Holger Frank Heimsch tritt gleich mit vier Chören an beim Chorfest auf. Außer Chormäleon dirigiert er den „Männlich Vokal“ und „Total Vokal“, zwei Projektchöre des Sängerkreises Mittlerer Neckar, für den SWR Vokalensemble ist er als Assistent der Chormanagerin Cornelia Bend dabei.
Stuttgart - „Liebe Tenöre! Beim Chorus fällt es ein bisschen herunter. Denkt an die Figaroübung, da kommt die erste Reihe schön ins Schwitzen.“ Holger Frank Heimsch wirft schwungvoll den Arm nach oben. Der Mann hat viel Energie – und diese hat sich offenbar auf die Männer und Frauen in der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart ausgebreitet. Die Mitglieder von Chormäleon, dem DHBW-Chor, haben gerade mit Heimsch, ihrem Chorleiter, „Don’t stop me now“ der Band Queen geprobt. Es gehört zu jenen Liedern, die die Studierenden, Dozenten, Mitarbeiter, Alumnis beim Deutschen Chorfest in Stuttgart singen.
Der erste Gesangsunterricht bei den Hymnus-Chorknaben
Heimsch tritt gleich mit vier Chören an, neben Chormäleon dirigiert er den „Männlich Vokal“ und „Total Vokal“, zwei Projektchöre des Sängerkreises Mittlerer Neckar, für das SWR-Vokalensemble ist er als Assistent der Chormanagerin Cornelia Bend dabei. „Chormusik ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts!“ zitiert der 28-Jährige das Credo des Dirigenten Frieder Bernius’. Aus Heimsch spricht Leidenschaft. Und die wurde früh entfacht: Ab dem Alter von vier Jahren sang er im Kinderchor, spielte Theater oder tanzte Ballett. „Meine Eltern ließen mich viel ausprobieren“, erinnert er sich. Seine Augen leuchten: „Judo war es nicht – aber Musik, aus dem Hobby wurde Berufung.“
Der erste Gesangsunterricht folgte mit sechs bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, danach Musikschule, Musikabitur, Musikhochschule und Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. Lehramt, Musik als Hauptfach, studierte er dort und legte die Dirigentenprüfung ab. In allen Phasen leitete er Chöre, in der Oberstufe, an der Hochschule. Und beim Hochschulradio an der Hochschule der Medien, wo er sich in Moderation und Journalistik qualifizierte, stellte er in „Nachtaktiv“, seiner eigenen Show für die Heimfahrt im Nachtbus, Newcomerbands aus der Region Stuttgart vor. Seit dem Jahr 2013 moderiert und produziert er „Vocals on air – Radio für die Vokalszene“, ein Projekt der Chorjugend im Schwäbischen Chorverband, wo er stellvertretender Verbandsjugendchorleiter ist. „Im Jahr 26 Sendungen, mit bis zu acht Podcasts“, beschreibt er. „Für jeden ist etwas dabei. Wir stellen Chöre vor, sprechen auch über Musikwissenschaftliches, Projektentwicklung, Crowdfunding ... Ich will die Vielseitigkeit der Chormusik vermitteln.“ Nach 85 Sendungen hofft Heimsch nicht nur auf die 100.te, sondern dass auch öffentlich-rechtliche Sender das Potenzial erkennen.
Heimsch sang im Konzertchor von Gotthilf Fischer
Das Potenzial ihres „Mister Chor“ kennen und schätzen die Chormäleonmitglieder längst. Als er das Ensemble 2012 übernahm, war es vor der Auflösung, bestand aus 15 Mitgliedern. Mittlerweile sind es 60. „Ich wollte mal Zirkusdirektor werden“, scherzt Heimsch und fährt fort, dass einen Chor zu leiten, respektvolles Geben und Nehmen bedeutet. „Ich helfe jedem, der sich stimmlich weiterbilden will.“ Er selbst sang unter anderem im Hochschulchor der PH Ludwigsburg oder dem Fernsehchor und dem Konzertchor von Gotthilf Fischer. „Das war Erfahrung, aber auch die Erkenntnis, dass ich etwas anderes wollte“, erinnert er sich.
Mit dem DHBW-Chor erarbeitete er Stücke aus Pop, Rock, Musical, Jazz, Gospel und A cappella-Comedy, zum Teil selbst arrangiert. In „4chords“ hat Heimsch etwa 30 englische und deutsche Hits der Musikgeschichte schwungvoll zusammengebracht, von James Blunts „You’re beautiful“ über U2 „With or without you“ bis zum traditionellen schottischen Neujahrslied „Auld Lang Syne“. Der kürzlich dazu auf Youtube online gestellte Clip eines musikalischen Flashmobs wurde in kürzester Zeit 11 000 Mal angeklickt. Das bestätigt den Enthusiasten. „Chor, das bedeutet Gemeinschaft, Wertschätzung, Motivation, Teamwork, Persönlichkeitsentwicklung und das Ziel, mit Musik eine Botschaft, Gefühl und Lebensfreude zu vermitteln.“
Und manche finden dabei auch die Frau fürs Leben, wie Heimsch. „Wir werden im September heiraten.“