Der VfB will Nationalspieler Christian Träsch nur ziehen lassen, wenn die Kasse stimmt.

Stuttgart - Transfers in der Bundesliga sind eine Kunst für sich. Wer mitmischt im Poker um die Gunst der Stars in kurzen Hosen, braucht vor allem zwei Dinge: Geduld und starke Nerven. VfB-Manager Fredi Bobic sagt mit kühler Miene: "Ich habe beides."

Es wäre ja auch ein grober Verstoß gegen die Gesetze der Branche gewesen, hätte Christian Träsch das Vertragsangebot des VfB Stuttgart aus dem Stand unterschrieben. Vier Jahre Laufzeit, drei Millionen Euro Jahresgehalt. Da muss der Normalverdiener mit seinen paar Kröten nicht lange überlegen. Bei Fußball-Profis liegt der Fall meist ein bisschen anders. Sie nutzen gern die Dienste eines Beraters - und der entwickelt den immer gleichen Reflex: Darf's noch ein bisschen mehr sein? Schließlich richtet sich sein Honorar nach der Höhe des Vertragsvolumens. Drei bis vier Prozent sind durchaus üblich, weshalb auch noch keiner der Dienstleister verhungert ist.

Das alles wäre im Poker um Christian Träsch nicht einmal das große Problem. Ein paar Scheinchen könnte der VfB mit Sicherheit noch lockermachen. Im Gegenzug erschiene im neuen Vertrag dann eine fixe Ablösesumme, von der für den Fall eines späteren Vereinswechsels sowohl der Spieler und sein Berater als auch der Verein profitieren.

Diese Tür hat Christian Träsch aber schon vergangene Woche zugeschlagen. Das Gespräch mit Fredi Bobic war fast so schnell beendet wie eine Runde durchs Stadion. Am Dienstagabend bestätigte der VfB dann offiziell: "Die erste Verhandlungsrunde ist gescheitert."

Wann fällt der Dominostein im Transfergeschäft?

Das ist in mehrfacher Hinsicht keine gute Nachricht: Zum einen, weil Träsch in den Planungen von Fredi Bobic und Trainer Bruno Labbadia als Häuptling vorgesehen war. "Er ist ein absoluter Führungsspieler", sagt der Manager. Zum anderen, weil es längst kein Geheimnis mehr ist, dass Bayer Leverkusen nach einem Ersatz sucht, falls Arturo Vidal doch noch zum FC Bayern München wechseln sollte. Zu allem Überfluss meldete sich unlängst noch eine sonore Stimme aus Wolfsburg auf der VfB-Geschäftsstelle. Felix Magath bekundete sein Interesse. Nur mal so. Wenn mehr daraus werden sollte, muss der ehemalige VfB-Trainer aber tief in die Tasche greifen. Erst ab einer Transfersumme von zehn Millionen Euro dürfte Bobic seinen Taschenrechner bemühen. Der Vertrag von Christian Träsch beim VfB läuft noch bis 2012, und der VfB-Manager ließ während seiner Einkaufstour in Japan gegenüber unserer Zeitung keine Zweifel daran, dass er den Kampf um den kilometerfressenden Mittelfeldspieler noch nicht verloren gibt: "Am 3. Juli kehren die Nationalspieler ins Training zurück. Dann werde ich noch einmal in Ruhe mit Christian reden", sagt er am Mittwoch und fügte seelenruhig hinzu: "Unsere Schmerzgrenze für einen Transfer liegt sehr hoch. Bisher gibt es keine offizielle Anfrage von einem anderen Verein." Das kann sich blad schon ändern.

Fällt der erste Dominostein im Transfergeschäft, purzeln die anderen für gewöhnlich schnell hinterher. Angeblich ist Bayern-Star Bastian Schweinsteiger beim AC Mailand im Gespräch. Prompt bot sich Arturo Vidal über die "Bild"-Zeitung als adäquater Ersatz an: "Ich will nach München. Jetzt. Ich möchte unbedingt, dass sich die Vereine einigen." Die Bayer-Bosse stellen die Ohren bisher noch auf Durchzug, aber sie gucken in der Zeitung auch nicht nur nach den bunten Bildchen. Wenn die Kasse stimmt, ist alles möglich.

In Wolfsburg hat Rechtsverteidiger Sascha Riether angedeutet, keinen Wert mehr auf die Körperertüchtigung unter Felix Magath zu legen. Er ist als Neuzugang beim 1. FC Köln im Gespräch. Angeblich wären die Wölfe bereit, das Gehalt von Christian Träsch auf 3,5 bis vier Millionen Euro zu erhöhen. Auch die Mindest-Ablösesumme würde den VW-Club nicht in griechische Verhältnisse stürzen. Zehn Millionen Euro, so schätzen Kenner der Wolfsburger Verhältnisse, wäre Magath der Handel wert.