Chinas Präsident Xi Jinping gibt sich demonstrativ gelassen. Foto:  

Nordkoreas Raketentext erschwert den Besuch des chinesischen Staatschefs Xi Jinping bei US-Präsident Donald Trump am Donnerstag und Freitag zusätzlich. Trump will Peking unter Druck setzen – doch die Chinesen haben noch Asse im Ärmel.

Peking - Nordkorea hat erneut internationale Auflagen gebrochen und eine Rakete getestet. Die Mittelstreckenrakete des Typs KN-15 wurde laut dem südkoreanischen Verteidigungsministerium am Mittwoch nahe der Hafenstadt Sinpo 60 Kilometer weit ins Meer abgefeuert. Die Provokation des Machthabers Kim Jong-un kommt pünktlich vor dem Spitzentreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping am Donnerstag und Freitag. Ein bekanntes Muster: „Kim tut das, um sich als ernst zu nehmender Spieler in Erinnerung zu halten, und vielleicht auch aus Geltungssucht“, sagt Narushige Michishita, Nordkorea-Experte am National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio. Vermutlich plane Kim in naher Zukunft gar einen weiteren Kernwaffentest: „Das Programm macht deutliche Fortschritte.“ In der Praxis zählen viele Experten Nordkorea schon zu den Atommächten. Außer Seoul befinde sich auch Tokio bereits „in nuklearer Geiselhaft“ Nordkoreas, sagt Michishita.

Plant Trump einen Einmarsch der US-Armee in Nordkorea?

Bereits im Vorgriff auf das Treffen mit Xi hatte Trump auf ein wirksames Vorgehen gegen Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramm gedrungen und in Richtung Fernost ausgeteilt. „Wenn China das Nordkorea-Problem nicht löst, dann machen wir das halt selbst“, sagte er der britischen Zeitung „Financial Times“. Peking betrachtet Nordkorea als Teil des eigenen Einflussgebiets und verbittet sich Einmischungen.   Diplomaten und Analysten fragen sich nun bereits mit Schaudern, ob Trump einen Einmarsch der US-Armee in Nordkorea im Sinn habe. Die Möglichkeiten Trumps gegenüber dem abgeschotteten Staat sind begrenzt. Er lehnt sich mit seinen Ankündigungen weit aus dem Fenster – denn mehr als die militärische und die ökonomische Option seiner Vorgänger hat auch er nicht.

Ein Konflikt um das schwer bewaffnete Land lässt sich nach Einschätzung einer Mehrheit der Militärs nicht gewinnen und wäre mit Millionen von Toten verbunden. Andererseits hat Trump das immer aggressiver auftretende Nordkorea zur Priorität seiner Außenpolitik erklärt. Wenn es schon innenpolitisch hapert, könnte er versuchen, auf der Weltbühne zu liefern.