Christian Drosten hat bei einem Vortrag das Vorgehen namens Triage erläutert. Foto: dpa/Christophe Gateau

„Bei uns zählen alle Menschenleben“ – Virologe Christian Drosten hat bei einem Vortrag die Corona-Maßnahmen verteidigt. Er erläuterte dabei das Vorgehen namens Triage, bei dem Patienten im Extremfall sortiert werden.

Berlin - In der Debatte über die Corona-Maßnahmen hat der Virologe Christian Drosten an die schwierigen Entscheidungen von Ärzten im Fall einer Überlastung der Intensivstationen erinnert. In einem Vortrag erläuterte er das Vorgehen namens Triage, bei dem Patienten im Extremfall sortiert werden. Man habe zum Beispiel einen alten Covid-19-Patienten, der seit einer Woche auf der Intensivstation beatmet werde, mit einer Überlebenschance zwischen 30 und 60 Prozent. Und dann komme ein 35-jähriger Vater dreier Kinder mit einem schweren Covid-19-Verlauf. Der jüngere Patient müsse dringend an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden, sonst sei er übermorgen tot - das wisse man als Intensivmediziner, sagte Drosten bei einer Veranstaltung in Meppen am Freitagabend. 

„Bei uns zählen alle Menschenleben“

„Was machen Sie? Sie müssen einen der älteren Patienten abmachen. Das ist, was Triage bedeutet“, sagte Drosten. „Und aus diesem Grund hat die Bundesregierung beschlossen, in diese Maßnahmen einzutreten, die wir jetzt haben.“ In unserem Kulturkreis gebe es ein anderes Ethikverständnis als in anderen Kulturkreisen: „Bei uns zählen alle Menschenleben.“ Drosten erläuterte, wie schnell sich zuletzt die 400 Intensivbetten der Charité mit Covid-19-Patienten füllten. Ein Teil der geplanten Operationen werde bereits abgesagt. Laut dem Lagebericht der Berliner Gesundheitsverwaltung vom Sonntag hat sich die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen in der Hauptstadt innerhalb von elf Tagen verdoppelt.

Das Wort Triage stammt vom französischen Verb „trier“, was „sortieren“ oder „aussuchen“ bedeutet. Das System kommt aus der Militärmedizin: Ende des 18. Jahrhunderts fanden sich im „Königlich-Preußischen Feldlazareth-Reglement“ erste Angaben, wie Verwundete nach Schweregraden eingeteilt werden sollten.

Lesen Sie auch: Armin Laschet: Kontakte auf das Nötigste reduzieren

Die Politik hofft, mit einem seit Montag geltenden Teil-Lockdown die rasant gestiegenen Corona-Infektionszahlen und den wachsenden Druck auf das Gesundheitswesen wieder in den Griff zu bekommen.