Erstmals in der Geschichte ist eine Raumsonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Chang’e 4 setzte Donnerstag um 3.26 Uhr am Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol des Erdtrabanten auf. Foto: dpa/China National Space Administration/Xinhua News Agency

Das Manöver galt als schwierig, doch die junge Weltraumnation China hat geliefert. Erstmals ist eine Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Auch Technik aus Deutschland ist an Bord.

Peking - 50 Jahre nach der ersten Mondlandung hat eine chinesische Sonde erstmals auf der Rückseite des Erdtrabanten aufgesetzt. Chang’e 4 landete am frühen Donnerstagmorgen um 3.26 Uhr MEZ am Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol des Mondes. Minuten nach der Landung funkte die Sonde erste Bilder zur Erde, auf denen die Oberfläche des Mondes zu sehen ist.

Die erste sanfte Mondlandung gelang der sowjetischen Sonde Luna 9 1966. 1959 zerschellte Luna 2 auf dem Mond. 1969 betrat ein US-Astronaut erstmals den Erdtrabanten.

Roboterfahrzeug an Bord

China ist nun aber die erste Nation, die auch auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes gelandet ist. An Bord der Chang’e 4 befindet sich ein Roboterfahrzeug, das in einem nächsten Schritt das Terrain um die Landestelle erkunden soll.

Chinesische Experten hatten die Mission im Vorfeld als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Als Hürde galt die reibungslose Kommunikation mit der Erde, weil auf der Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufgebaut werden kann. Deshalb brachten die Chinesen bereits im Mai den Übertragungssatelliten Queqiao (Brücke der Elstern) in Position, um Signale aus dem Funkschatten senden zu können.

Strahlenmessgerät kommt von der Universität Kiel

An Bord von Chang’e 4 ist auch ein von Wissenschaftlern der Kieler Christian-Albrechts-Universität entwickeltes Strahlenmessgerät. Das „Lunar Lander Neutrons & Dosimetry“ (LND), das kaum größer als ein Taschenbuch ist, soll mindestens ein Jahr lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte Mondmissionen vorzubereiten.

Das Gerät könne elektrisch geladene Strahlung und nicht geladene Strahlung von Neutronen messen, erklärte der Physiker Jia Yu vom Institut für extraterrestrische Physik an der Universität Kiel.

Nur rund 13 Monate Zeit hatten Professor Robert Wimmer-Schweingruber und sein Team vom Institut für Experimentelle und Angewandte Physik in Kiel, um das chinesische Mondlabor mit ihrem Strahlenmonitor zu bestücken.

Kieler Physiker sind an mehreren Raumfahrtprojekten beteiligt

Das Kieler Institut und der Experimentalphysiker Wimmer-Schweingruber sind spezialisiert auf die Erforschung kosmischer Strahlung und des Sonnenwindes. So entwickelten sie bereits Messinstrumente für den Mars-Rover „Curiosity“ und die Weltraummission „Solar Orbiter“ der europäischen Raumfahrtbehörde ESA.

„Vor drei Jahren konnten wir auf einem Workshop der chinesischen Raumfahrtbehörde unser Konzept für die Messung der Strahlungen auf dem Mond mit LND vorstellen“, sagte Wimmer-Schweingruber der „Deutschen Welle“. „Vermutlich wird China das nächste Land sein, das bemannte Mondmission startet. Und unsere Messung ist wichtig für die Vorbereitung solcher Missionen.“ Er könne sich gut vorstellen, dass China das erste Land sei, das wieder zum Mond fliegt. „Einfach weil sie die größte Treibkraft hinter dem ganzen Weltraumprogramm haben.“

2030 sollen Chinesen den Mond betreten

2019 plant China eine weitere unbemannte Landung, um Gesteinsproben zur Erde zurückzubringen. Bis 2030 soll erstmals ein Chinese einen Fuß auf den Erdtrabanten setzen. Die Mondmissionen sind nur ein Teil des ehrgeizigen Raumfahrtprogramms Chinas, das auch den Bau einer Raumstation um 2022 vorsieht.

Chang’e 4 war am 8. Dezember von der Erde gestartet und erreichte laut Staatsfernsehen am 12. Dezember die Mond-Umlaufbahn. Mit Chang’e 3 hatten die Chinesen erstmals 2013 eine Sonde auf der Vorderseite des Erdtrabanten gelandet – weit später als Russen und Amerikaner. Die USA hatten nach unbemannten Sonden zwischen 1969 und 1972 auch zwölf Astronauten auf den Erdtrabanten gebracht.