Extrem legere Bühnenkleidung ist eine der vielen Besonderheiten von Chilly Gonzales. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Er ist mehr als ein Musik-Clown: In der Liederhalle hat der in Köln lebende Kanadier Chilly Gonzales mit virtuosem Durcheinander begeistert: Bach, Britney Spears und Rap.

Stuttgart - Die Welt kennt ihn als den perfekten Piano-Clown. Aber Chilly Gonzales hat Ambitionen. Er spielt sein Instrument vollendet, temperamentvoll, rasend und entschleunigt, hysterisch und mit Humor. Ein Jahr lang, erzählt er den Fans, die den Beethovensaal am Sonntagabend restlos füllen, mied er die Bühne, um zum Komponisten zu reifen. Statt virtuosem Slapstick bietet er ihnen nun vor allem also Stücke, bei denen der Witz in der Note sitzt. Im Sabbatjahr, das er sich nahm, wollte Chilly Gonzales sich vom Entertainer zum Künstler wandeln. Sein Umgang mit Klischees zwischen Filmmusik, Romantik, Rap und rockendem Bombast begeistert auf ganz eigene, unverschämte Art und Weise.

Bach udn Britney Spears

Gonzales, ein Kanadier, den es nach Köln verschlug, arbeitete mit Jazz- und Pop-Musikern, mit Peaches, Helge Schneider, Jarvis Cocker. Er wird verehrt von vielen, er tritt auf im Bademantel, er lässt sich feiern, donnert auf die Tasten, zitiert Vorbilder, lässt sich ein auf Bach und Britney Spears, versinkt in eigener Schwermut, die hemmungslos mit Kaufhausmusik kokettiert.

In Stuttgart hat er Freundschaft geschlossen mit dem Bühnenmusiker Melakoff Kowalski, bittet ihn auf die Bühne, spielt Rücken an Rücken mit ihm die Melodika. Chilly Gonzales wird begleitet von Schlagzeug und Cello; er mischt das Banale mit dem Erlesenen und erntet wilden Applaus: Einer, der gewinnt, mit schrägem Charme und flinken Fingern.