Der Regionalligist Chemnitzer FC steht schwer in der Kritik. Foto: dpa-Zentralbild

Durch eine Choreografie wurde beim Chemnitzer FC des verstorbenen, mutmaßlich rechtsradikalen Fans Thomas H. gedacht. Jetzt erstattet der Verein Strafanzeige wegen des Verdachts der Nötigung.

Chemnitz - Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC hat nach den umstrittenen Trauerbekundungen vom Wochenende Strafanzeige gegen unbekannt erstattet. Wie der Klub mitteilte, sei die Anzeige am Montagmorgen bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz eingegangen. Grund sind Vorkommnisse rund um das Spiel gegen VSG Altglienicke (4:4) am vergangenen Samstag, als unter anderem durch eine Choreografie des verstorbenen, mutmaßlich rechtsradikalen Chemnitz-Fans Thomas H. gedacht worden war. Klaus Siemon, Insolvenzverwalter des Chemnitzer FC, erklärte unter anderem, dass der Ablauf der Partie soweit vom Standard abgewichen war, „dass es zu klären gilt, wie dies geschehen konnte“. Vor dem Spiel war auf der Videotafel des Stadions ein Porträt von Thomas H. eingeblendet worden.

 

Das ist in Chemnitz passiert

Wie der MDR berichtete, habe es eine Schweigeminute gegeben, während der ein schwarzes Kreuz und ein Transparent ausgerollt wurden. Zudem wurde eine Pyro-Show abgehalten und H.’s Verdienste für den Verein in einer Rede gewürdigt. Dieser Abweichung vom normalen Prozedere sollen möglicherweise strafbare Handlungen vorausgegangen sein. „Nach Aussagen der zuständigen Mitarbeiter drohten massive Ausschreitungen. Dieser Umstand begründet zumindest den Anfangsverdacht für eine schwerwiegende Nötigung, der von den zuständigen Ermittlungsbehörden aufzuklären ist“, sagte Siemon, der zudem von der Androhung eines schwereren Landfriedensbruch sprach. Laut Vereinsangaben war ebenso „die Verwendung der sonst üblichen Fahnen von bis zu 99 Fanclubs unterbunden“ worden, um die außerordentliche Choreografie zu ermöglichen.

Chemnitz distanzierte sich

Wie der Chemnitzer FC darüber hinaus erklärte, sei in Erfahrung gebracht worden, „dass einschlägig bekannte Personen aus der rechtsextremen Szene für diesen Tag aus anderen Städten nach Chemnitz und Sachsen gereist“ seien. Der Tabellenführer der Regionalliga Nordost distanzierte sich in der Folge vom den Geschehnissen und teilte mit, er sei „nicht bereit, vor diesen Ideologien zurückzuweichen und den Fußball in Chemnitz aufzugeben“. Zudem trennte sich der Klub von der CFC-Fanbeauftragten und SPD-Stadträtin Peggy Schellenberger, die auf ihrer Facebook-Seite offiziell kondoliert hatte und dafür massive Kritik einstecken musste. Neben ihr wurden ein Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung und der Stadionsprecher freigestellt.

Schon am Sonntag war der Chemnitzer Geschäftsführer Thomas Uhlig als Reaktion auf die Vorkommnisse zurückgetreten. Am selben Tag hatte der Verein die Trauerbekundungen in einer offiziellen Pressemitteilung noch gerechtfertigt. „Die Ermöglichung der gemeinsamen Trauer stellt keine Würdigung des Lebensinhalts des Verstorbenen dar“, hieß es dort: „Es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, den Fans des CFC und Hinterbliebenen, die darum baten, die gemeinsame Trauer zu ermöglichen.“