In der Regel wenig Verkehr – doch manche Gäste des Europaparks nutzen den Airport. Foto: dpa

Chinesische Investoren interessieren sich für den Flughafen.

Lahr - Ob man mit einer solchen Formulierung Spekulationen beendet? „Es gab nie die Absicht, den Flughafen zu verkaufen“. Der Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller (SPD) mühte sich am Freitag, der Presse zu erklären, was die Ergebnisse von „Sondierungsgesprächen“ mit einer Gruppe chinesischer Investoren seien. Diese hatten für das Gelände mit einer drei Kilometer langen Landebahn, Fluglizenz und Infrastruktur angeblich 200 Millionen Euro geboten. Das nach dem Zweiten Weltkrieg militärisch genutzte Areal war nach dem Abzug der Kanadier vor 30 Jahren von der Stadt im Ortenaukreis gekauft worden. Seitdem sind zahlreiche Betriebe, vor allem Logistikunternehmen wie Zalando, angesiedelt worden.

Sämtliche Pläne, den Militärflughafen zu einem florierenden zivilen Airport umzugestalten, sind jedoch gescheitert. Nach Pleiten, Pech und Pannen hat der Schwanauer Unternehmer für Tunnelbohrmaschinen, Martin Herrenknecht, mit Unterstützung des Europaparks Rust den Flugbetrieb übernommen. Die Lahrer Fluglizenz ist auf Frachtflüge beschränkt, Passagiere dürfen nur mit Ausnahmegenehmigungen starten und landen – etwa Unternehmer, Staatsgäste, der Papst oder Bundesligamannschaften, die im nahe gelegenen Freiburg antreten wollen. Eine grundsätzliche Ausnahmegenehmigung besteht für Besucher des Europaparks. Lahr hat sich daran gewöhnt, dass meist Ruhe im Luftraum herrscht, abgesehen von manchen Kleinflugzeugen.

Anlaufpunkt für Touristen aus Fernost

Das würde sich wieder massiv ändern, wenn Lahr zum günstig gelegenen Hotspot für chinesischen Europatourismus – mit TGV-Anbindung an Paris – würde. Die Reaktionen von Gemeinderäten und Kandidaten des laufenden OB-Wahlkampfes fallen kritisch aus. Einen Verkauf des Flugplatzes möchte niemand, SPD, Grüne und Linke sind gegen die Ausweitung des Flugbetriebes. „Wir befinden uns in Sondierungsgesprächen“, sagt der Oberbürgermeister Müller und versuchte damit, nach der von ihm bitter beklagten „Indiskretion“ die Wogen zu glätten.

Bereits zwei Mal seien, die chinesischen Interessenten in Lahr gewesen. „Seriös und sehr finanzstark“ seien sie. Er habe die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen informiert, betont Müller, der sein Amt Ende Oktober altershalber aufgibt. Mehr Transparenz sei im Interesse des gebotenen „Investorenschutzes“ aber nicht möglich gewesen.

Flughafen ist sanierungsbedürftig

Das Angebot von 200 Millionen Euro bestätigt der scheidende OB, aber er habe unmissverständlich deutlich gemacht, dass weder Gelände noch Lizenz zum Verkauf stünden. Dennoch: es bestehe Handlungsbedarf, weil ein „zweistelliger Millionenbetrag“ zur „Ertüchtigung des Flughafens“ fällig werde. Der jetzige Flughafenbetreiber Herrenknecht habe sich dazu bisher nicht geäußert, und der Pachtvertrag laufe 2021 aus. Die fliegerische Nutzung einfach aufgeben könne man nicht, denn sonst würde eine vertraglich bis 2028 geregelte Nachzahlung zum Kaufpreis fällig. Das wären derzeit 2,5 Millionen Euro. Das will Müller nicht riskieren und vor allem die Option offen halten: dass am Westrand der Stadt ein europäisches Logistikdrehkreuz entsteht, das auch aus der Luft zu erreichen ist.