Zusehen sind monochrome Schalen und Vasen Foto: Lindenmuseum

„Die Farben Chinas“ nennt sich die kleine Schau in der Asien-Abteilung des Linden-Museums. Gezeigt werden Porzellane aus der Privatsammlung von Georg Büchner. Zu sehen sind monochrome Schalen und Vasen, die durch schöne Farben und besondere Glasuren ansprechen

Stuttgart - Andere Länder, andere Kulturen. Doch das, was das Linden-Museum in einer kleinen Keramik-Ausstellung präsentiert, wirkt höchst vertraut. Diese Teller, Schalen und Vasen, die im 18. und 19. Jahrhundert in China entstanden sind, haben so gar nichts mit dem gemein, was man bei chinesischem Porzellan erwartet. Im Gegenteil: Ob es die gelbe Schale ist, die kupferrote Vase oder der grüne Teller – die Formen und Farben kann man heute in modischen Einrichtungshäusern entdecken, sie tauchen selbstverständlich im aktuellen Geschirr-Sortiment auf. Diese exquisiten Sammlerstücke aus früheren Zeiten verraten, wo sich heutige Designer ihre Inspirationen holen.

„Die Farben Chinas“ nennt sich die kleine Schau in der Asien-Abteilung des Linden-Museums. Gezeigt werden Porzellane aus der Privatsammlung von Georg Büchner, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Württembergischen Versicherungen, der bereits verfügt hat, dass seine Bestände eines Tages ans Linden-Museum gehen werden. Als kleines Dankeschön an den Stifter werden schon jetzt einige Stücke aus der rund 150 Objekte umfassenden Kollektion präsentiert, aber auch, um anderen potenziellen Sammlern Appetit auf eine Schenkung zu machen. Denn das Linden-Museum kann nur wenig ankaufen, gerade bei chinesischem Porzellan sind die Preise in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, weil chinesische Sammler versuchen, Stücke, die in aller Welt verstreut sind, wieder zurückzukaufen.

Das Besondere an der Kollektion von Georg Büchner ist, dass er monochrome Porzellane sammelt, also nicht die üblichen weißen und blau verzierten Stücke, sondern schlichte, minimalistische Schalen und Vasen, die vor allem durch ihre schönen Farben und besonderen Glasuren ansprechen. Für die blaue Glasur etwa wurde fein geriebenes Kobaltpigment durch ein Bambusrohr auf die rohen Scherben geblasen. Die Teestaubglasur ist matt und besitzt eine zarte Punkte-Struktur.

Kulturelle Unterschiede lassen sich an Gegenständen des täglichen Gebrauchs ablesen

Schade, dass man in der Ausstellung wenig über die Stücke erfährt, etwa wer sie genutzt hat, ob Volk oder Kaiser. Auch die wissenschaftlichen Fachbegriffe bleiben leider unerklärt, ob es Seladone, Schultertopf oder Shop-Marke ist. Ein Video führt zumindest vor, wie heute große, dünnwandige Vasen erstellt werden. Dabei scheinen zwei Männer förmlich hineinzukriechen in die riesigen Gefäße, die auf der Drehscheibe kreiseln. Oftmals halten sie sich auch an den Händen, damit der eine das weiche Material formen kann, während der andere die Hände des Kollegen über den glitschigen Ton wandern lässt.

Eines macht diese kleine Auswahl aber doch deutlich: dass die kulturellen Unterschiede sich gerade an Gegenständen des täglichen Gebrauchs ablesen lassen – sei es bei den Spucknäpfen oder bei den Tellern, die weder mit europäischen Suppen- noch mit flachen Tellern vergleichbar sind. Jede Küche und Kultur hat ihr eigenes Geschirr hervorgebracht – aber die Lebensgewohnheiten spiegeln sich auch in anderen Objekten wie den Pinselbechern, die in den Stuben der chinesischen Gelehrten standen und sozusagen das asiatische Pendant zum Tintenglas sind.