Lana Gordon (links) spielt in „Chicago“ die Rolle der Männer-Mörderin Velma Kelly; Carien Keizer spielt ihre Rivalin Roxie. Foto: Lichtgut/Rudel

Lana Gordon und Carien Keizer spielen in „Chicago“ die beiden Rivalinnen Velma und Roxie. Der Premiere  sie relativ gelassen entgegen – Musical-Legende Ute Lemper sei Dank. Die Hauptdarstellerinnen über Lampenfieber, Wohnungswechsel und Maultaschen.

Stuttgart - Frau Gordon, Frau Keizer, im Stück sind Sie beide Rivalinnen. Hätten Sie gern die Rolle der jeweils anderen gehabt, oder haben Sie sich direkt für die Besetzung der Velma beziehungsweise Roxie beworben?
Keizer: Ich habe mich ganz allgemein beworben und wurde dann für Velma eingeladen. Bei der ersten Vorstellungsrunde haben sie dann aber gemeint, dass Roxie viel mehr zu meinem Charakter passen würde. Es war 10 Uhr abends, und es hieß: Hier ist dein Text für morgen. Am nächsten Tag musste ich dann mit dem Text in der   Hand vorsingen, und es hat geklappt. Bei den Finals kam dann Lana dazu.
Gordon: Ich war noch für einen anderen Job in Hamburg und habe die erste Vorstellungsrunde verpasst. Die Produzenten haben meine Videos auf You Tube gesehen und mich gefragt, ob ich Zeit für ein Vorsprechen hätte. Für mich ist es ein echter Traum, dass es mit der Rolle geklappt hat.
In „ Chicago“ werden alle Lieder auf Deutsch gesungen. Wie schwer ist das als Nicht-Muttersprachler?
Beide (ironisch lachend): Was meinen Sie damit, dass Deutsch nicht unsere Muttersprache ist?
Keizer: Für die Aussprache haben wir viel Phonetik-Unterricht. Aber auf der Bühne konzentriert man sich auf so viele andere Sachen. Da verschluckt man gern mal einen Konsonanten.
Abgesehen von der Aussprache, wie laufen denn die Proben für die große Premiere am Donnerstag?
Gordon (lacht): Ich mache noch viele Fehler auf der Bühne. Aber das ist normal.
Keizer: Ja, ich auch. Aber auch immer an anderen Stellen. Am Vortag hat es noch funktioniert und am nächsten Tag nicht mehr. Ganz oft machen wir auch an den gleichen Stellen Fehler. Aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit und haben bereits sehr viel geübt. Wir sind also bereit.
Von Nervosität keine Spur?
Keizer: Doch, natürlich. Das gehört schließlich dazu.
Gordon: Ute Lemper hat uns letztens beigebracht, die Show in erster Linie für uns selbst zu machen. Das fand ich klasse und sehr hilfreich.
Träumen Sie denn nachts schon vom Stück?
Keizer: Bei mir ist es das erste Mal, dass ich nicht aufwache und über die Nummern nachdenke. Ich weiß auch nicht, warum.
Gordon: Dafür träume ich von deinen Nummern. Ganz oft habe ich die Melodie von „Ich und mein Baby“ im Kopf. Ich kann dann nicht aufhören, darüber nachzudenken.
Frau Keizer, Sie haben einmal gesagt, dass „Chicago“ der Traum aller Musical-Darsteller ist. Was meinen Sie damit?
Keizer: Die Choreografie ist von Bob Fosse. Das ist für alle Tänzer ein Traum. Außerdem ist es eine sexy Show.
Gordon: Du hast auch die schönsten Kostüme. Sie hat überall Glitzer. Da bin ich ein bisschen eifersüchtig darauf.
Keizer: Aber wenn du den Mund aufmachst und anfängst zu singen, sind meine Kostüme vergessen. Ihre Stimme ist der Wahnsinn.
Frau Gordon, in „Sister Act“ haben Sie die Rolle der quirligen Nonne Deloris van Cartier gespielt. Ist es schwieriger, eine lustige Rolle zu spielen oder die eines verführerischen Vamps?
Gordon: Ich bin auch im echten Leben total lustig, deswegen konnte ich mich ganz leicht in die Rolle hineinfinden. Aber es war mein erstes Engagement auf Deutsch. Besonders die Lieder sind mir total schwergefallen. Die Rolle der Velma hingegen ist sehr geheimnisvoll. Da gibt es für mich als Darstellerin sehr viel zu entdecken.
Nigel Casey spielt den Anwalt und Herzensbrecher Billy Flynn. Ist er auch im wahren Leben ein solcher Charmeur?
Keizer: Total, er ist dauernd am Flirten. Wenn ich etwas aufschreibe, beugt er sich zu mir und versucht, mir seine Nummer zu diktieren.
Gordon: Wir nennen ihn alle schon „Mac Daddy“ (Anmerkung der Redaktion: Figur aus dem Film „Der Superaufreißer“).
Für Ihre Engagements müssen Sie alle paar Jahre in eine andere Stadt ziehen. Machen Ihnen diese häufigen Wohnungswechsel nichts aus?
Keizer: Bevor ich hierhergekommen bin, war ich fünf Jahre in Paris. Das ist für mich schon echt lang. Mir würden die vielen Umzüge vermutlich fehlen. Ich würde ganz unruhig werden, wenn ich zu lange an einem Ort bleiben würde.
Gordon:  Ich  vermisse  meine   Heimat sehr.  Aber  ich  liebe  dieses Leben. Da ist es mir egal, ob ich in Hamburg, Stuttgart oder sonst wo wohne. Die Hauptsache ist für mich, dass ich auf der Bühne stehen kann.
Wie sieht der Alltag eines Musical-Stars aus?
Keizer: Im Moment sind wir nur am Proben. Danach noch etwas essen, schlafen und am nächsten Tag aufstehen und wieder zur Probe. An Vorstellungstagen gehe ich ins Fitnessstudio oder einkaufen. Aber auch da habe ich immer die Vorstellung im Kopf.
Und wenn Sie doch mal Freizeit haben?
Gordon: Mal überlegen, ich gehe gern ins Spa oder shoppen. Es kommt aber so selten vor (lacht).
Keizer: Ich fliege meistens irgendwo durch die Welt und besuche alte Freunde.
Welchen Beruf hätten Sie gewählt, wenn es mit dem Musical nicht geklappt hätte?
Gordon: Wow, das ist echt schwierig. Ich glaube, ich wäre Opernsängerin geworden.
Keizer: Ich wäre wahrscheinlich auf eine Kunstschule gegangen oder hätte Innenarchitektur gelernt.
Sie beide haben schon mal in Stuttgart gelebt. Gibt es etwas, was Ihnen an den Schwaben besonders gefällt?
Gordon: Ich liebe die Maultaschen und Breuninger. Dort gehe ich wahnsinnig gern hin. Aber auch die Markthalle und Feinkost Böhm sind super. Da kennen mich übrigens alle, und ich werde immer herzlich begrüßt.
Keizer: Oh ja, die Markthalle ist echt toll. Ich gehe auch gern ins Café Planie. Da kann man toll frühstücken.
 
Zur Person:

Lana Gordon:

Die Sängerin wurde in New London in Connecticut geboren. Ihr Geburtsdatum bleibt aber ihr Geheimnis

1989 zog sie nach New York. Ihr Studium Tanz an der Alvin Ailey School konnte sie sich dank eines Stipendiums leisten.

Mit „Der König der Löwen“ feierte sie 1997 ihr Debüt am berühmten Broadway in New York.

Von 2012 bis 2013 spielte sie im Stuttgarter Apollo-Theater die Hauptrolle der Nonne Deloris van Cartier in „Sister Act“.

Carien Keizer:

Die Tänzerin und Sängerin wurde 1980 in Amsterdam geboren und ist mit einer Körpergröße von 1,78 Metern für eine Musical-Darstellerin sehr groß.

Ihre Gesangs- und Tanzausbildung absolvierte sie von 1999 bis 2003 an der Akademie „Lucia Marthas“ in Amsterdam.

Ihr erstes internationales Engagement führte sie 2003 nach Stuttgart. In der europaweit ersten Inszenierung von „42nd Street“ war sie Tänzerin und Ensemblemitglied.

2009 bekam sie im bekannten Pariser Varieté-Theater Lido ihre erste Hauptrolle.