Die Nachfrage nach Weihnachtsbäumen ist bundesweit stabil. Favorit ist und bleibt die Nordmanntanne, während künstliche Bäume auf dem absteigenden Ast sind. Hierzulande wünschen immer mehr Kunden unbehandelte und frisch geschlagene Bäume.
Mit dem dritten Advent beginnt die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts. Das gilt auch für Christbäume. Überall im Kreis sind derzeit bei Supermärkten oder am Straßenrand Verkaufsstände aufgebaut. Landwirtschaftliche Betriebe bieten Bäume vom Hof und teilweise direkt aus der Kultur an. Neben der regionalen Herkunft legen die Kunden zunehmend Wert auf naturnahe Produktion.
Die Verkaufszahlen für Weihnachtsbäume sind trotz Krisen und leicht steigender Preise bundesweit gleichbleibend stabil. Nach Angaben der Erzeugervereinigung Verband natürlicher Weihnachtsbaum werden deutschlandweit rund 25 Millionen Christbäume verkauft, in Baden-Württemberg sind es jährlich etwa 2,5 Millionen Bäume. Die meisten der Bäume werden von kleinen und mittleren Betrieben regional produziert und vermarktet. Etwa 20 Prozent stammen hauptsächlich aus Plantagen in Dänemark.
Weit hinter der Nordmanntanne kommen Blau- und Rotfichte
Die Nordmanntanne dominiert dabei seit Jahren mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent das Geschäft mit den Bäumen. „Das ist ganz klar der beliebteste Weihnachtsbaum, weit dahinter kommen die Blaufichte und die Rotfichte“, berichtet Markus Eberhardt vom Berghof in Deizisau. Der landwirtschaftliche Betrieb baut schon seit Jahren Tannen und Fichten an. In den Kulturen stehen aber auch einige Nobilistannen und Coloradotannen. Derzeit wird geerntet, „täglich frisch und nur nach Bedarf und Nachfrage“. Damit wird auch Platz für die Setzlinge und Jungbäume in der Kultur geschaffen, die parallel heranwachsen und in etwa acht Jahren dann auf dem Hof zum Verkauf stehen, wie sein Neffe Ruben Eberhardt erzählt, der kräftig mit anpackt.
Die Nordmanntanne verdanke ihre Beliebtheit den weichen Nadeln, die es angenehm machten, den Baum zu schmücken. „Die Blaufichte hat kurze und sehr stachlige Nadeln, aber sie hat sehr viel Harz und duftet deshalb intensiv, wenn sie ins Warme kommt, und das verbinden viele Leute auch mit Weihnachten“, erzählt Eberhardt.
Auch in der Baumkultur der Familie Kaplick im Tiefenbachtal nahe Nürtingen dominiert die Nordmanntanne. „Gleichbleibend rund 90 Prozent der Nachfrage betrifft die Sorte“, berichtet Max Kaplick. In der Kultur am Waldrand können die Kunden ihren Wunschbaum auch selbst schlagen. „Viele Familien wollen das. Kinder haben ihren Spaß beim Sägen und beim Arbeiten draußen in der Natur“, erzählt er.
Wichtigste Frage: „Sind die gespritzt?“
Bei Kaplick wie auch anderen Vermarktern wird neben der regionalen Herkunft auch Wert auf eine möglichst naturnahe Produktion gelegt. „Sind die gespritzt? Das ist eine der wichtigen Fragen der Kunden“, erzählt Kaplick. In seinen Kulturen wie auch in Markus Eberhardts Anlagen sorgen lediglich Schafe für die Düngung.
Die Nachfrage nach Bio-Weihnachtsbäumen steige stetig, erzählt Lars Langhans, der Sprecher des Verbands natürlicher Weihnachtsbaum. Wichtig sei, dass die Bezeichnung „Bio“ nur mit einer Zertifizierung verwendet werden darf. Kaufentscheidend sei aber weniger das formelle Zertifikat als vielmehr, dass die Bäume ungespritzt und ohne künstliche Düngemittel aufwachsen, sagt Sebastian Hecklismüller, dessen Familie in Lichtenwald bei der Ölmühle im Reichenbachtal in der dritten Generation Weihnachtsbäume kultiviert. „Viele unserer Kunden kommen extra zu uns, weil wir unbehandelte Bäume anbieten“, erzählt er. Bereits sein Großvater habe, lange bevor der ökologische Landbau die heutige Bedeutung hatte, Weihnachtsbäume angebaut, ohne Spritzmittel zu verwenden. „Mit dieser Tradition haben wir nie gebrochen“, sagt er.
Für die Kunden habe dies nur Vorteile. Der Baum im Wohnzimmer dufte nur nach Harz und nicht nach Chemie. „Und wenn die Kinder oder die Haustiere beschließen, den Weihnachtsbaum zu verspeisen, ist das nur deshalb schlimm, weil Sie dann ohne Baum dastehen, aber Ihre Lieben werden nur Holz und Nadeln gegessen haben, sonst nichts“, scherzt Hecklismüller.
Kaum noch gefragt sind Topfbäume
Topfbäume werden nur sehr selten nachgefragt. Hecklismüller rät seinen Kunden davon ab, denn die Chance, „dass der Baum nach der Standzeit im Wohnzimmer noch weiterwächst oder noch ausgepflanzt werden kann, ist sehr gering“. Kaplick bietet überhaupt keine Topftannen an. „Das ist etwas für Gärtner oder für den Stand auf dem Supermarkt-Parkplatz“, sagte er.
Ein weiterer Trend scheint derweil beendet zu sein: Plastikpflanzen kämen zusehends außer Mode, stellt Verbandssprecher Lars Langhans fest. Noch im Dezember 2019 hätten sich zwölf Prozent der deutschen Haushalte für einen Plastikweihnachtsbaum entschieden. Die Nachfrage nach Plastikbäumen wachse nicht mehr weiter, sagt Langhans mit Verweis auf die aktuellen Zahlen. Das Plastikmüllproblem und die Klimakrise hätten offenbar zu einem Umdenken geführt. „Die jüngere Generation greift besonders häufig zum natürlichen Weihnachtsbaum.“