiger ist die große alte Dame der deutschen TV-Unterhaltung. Im Interview spricht sie über ihren 80. Geburtstag, warum sie weniger drehen will und wie sie den Tod ihres Lebensgefährten verarbeitet hat.
Stuttgart - Christiane Hörbiger feierte am Wiener Burgtheater und am Schauspielhaus Zürich Erfolge. In den späten Achtzigern wurde sie eine feste Größe der deutschen Fernsehunterhaltung. Das sei für sie kein Abstieg, sagt sie anlässlich ihres 80. Geburtstags am 13. Oktober 2018.
Frau Hörbiger, feiern Sie denn groß?
Es wird kein großes Fest geben, ich werde im allerkleinsten Familienkreis feiern.
Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?
Gesundheit und ein langes Leben, ganz einfach. Ich liebe das Leben. Wenn die Sonne scheint, bin ich regelrecht high. Obwohl das Leben nicht immer leicht für mich war – dadurch, dass ich meinen ersten Mann und vor zwei Jahren erneut meinen Lebensgefährten verloren habe.
Was hat Ihnen Kraft gegeben?
Sie werden lachen, das waren meine zwei Mops-Hunde. Ich bin zwar alleine, aber durch diese beiden nicht einsam. Mein Tagesablauf ist sehr auf diese beiden zugeschnitten. Wir stehen alle drei um 6.30 Uhr auf. Ich bin gezwungen, an die frische Luft zu gehen und mit ihnen ein paar Runden zu drehen, und es tut mir wirklich sehr gut. Dann sind sie dabei, wenn ich Brötchen und Zeitung hole, das macht den beiden großen Spaß. Möpse haben ja die Eigenschaft: Hauptsache, sie sind mit dabei.
Welche Rollen möchten Sie noch spielen?
Eigentlich gar nicht mehr so viele. Ich werde in einem Projekt meines Sohnes noch eine ganz kleine Rolle spielen, aber mit ihm zu arbeiten macht so viel Spaß, dass ich das unbedingt tun will. Er ist Regisseur und Drehbuchautor, es ist immer eine wunderbare Zeit, wenn wir gemeinsam drehen.
Also steht das Ende Ihrer Karriere an?
Meine Karriere habe ich gemacht, sie bleibt und ist ja nicht auf einmal verschwunden. Es wäre das Ende, wenn ich mich zu Tode trinken oder Gift nehmen würde. Aber ich höre ja freiwillig auf.
Gab es in Ihrer Laufbahn auch Tiefs?
Na sicher, die hat jeder Schauspieler irgendwann einmal. Vor allem, wenn ich am Theater schlechte Kritiken bekommen habe bei Rollen, die ich geliebt habe.
Ihren Durchbruch als Fernsehschauspielerin erlebten Sie 1987 mit der Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ ...
Der Schritt zum Fernsehen hat mich keine Überwindung gekostet, ganz im Gegenteil: Angstfrei zu spielen war großartig. Für mich, die großen Wert auf Disziplin legt, ist jeder Hänger eine Katastrophe. Aber im Fernsehen ist ein vergessener Text bei weitem nicht so tragisch wie am Theater.
Sind Sie durch die Rolle als Gräfin in einer Schublade gelandet?
Nein. Man besetzt mich immer als Dame. Aber das hat damit nichts zu tun.
Welche Erinnerungen haben Sie denn an „Schtonk!“, Helmut Dietls Satire um die gefälschten Hitler-Tagebücher?
Am Anfang war ich skeptisch, weil ich mir gesagt habe: Oh Gott, nun beginnen wieder diese ganzen Geschichten rund um die Nazi-Zeit. Bis ich gemerkt habe, was für ein wunderbarer Regisseur Helmut Dietl war. Ich denke gerne an die Dreharbeiten mit Götz George zurück.
Der Film war sogar für einen „Oscar“ nominiert, ging aber leer aus….
Wissen Sie, ich habe viele Auszeichnungen. Sie stehen in einem Schrank, und wenn ich daran vorbeigehe und durch die Glaswand schaue, denke ich mir: „Donnerwetter sapperlot, das ist ja toll.“ Ich freue mich über jede einzelne. Man sollte Preise aber nicht erst im fortgeschrittenen Alter bekommen, wie das bei mir war, sondern wenn man jung ist, weil einem das einen solchen Auftrieb gibt.
Hat das Thema Emanzipation Sie in Ihrer langen Karriere beschäftigt?
Gleichberechtigung war für uns zuhause selbstverständlich. Dadurch, dass meine Mutter sehr früh sehr selbständig war und meinen Schwestern und mir das vorgelebt hat, gab es in dieser Beziehung für mich nie ein Problem. Aber die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen fand ich immer sehr ärgerlich. Ich muss aber zugeben, dass ich in dieser Hinsicht keine Kämpferin war. Als ich am Theater war, war es ganz selbstverständlich, dass Männer die höheren Gagen erhielten. Das ging so weit, dass ich weggeschaut habe, wenn der Vertrag eines männlichen Kollegen auf dem Schreibtisch des Direktors lag. Wenn ich auf der Bühne gewusst hätte, dass der Kollege eine 20 Prozent höhere Gage bekommt, obwohl ich die Hauptrolle spiele – das wäre nicht gut gewesen.